Die Komplizin - Roman
aussehen.«
»Es ist mir völlig egal, wonach es aussieht«, gab ich ihm zur Antwort. »Ich habe ihn nicht getötet. Warum sollte ich etwas gestehen, das ich nicht getan habe?«
»Hören Sie, Miss Graham, Sie sind nur noch einen Fingerabdruck oder eine Faser von einer Anklageerhebung entfernt. Und lassen Sie sich von mir gesagt sein, dass ich mich nicht mit einer Anklage wegen Totschlags zufriedengeben werde. Ich finde es höchst interessant, welche Anstrengungen in diesem Fall unternommen wurden, um die Leiche zu entsorgen. Genauso interessant finde ich die Tatsache, dass wir keinen eindeutigen Tatort lokalisieren können. Wir wissen also noch nicht mal genau, wo das Opfer getötet wurde. Am meisten aber interessiert mich, was mit dem Wagen passiert ist. Warum hat jemand den Wagen zum Flughafenparkplatz gefahren, und warum ist dieser Jemand – oder eine andere Person – nach einer Woche dorthin zurückgekehrt, um ihn wieder abzuholen und damit in die Stadt zu fahren? Dieses Rätsel müssen wir lösen.« Er beugte sich über den Tisch und legte mir eine
Hand auf den Unterarm. »War Ihr Freund in Schwierigkeiten?«
»Er war nicht mein Freund. Das habe ich Ihnen schon gesagt. Ich war mit Neal Fenton zusammen. Sie können ihn gerne fragen.«
»Auf Ihr Alibi kommen wir noch zu sprechen.« Er setzte das Wort in imaginäre Anführungszeichen und musterte mich dabei eindringlich. Ich versuchte, seinem Blick standzuhalten. »Aber vorher«, fügte er hinzu, »lassen Sie uns noch einmal auf die Frage zurückkommen, wo er getötet wurde.«
»Wissen Sie das wirklich noch nicht?«, fragte ich. Dabei hämmerte mein Herz wie wild. Ich war sicher, dass er es hören konnte.
»Als Erstes haben wir uns natürlich die Räume angesehen, in denen er sich zuletzt aufgehalten hat – die Wohnung Ihrer Freundin. Moment, hier steht es: Liza Charles, zurzeit auf Reisen und nicht zu erreichen.«
Ich brachte nicht einmal ein zustimmendes Grunzen heraus.
»Selbstverständlich hat unsere Spurensicherung dort alles genauestens unter die Lupe genommen. Sie glauben nicht, was sich alles als Beweismittel sicherstellen lässt. Ein einzelnes Haar, ein winziger Tropfen Blut.«
Ich musste daran denken, wie Haydens Leiche mit dem Gesicht nach unten auf Lizas Läufer gelegen hatte. Wie sich neben seinem eingeschlagenen Kopf eine Blutlache gebildet hatte. Aber wir hatten den Läufer entfernt.
»Was haben Sie gefunden?«, zwang ich mich zu fragen.
»Das Problem bestand natürlich darin, dass er dort gewohnt hat. Es finden sich überall Spuren von ihm. Das macht die Sache schwieriger.«
»Heißt das, bei Ihrer Suche ist nichts herausgekommen?«
»O nein, so würde ich es nicht ausdrücken. Ich werde Ihnen sagen, was wir gefunden haben.«
»Nämlich?« Ich grub meine Finger in die weiche Haut meiner Handflächen und wartete.
»Für einen lässigen Musiker, der es gewohnt war, die meiste Zeit bei anderen Leuten auf dem Boden zu schlafen, hat Ihr Freund ziemlich gründlich sauber gemacht.«
»Oh.«
»Seltsam, finden Sie nicht?«
Davor
»Guy, die Probe ist vorbei!«, rief ich überrascht, aber Guy war schon mitten im Satz – anscheinend hatte er bereits zu sprechen begonnen, als er auf die Klingel drückte.
»… wenn du uns also bitte hineinlassen würdest«, schloss er mit eisiger Höflichkeit und fegte an mir vorbei, ohne mir Zeit für eine Antwort zu lassen, so dass ich mich plötzlich einer großen, dünnen Frau gegenübersah, die normalerweise wohl eine ruhige Eleganz ausstrahlte, an diesem Tag jedoch den Eindruck erweckte, als würde sie vor ohnmächtiger Wut gleich platzen.
»Hallo«, begrüßte ich sie, »Sie sind bestimmt…«
»Ich bin Guys Frau, Celia. Joakims Mutter.«
»Und seinetwegen sind wir auch hier«, verkündete Guy, der mittlerweile am Fuß der Treppe stand.
»Hallo, Celia«, sagte ich, »ich glaube, wir haben uns beim Elternsprechtag kennengelernt.« Ich streckte ihr die Hand entgegen, doch sie reagierte nicht. Plötzlich begriff ich, dass sie mit den Tränen kämpfte. »Bitte kommen Sie doch herein. Bei mir herrscht ein ziemliches Chaos, die anderen sind gerade erst gegangen, und ich habe noch nicht aufgeräumt. Außerdem bin ich gerade am Renovieren.« Ich zwang mich, mit dem Geplapper aufzuhören.
»War dieser Hayden da?«, fragte Celia.
»Ja, der war da.«
»Und Joakim?«
»Der auch.«
»Natürlich.« Sie verzog den Mund, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. »Er würde nie eine
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