Die Kompanie der Oger
hinzu, um ihrem Gefühl der Verwundbarkeit entgegenzuwirken.
»Nicht sehr häuslich«, sagte Sally.
»Das muss reichen«, entschied Ulga.
»Es ist ein Anfang«, meinte Seamus. »Durch die Weste kann man beinahe ihre Brustwarzen sehen.«
Regina machte ein böses Gesicht. »Ich ziehe mich wieder um.«
»Wollen Sie, dass es funktioniert oder nicht?«, fragte Ulga, während sie die Schaschliks arrangierte.
Regina schnupperte an der Opfergabe. Es roch köstlich. Bis auf die dicke, grünliche Flüssigkeit, die auf dem Kartoffelpüree gerann. Sie stank nach alter Bettwäsche und abgestandenem Knoblauch.
»Ich musste die Soße herzaubern«, erklärte Ulga.
Regina steckte eine Fingerspitze in die Matsche, die bei der Berührung ebenso brannte wie das säurehaltige Erbrochene eines Stachelsumpfspeiers. »Ist sie ungefährlich?«
»Natürlich. Könnte allerdings Blähungen verursachen.
Oder explosive Diarrhöe. Vermutlich besser, sie nicht zu essen, wenn Sie eine romantische Atmosphäre bewahren wollen.« Ulga setzte einen Deckel auf die Platte und reichte sie Regina.
Die Amazone wusste nicht, warum sie sich mit all dem hier belastete. Je mehr sie über Ned nachdachte, desto weniger sicher war sie sich, ob sie überhaupt etwas für ihn übrig hatte. Er schien ein ganz guter Mann zu sein, aber kaum wert, ihre Moral über Bord zu werfen. Eine Moral, die ihr nützlich gewesen war und ihr Leben in einfachen Formen gehalten hatte.
»Sie beeilen sich besser«, sagte Sally. »Sie können darauf wetten, das Miriam nicht nur herumsitzt.«
Regina versteifte sich. Sie würde sich Gedanken darüber machen, ob Ned es überhaupt wert war, wenn sie ihn erst einmal hatte. Aber Amazonen gingen einem Kampf niemals aus dem Weg, und sie würde diesen nicht verlieren. Vor allem nicht an einen singenden Fisch.
»Viel Glück, Ma’am«, sagte Ulga.
»Und denken Sie daran«, rief Seamus, »wenn alles andere versagt, schadet es nie, sich an ihm zu reiben, bis er es kapiert hat.«
Regina stolzierte aus der Küche und über das Gelände. Sie bog um eine Ecke und kollidierte beinahe mit Miriam. Die Sirene trug ein gelbes Sommerkleid und einen abgedeckten Teller. Die Frauen versuchten, sich gegenseitig niederzustarren, aber keine gab auf.
»Was haben Sie da?«, fragte Regina.
»Räucherlachs«, antwortete Miriam.
Regina verzog das Gesicht. »Riecht, als wäre er schlecht geworden.«
»Er ist frisch.« Miriam rümpfte die Nase. »Was haben Sie da?«
»Schaschlik mit Kartoffelpüree und Soße. Garniert mit Radieschenblumen.«
»Rosen oder Tulpen?«
Regina grinste hämisch. »Beides.«
Miriam hielt eine Flasche hoch. »Ich habe Wein.«
Sie standen einen Augenblick lang wortlos voreinander.
»Ich denke, wir werden Ned entscheiden lassen, was er lieber mag«, sagte Regina.
»Ich glaube auch«, stimmte Miriam zu.
Sie lächelten sich süßlich an und setzten den Rest des Weges Seite an Seite in tödlicher Stille fort.
An ihrem Ziel liefen sie einem unerwarteten Hindernis in die Arme. Ein hagerer Oger und ein dicker Ork standen vor der Tür Wache.
»Tretet beiseite«, sagte Regina. »Wir bringen dem Kommandeur etwas zu essen. Und ein bisschen verdorbenen Fisch.«
»Hier kommt niemand rein«, sagte der Ork. »Persönlicher Befehl des Kommandeurs«, fügte der Oger hinzu.
»Er muss etwas essen«, sagte Miriam.
»Er hat sich sehr deutlich ausgedrückt«, sagte der Ork. »Er sagte: keine Besucher. Solange er nicht nach ihnen fragt.«
»Keine Besucher aus keinem Anlass«, sagte der Oger.
Die Frauen tauschten verärgerte Blicke.
»Warum fragt ihr ihn nicht einfach, ob er etwas frischen Fisch möchte?«, sagte Miriam. »Oder ein paar verbrannte Schaschliks?«
»Tut mir leid, Ma’am«, sagte der Oger. »Aber wir haben vorhin einmal geklopft, als der Erste Offizier vorbeikam, da hat uns der Kommandeur angeschrien.«
»Er hat euch angeschrien?« Regina war überrascht. Ned schien nicht der Typ zu sein, der schrie. Nicht, dass er immer ruhig oder rational wäre. Eher still und lethargisch.
»Nicht ganz, Ma’am«, antwortete der Ork, »obwohl er seine Stimme erhoben hat.«
»Und er hat gedroht, uns in Molche zu verwandeln, wenn es noch einmal passieren sollte«, sagte der Oger.
»Das hat er getan?«
»Ja, Ma’am«, sagte der Ork.
Der Oger räusperte sich. »Nicht ganz, Ma’am. Aber er hat angedeutet, dass er es tun könnte.«
»Wie das?«, fragte Miriam.
Die Wachen kramten in ihrem Gedächtnis, schafften es aber nicht, sich an
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