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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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ausbreitete.
    »Warum rennen die Männer im Regen herum?«, fragte Ned.
    »Nur, um die Kompanie in ordnungsgemäße Kampfform zu bringen, Sir. Gemäß Ihrer Anweisung.«
    Ned trat zum Fenster und blickte in den aufgewühlten, grauen Himmel. »Aber es ist schrecklich nass draußen, oder nicht?«
    »Es macht ihnen nichts aus, Sir.«
    »Nicht?«
    »Es wird etwas gemurrt, Sir. Aber das können Sie von einem solchen Haufen auch nicht anders erwarten. Sie hatten in letzter Zeit nicht viel Disziplin, aber sie werden sich daran gewöhnen. Ich wage zu sagen, dass sie sich bald fragen werden, wie sie je ohne zurechtgekommen sind.«
    »Tatsächlich?«
    »Auf jeden Fall, Sir.« Oder, dachte Gabel mit einem fröhlichen Grinsen, sie werden dein Büro stürmen und dich in Stücke reißen. Das würde Ned etwas bremsen, ob nun unsterblich oder nicht.
    Ned setzte sich auf den Kissenstapel. Es wirkte ziemlich bequem, doch er fühlte sich sichtlich unwohl. Er umklammerte den Stab. Irgendetwas war anders an Never Dead Ned, aber Gabel konnte es nicht recht entschlüsseln.
    »Worüber wollten Sie mit mir sprechen?«, fragte Ned.
    »Einige von den anderen haben sich gefragt, wie lange Sie hier drin bleiben wollen, Sir.«
    Ned umklammerte den Stab mit weißen Knöcheln noch fester. Seine Unterarme spannten sich. »Ich schätze, das kann nicht gut sein für die Moral der Truppe. Alle draußen bei diesem Wetter, während ich trocken und warm hier drin sitze.«
    Gabel lachte spöttisch. Er tat es ziemlich offensichtlich, denn Ned schien nicht besonders helle zu sein. »Ich würde mir keine Sorgen machen, Sir. Die Männer kennen die Befehlskette. Sie verstehen, dass Sie sich um wichtige Dinge kümmern müssen.« Er sah sich in dem leeren Raum um.
    »Ich kann das erklären«, sagte Ned. »Das kann ich. Ehrlich.«
    »Natürlich können Sie das, Sir.« Die langen, koboldhaften Ohren des Orks neigten sich eifrig vor.
    Ned zögerte. Er stand auf und ging ans andere Ende des Raums. »Es ist kompliziert, aber glauben Sie mir, ich habe meine Gründe.«
    »Natürlich haben Sie die, Sir.« Gabel runzelte kurz die Stirn. Er hatte auf eine Erklärung gehofft, aber keine erwartet. Also fing er an zu vermuten, dass Ned verrückt geworden war. Wenn es keine ausgewachsene Geisteskrankheit war, dann eine leicht ausgeprägte Form der Unzurechnungsfähigkeit. Gabel wäre nicht überrascht gewesen. Geheimzauberer oder nicht, ein Mann konnte nicht immer und immer wieder sterben, ohne davon in Mitleidenschaft gezogen zu werden.
    »Glauben Sie mir, Sir«, fügte Gabel hinzu, »ich würde niemals wagen, Ihre Befehle in Frage zu stellen. Ich vertraue Ihrem Urteilsvermögen bedingungslos. Aber es gibt da ein paar andere - ich möchte keine Namen nennen, Sir -, die nicht an die Stärke Ihrer Anweisungen glauben.«
    Er machte eine Pause, wartete, dass Ned ihn nach Namen fragte. Gabel würde natürlich darauf bestehen, kein Vertrauen missbrauchen zu können, und erst wenn Ned ihm den Befehl gab, würde er widerstrebend nachgeben. Mit einem kleinen Anstoß wäre es nicht schwierig, Ned dazu zu bringen, sich gegen Frank und Regina zu wenden und sie so zu zwingen, zur Vernunft zu kommen.
    Ned aber fragte nicht und bewies damit, wie schwer es sein konnte, mit Hilfe eines Mannes Zwietracht zu säen, dem auch das kleinste bisschen Neugier fehlte, von Misstrauen ganz zu schweigen. In Gabeis gesamter militärischer Karriere hatte er niemanden von so bemerkenswerter Klasse wie Ned getroffen. Der Kommandeur war eine Ausnahmeerscheinung in der Unmenschlichen Legion, und wahrscheinlich sogar in jeder Armee der Welt.
    Gabel vertraute Ausnahmeerscheinungen nicht. Ausnahmeerscheinungen kamen nicht vor. Das war es, was sie zu Ausnahmeerscheinungen machte. Er studierte Ned genauer, um dieses Rätsel zu lösen. Jeder hatte irgendetwas vor. Es gab keine Ausnahmen. Manche mochten sagen, dass diese Feststellung genauso viel über Gabel aussagte wie über alle anderen, aber er wusste es besser. Der einzige Unterschied zwischen ihm und dem Rest der Welt war der, dass er es nicht für nötig hielt, es vor sich selbst zu verbergen.
    »Sonst noch was?«, fragte Ned.
    »Nein, Sir. Ich denke nicht. Soll ich den Männern sagen, dass Sie noch ein paar Tage hier drin bleiben werden?«
    Etwas huschte über Neds Gesicht. Ein fremdartiges Gefühl kräuselte seine Stirn und verdunkelte sein Auge. »Ja. Sagen Sie ihnen einfach … sagen Sie ihnen, was immer Sie wollen.« Seine Hände schlossen sich noch

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