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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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»Lasst Ned damit fertig werden«, hörte man mehr als einmal, wozu die Umstehenden mit den Köpfen nickten und sich weiter um ihre Angelegenheiten kümmerten. Nur Gabel schenkte den Vögeln besondere Aufmerksamkeit, aber das nur so lang, um ein Verdacht-auf-thaumaturgisches-Vorkommnis-Formular auszufüllen, das er auf seinen Postausgangsstapel warf, bevor er sich auf den Weg zum Pub machte.
    Die Magie der Roten Frau war im Allgemeinen subtiler Art. Sie hatte wenig Verwendung für Furcht erregende Explosionen oder heulende Winde. Solche Effekte befriedigten lediglich das Publikum, das Fachgebiet von vornehmen Hexenmeistern und Nebenvorstellungs-Zauberkünstlern. Spektakel war gegen ihre Natur und ihre Aufgaben. Die Magie ging ihr voraus und folgte ihr, und es gab immer Zeichen ihres Vorübergehens. Kleine Dinge, die nur das schärfste Auge entdecken und über die sich nur die abergläubischste Seele sorgen konnte. Aber heute war sie ärgerlich und heute zeigte sich ihre Magie. Obwohl es ihre Macht war, wenn auch unbewusst, die diese monströse Brut herbeirief, fand sie sie lästiger als alle anderen. Sie war dankbar, den Garten größtenteils ohne Vögel vorzufinden, bis auf einen dicklichen, scharlachroten Pinguin, der sich in vertrockneten Weinranken verheddert hatte.
    Die Rote Frau umrundete Neds Leiche dreimal, wobei sie ihm nur beiläufige Blicke zuwarf. Für ihren Geschmack starb er in den letzten Tagen viel zu oft, aber das war nicht der einzige Grund für ihre Verärgerung. Wesentlich lästigere Zwangslagen plagten sie. Sie stupste ihn mit ihrem Stab in die Brust. »Steh auf, steh auf.«
    Stöhnend rührte er sich. Sie ging zu einer Bank und wartete.
    Er stand auf. Er sah die Hexe mit mildem Interesse an, sagte aber nichts, sondern schleppte seine steifen Glieder zu der Bank und setzte sich. Er und die Rote Frau blieben einige Zeit still, keiner von beiden hatte viel zu sagen. Er war seiner ständigen Tode wegen genauso unmutig wie sie, aber noch ließ sich keiner von beiden zu einem Kommentar herab.
    Ein paar Minuten später streckte er das letzte bisschen Steifheit aus seinem bösen linken Arm und sagte: »Danke.«
    Das überraschte die Rote Frau, aber sie versteckte es gut. »Du hast also beschlossen, es sei besser, lebendig zu sein als tot?«
    Er dachte darüber nach und fand die Antwort etwas leichter. »Ich weiß nicht.« Das war zwar unklar, aber ehrlich.
    Die Rote Frau streckte ihre knorrige Hand aus und strich mit den Fingern über die Narben an Neds Hals. Zärtlichkeit lag in der Liebkosung mit den kratzigen, spitzen Nägeln. Er war verblüfft. Sie hatte ihn schon früher berührt, aber nur kurz und nie mit dem leisesten Anzeichen von Zuneigung.
    »Ich mag dich nicht, Ned«, sagte sie ruhig, als sie ihre Hand sinken ließ und aufstand. »Ich mag nicht, wer du warst und mir ist ziemlich egal, wer du bist. Aber ich glaube, es ist möglich, dass ich eines Tages mögen könnte, wer du werden wirst.«
    Er hatte keine Ahnung, was sie meinte, aber er nickte.
    Die Rote Frau humpelte und glitt gleichzeitig durch den Garten, wo sie dem scharlachroten Pinguin den Kopf tätschelte. »Ich werde dir eine Geschichte erzählen. Es ist eine Geschichte über dich. Lass mich das gleich offen sagen.
    Aber obwohl du nicht viel davon verstehen wirst, rate ich dir, gut zuzuhören. Und vielleicht wirst du es mir erklären können, denn nicht einmal ich verstehe alles.
    Vor langer Zeit, in einem anderen Zeitalter und in einem anderen Universum, gab es eine außerordentlich mächtige Kraft von äußerstem Wahnsinn und mit einem grenzenlos zerstörerischen Geist. Diese Kreatur war einzigartig in allen Universen, doch es ist am einfachsten, wenn man sie schlicht als Dämon bezeichnet. Aber es hatte nie zuvor einen solchen Dämon gegeben, und das Schicksal möge verhüten, dass es jemals wieder einen geben wird. Seine unfassbare Macht war so groß, dass sich alle anderen Fürsten aller anderen Höllen vor ihm beugten. Es gab keinen ihm Ebenbürtigen in den Himmeln, auf der Erde und in den Höllen. Er war so mächtig, dass sogar das endlose Gezänk von Teufeln und Dämonen nachließ, und dieser oberste Dämon, der die größte, böseste Armee in der Geschichte der Ewigkeit um sich gesammelt hatte, hatte sich vorgenommen, sein Universum ins Chaos zu stürzen, seine Welt in Schutt und Asche zu legen, von den Gruben der Verdammten bis zu den Palästen der Götter.«
    »Und das soll eine Geschichte über mich sein?«, fragte

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