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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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auf ihrem Stuhl zurück und legte die Füße auf den Tisch. »Es ist nur so amüsant, dass Sie immer noch glauben, eine Chance gegen mich zu haben.«
    »Was?« Regina beugte sich vor und legte die Ellbogen auf den Tisch. »Wollen Sie damit andeuten, ich könnte Ned nicht von Ihnen weglocken?«
    »Ich deute es nicht an, ich sage es.«
    »Ich dachte, ich sei eine strahlende Amazonenkriegerin. Ich dachte, jeder Mann wäre dankbar, das Bett mit mir zu teilen.«
    »Oh, sicher. Solange er nicht meines teilen kann.«
    Reginas Stimme nahm einen tödlichen Tonfall an: »Sie sind ein götterverdammter Fisch.«
    »Und Sie sind eine zornige, männerhassende Wölfin«, antwortete Miriam. Ihre Finnen stellten sich aggressiv auf.
    »Sie können froh sein, dass Sie keine Amazone sind. Sonst würde ich Ihnen hier und jetzt eine Lektion erteilen.«
    »Lassen Sie sich nicht aufhalten, Ma’am.«
    Sie sprangen auf die Füße. Miriam stieß den Tisch beiseite und verstreute dabei Essen, Besteck und Wein auf dem Boden. Wütend knurrend traten sie aufeinander zu, bis nur noch wenige Zentimeter zwischen ihnen waren. Regina war gut fünfzehn Zentimeter größer, aber Miriam schien davon kaum eingeschüchtert zu sein.
    »Sie haben kein Schwert«, sagte Regina. Miriam grinste mit entblößten Zähnen. »Ich brauche keins.«
    Die Körper angespannt, die Blicke fest aufeinander geheftet, standen sie stocksteif voreinander. Jeder Atemzug war ein wütendes und angeekeltes Schnauben.
    »Was tun wir da?«, sagte Miriam. »Bringen wir uns wegen Ned wirklich gegenseitig um?«
    »Ich weiß nicht.« Regina seufzte schwer. »Das ist alles so verwirrend.«
    Miriam schüttelte den Kopf und lachte sanft. »Männer. Sie bringen Frauen dazu, dumme Dinge zu tun.«
    Regina rückte ihren Stuhl zurecht und setzte sich wieder. »Tun sie das immer?«
    »Fast immer.«
    Sie kicherten gemeinsam.
    »Ich sage, scheiß auf ihn«, murmelte Regina.
    »Ja, genau! Scheiß auf ihn!«, rief Miriam.
    »Scheiß auf ihn!«, schrien sie fröhlich unisono.
    Sie stellten den Tisch wieder auf und begannen, das Durcheinander aufzuräumen.
    »Ich meine, warum kämpfen wir gegeneinander?«, sagte Regina. »Wir sind Schwestern. Kein Mann sollte zwischen uns stehen.«
    »Das stimmt.«
    »Und übrigens wäre es ungerecht, gegen Sie zu kämpfen. Ich bin eine Amazone, für den Kampf ausgebildet. Sie sind nur eine Sirene.«
    »Ach ja?«
    Die gute Laune war aus Miriams Gesicht verschwunden, ersetzt durch kalte Wut.
    »Oh ja«, sagte Regina. »Wenn wir die Sache allerdings durch einen Gesangswettbewerb klären würden, vielleicht mit einer Art mehrstimmigem Lied, bin ich sicher, dass Sie im Vorteil wären.«
    »Da bin ich auch sicher«, stimmte Miriam zu, während sie eine Platte nahm, sie über ihren Kopf hob und sich leise von hinten an Regina anschlich.
    Die Tür öffnete sich, und Ulga betrat den Raum.
    »Da sind Sie, Ma’am. Ich nehme an, es ist nicht so gut gelaufen.«
    »Nein, nicht sehr gut. Stimmt’s nicht, Miriam?«
    »Nein, Ma’am.« Miriam stellte die Platte mit einem unschuldigen Lächeln auf den Tisch. »Überhaupt nicht gut.«
     
    DREIUNDZWANZIG
     
    Am nächsten Morgen rollten dicke Wolken über die Kupferzitadelle und die Dämmerung war trübe und grau. Gabel, Frank und Regina standen im leeren Hof. Der Koboldhornist lag dösend auf etwas Schutt. »Wo ist Ned?«, fragte Regina.
    »Er kommt nicht«, antwortete Gabel. »Er sagte, er würde nicht mehr zum Morgenappell erscheinen.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht. Er sagte nur, dass er nicht mehr kommt. Er machte sich nicht die Mühe, es zu erklären.«
    »Das sieht Ned gar nicht ähnlich«, sagte Regina.
    »Woher willst du das wissen?«, sagte Gabel. »Woher will irgendwer von uns das wissen? Er ist erst seit vier Tagen hier. Kann man wirklich behaupten, dass man jemanden in so kurzer Zeit so gut kennt? Die Menschen sind komplexe Geschöpfe. Man kann nicht nur vom ersten Eindruck ausgehen.«
    Frank schnaubte.
    »Ich nehme an, du hast eine Meinung dazu«, sagte Gabel.
    Frank zuckte die Achseln. »Sieht ihm einfach nur nicht ähnlich.«
    Gabel grinste süffisant. »Wir können ja nicht alle die erstaunlichen Einblicke eines Ogers haben.«
    »Nur weil wir groß sind, heißt das noch lange nicht, dass wir dumm sind. Ich glaube, es war der große Ogerphilosoph Gary, der bemerkt hat, dass Komplexität - allgemein gesprochen - eine Illusion bewussten Verlangens ist. Alle Dinge existieren in so einfacher Form, wie es die Notwendigkeit

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