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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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diktiert. Wenn dann aber ein Ding die Aufschrift >komplex< trägt, ist das nur ein umständlicher Weg, um auszudrücken, dass du nicht aufmerksam genug bist, es wirklich zu verstehen.«
    »Oh, und daraus schließe ich dann, dass du alles verstehst.«
    »Nein, aber ich weiß genug, um zu wissen, dass es, wenn ich etwas nicht weiß, normalerweise mein Fehler ist und nicht in dem begründet liegt, was ich beobachte. Was auch immer das ist. Aber was Ned betrifft, gibt es nicht, viel zu beobachten. Er ist ziemlich unkompliziert.«
    »Er scheint mir nicht der irreführende Typ zu sein«, stimmte Regina zu.
    »Habt ihr beide den Verstand verloren?«, fragte Gabel. »Ich weiß nicht, was so besonders an ihm sein soll. Er ist nur jemand, der uns im Weg steht. Oder habt ihr vergessen, dass wir uns alle einig waren, diese Dummköpfe loszuwerden, bis einer von uns befördert wird?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Frank. »Ich hatte kein Problem damit, die anderen Typen umzubringen - das waren alles Trottel. Ned scheint mir ein echt anständiger Kerl zu sein.«
    »Er ist ein Idiot.«
    »Vielleicht«, stimmte Frank zu. »Das heißt aber nicht, dass ich ihn nicht mögen darf.«
    Gabel wusste, dass jeder Aufruf zur Vernunft bei Regina vergeblich war. Statt Anstrengung daran zu verschwenden, ging er hinüber zu dem Hornisten und trat ihn. Der Kobold sprang auf, und nachdem er sich selbst halb wach geschüttelt hatte, blies er den Ruf zum Appell gerade, als es anfing zu regnen. In der Ferne grollte Donner. Der Regen wurde stärker, der Wind kälter. Gabel ärgerte sich darüber, dass er dem ausgesetzt sein musste, während Ned kuschelig und warm in seinem Büro saß.
    Das war tatsächlich untypisch für ihren neuen Kommandeur, musste Gabel zugeben. Er rühmte sich, ein guter Menschenkenner zu sein. Er war zumindest genauso gut wie jeder Oger. Und er hatte eine ausreichende Vorstellung davon, was Ned für ein Typ war. Seine Meinung wich nicht sehr von Franks ab. Ned war anständig, auf eine bescheidene Art sogar sympathisch. Aber während sich Frank leicht täuschen ließ, war Gabel klugerweise wachsam. Ned war zu bescheiden, zu ehrlich. Aber Ned war außerdem mindestens unsterblich und möglicherweise ein Geheimzauberer. Es ergab keinen Sinn. Er war einfach zu unauffällig, zu offensichtlich mittelmäßig, um nicht irgendetwas im Schilde zu führen. Abgesehen davon war er Gabel immer noch im Weg. Er hatte zu hart gearbeitet und zu viele Leute ermordet, um jetzt aufzugeben.
    Die Oger-Kompanie war noch immer nicht daran gewöhnt, so früh aufzustehen, aber sie waren an diesem Morgen immerhin dazu bereit und schafften es, sich fünf Minuten vor der gestrigen Appellzeit zu rasieren. Sie schienen nicht gerade glücklicher über den Aufwand. Der starke Regen tat auch nichts, um ihre Stimmung zu heben, bis auf Miriam und Elmer, die ein wenig zusätzliche Feuchtigkeit genossen. Sally sah vollkommen elend aus, sie hatte einen blassgrauen Farbton angenommen, während Regentropfen auf ihren Schuppen verdampften. Obwohl sie bei Berührung immer noch gefährlich heiß war, fröstelte sie merklich.
    Gabel wandte sich kurz an die Kompanie. Zu seiner eigenen Belustigung warf er eine flapsige Bemerkung über Ned ein, der jeden Soldaten köpfen wollte, nur um seinen zuckenden Körper zu beobachten. Dann übergab er die Kompanie an Frank, der die Soldaten eine Runde nach der anderen um die Zitadelle laufen ließ, durch die durchnässte Erde rutschend und spritzend, während Gabel ging, um sich mit dem Kommandeur zu beraten.
    Die Wachen, die momentan vor Neds Büro standen, waren nicht annähernd so ergeben wie die beiden vorherigen, und sie erlaubten dem Offizier, an die Tür zu klopfen. Diese öffnete sich und Ned streckte seinen Kopf heraus.
    »Ja?«
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte Gabel, »aber ich habe mich gefragt, ob ich wohl kurz mit Ihnen sprechen könnte.« Blinzelnd musterte Ned seinen Ersten Offizier. »Nur Sie?«
    »Ja, Sir.«
    »Fassen Sie sich kurz.«
    Gabel trat in Neds Büro und fand es kahl bis auf die Wände vor. Nichts außer einem Kissenhügel war darin. Gabel wusste das bereits, da er den Befehl ausgeführt hatte, alles zu beseitigen, aber es war ein seltsamer Anblick. Der Kommandeur umklammerte einen roten Stab, denselben Stab, den er benutzt hatte, um den Drachenzauberer in ein Schnabeltier zu verwandeln.
    Gabel hatte sich nicht die Zeit genommen, sich abzutrocknen, und stand nun in einer Pfütze, die sich um seine Füße

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