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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Gelegenheit verpassen, Zeit mit seinem geliebten Hayden Booth zu verbringen.«
    »Celia ist etwas aufgebracht«, erklärte Guy.
    »Ja, das sehe ich«, antwortete ich vorsichtig. »Darf ich Ihnen irgendetwas anbieten, Celia? Tee? Kaffee?«
    »Ich bin nicht etwas aufgebracht. Ich bin sehr, sehr aufgebracht.«
    »Das tut mir leid.« Ich ließ mich in den Sessel sinken, aber nachdem die beiden stehen blieben, stand ich auch wieder auf.
    »Sehr!«, wiederholte sie.
    »Er hat einen Studienplatz in Edinburgh«, sagte Guy.
    »Ja, ich weiß.«
    »Aber er will dort nicht hin.«
    »Er springt so grob mit mir um.« Celia konnte ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. »Er behandelt mich, als hätte er nur noch Verachtung für mich übrig.«
    »Teenager«, begann ich aufs Geratewohl.
    »Womit habe ich das verdient?«
    »Mich würde interessieren«, mischte Guy sich ein, »was du dagegen zu unternehmen gedenkst?«
    »Ich?«
    »Ja.«
    »Ich bin schon sein ganzes Leben lang für ihn da«, fuhr Celia fort, »und trotzdem reichen ein paar Tage mit diesem … diesem schmierigen Typen…«
    »Was erwartest du von mir, Guy? Natürlich verstehe ich, dass ihr enttäuscht seid …«
    »Du bist seine Lehrerin.«
    »Ich war seine Lehrerin. Er hat die Schule schon vor Monaten verlassen.«

    »Du bist seine Lehrerin, du hast ihn in deine gottverdammte Band geholt, und nun hat ihm dieser zweitklassige Musiker alles madig gemacht, wofür er so lange gearbeitet hat.«
    »Das Ganze kommt mir vor wie eine Gehirnwäsche«, mischte Celia sich ein.
    Ich enthielt mich einer Antwort.
    »Es heißt nur noch: Hayden sagt dies und Hayden tut jenes, und ich will so aussehen wie Hayden und so reden wie Hayden und den ganzen Tag herumhängen wie Hayden. Er entgleitet mir.«
    »Lass uns doch versuchen, rational zu bleiben, Celia«, wandte Guy sich an sie.
    »Du hast leicht reden! Ich bin seine Mutter!«
    »Und ich sein Vater!«
    Einen Augenblick hatte ich das Gefühl, mitten in einen Ehekrach geraten zu sein, doch Guy fiel schnell wieder ein, dass ich auch noch da war.
    »Der Typ ist ein Schaumschläger«, wandte er sich an mich, »und mein Sohn lässt sich von ihm blenden. Dafür trägst du die Verantwortung!«
    »Joakim ist achtzehn«, entgegnete ich.
    »Sie haben keine eigenen Kinder«, meinte Celia. »Wie soll man von so jemandem Verständnis erwarten? Mir war von Anfang an klar, dass sie es nicht verstehen würde.« Aus ihrem Blick sprach so viel Missbilligung, dass ich mir plötzlich auf unangenehme Weise meines stacheligen Haars, meines Nasensteckers und meines löchrigen T-Shirts bewusst war.
    »Ich verstehe nur nicht, was Sie von mir erwarten. Joakim ist erwachsen.«
    »Er ist nicht erwachsen. Er hat keine Ahnung, was er da gerade tut und welche Konsequenzen es für ihn haben wird.«
    »Haben Sie versucht, mit ihm darüber zu sprechen?«
    »Vielen Dank, aber wir sind nicht hier, um dich wegen Joakim um Rat zu bitten!«, ergriff Guy wieder das Wort. Seine
Stimme klang vor Wut ganz gepresst, und an seiner Stirn pulsierte eine kleine Ader. »Wir sind gekommen, um dir zu sagen, dass du den Schaden, den du angerichtet hast, wiedergutmachen musst.«
    Allmählich reichte es mir.
    »Glaubst du nicht, dass das Problem zumindest teilweise mit der Art zu tun hat, wie du deinen Sohn siehst?«
    »Nein«, brüllte er mich an, »das glaube ich nicht! Das Problem ist dieser gottverdammte Hayden Booth! Besser, du kümmerst dich darum, bevor ich es tue. Kapiert?«

Danach
    Langsam und mit wackeligen Knien verließ ich das Polizeirevier. Im ersten Moment wusste ich gar nicht, wohin. Das gleißende Sonnenlicht schmerzte in den Augen, und binnen kürzester Zeit dröhnte mir von der Hitze der Schädel. Ich verspürte das dringende Bedürfnis, mich schlafen zu legen und erst nach einem Jahr wieder aufzuwachen, wenn all das endlich vorbei war. Wobei es natürlich nie vorbei sein würde, zumindest nicht richtig. Wäre das alles doch bloß nicht passiert! Ich wollte nicht mehr in meiner Haut stecken, gefangen im Hier und Jetzt. Meine Gedanken schweiften zurück zum Ende des Schuljahrs, zurück zu jenem Gefühl, dass der ganze Sommer noch vor mir lag  – wunderbar leer und voller Möglichkeiten. Ich wollte die Uhr zurückdrehen und alles noch einmal von vorn beginnen. Ich würde mich nicht breitschlagen lassen, Danielles Wunsch zu erfüllen, und ich würde auch nicht durch irgendeinen irrwitzigen Zufall Hayden Booth kennenlernen und dadurch diese Bonnie Graham werden  –

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