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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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die Nerven, dass ich immer wieder von ihm anfange.«
    »Du wirst von mir jetzt nicht zu hören bekommen, dass Hayden es so gewollt hätte, denn meiner Meinung nach ist das genau der Schwachsinn, den alle Leute von sich geben, wenn jemand gestorben ist. Trotzdem halte ich es für die richtige Entscheidung. Wir haben uns dazu bereit erklärt, nun müssen wir es auch durchziehen.«
    Sobald ich die Tür hinter ihm schloss, kam es mir vor, als hätte in meinem Kopf eine kleine Explosion stattgefunden  – als wäre ein kleiner Gremlin in mein funktionsuntüchtiges Gehirn gesprungen und hätte an meiner Stelle das Denken übernommen, während ich mich mit Joakim befasste. Sonia und Hayden. Hayden und Sonia. Was mir durch den Kopf spukte, war keineswegs so etwas wie eine Antwort. Es handelte sich noch nicht mal um einen richtigen Gedanken. Trotzdem war da etwas, das mir schon die ganze Zeit Kopfzerbrechen bereitete. Ich versuchte mich zu konzentrieren. Mich zu erinnern. Was würde ein intelligenter Mensch in meiner Situation tun?
    Als Erstes musste ich den Bierdeckel finden. Wenn man einen bestimmten Bierdeckel sucht, beginnt man am besten, indem man erst mal seine gesammelten Bierdeckel durchgeht. Tatsächlich, da war er ja  – der Bierdeckel, auf dem mir Nat seine Telefonnummer notiert hatte. Ich wählte die Nummer. Nat schien nicht besonders begeistert, von mir zu hören.
    »Das Ganze ist ein gottverdammter Albtraum«, meinte er. »Diese Frau von der Polizei mag mich nicht. Mittlerweile haben sie schon dreimal mit mir gesprochen. Sie stellen mir immer wieder dieselben Fragen, und ich gebe ihnen dieselben Antworten. Ich habe einfach keine anderen auf Lager.«

    »Du brauchst dir keine Gedanken zu machen«, beruhigte ich ihn, »du bist ja unschuldig.«
    »Woher willst du das wissen?«
    Das war eine gute Frage. Eine zu gute Frage.
    »Du würdest so was doch nie tun«, stammelte ich, »dafür bist du einfach nicht der Typ.«
    »Das hilft mir aber auch nicht weiter.«
    »Ehrlich gesagt brauche ich deine Hilfe.«
    »Inwiefern?«
    »Ich war vor ein paar Wochen mal mit Hayden auf einer Party. Wenige Tage vor seinem Tod. Du warst auch da. Erinnerst du dich?«
    »Dunkel. Ich war an dem Tag nicht in Bestform.«
    »Auf dem Fest befanden sich ein paar alte Freunde von Hayden, unter anderem eine Frau namens Miriam. Dunkles Haar, große Augen, Raucherin.«
    »Und?«
    »Weißt du, wen ich meine?«
    »Nein.«
    »Aber du warst doch auf der Party.«
    »Ich und ungefähr zweihundert andere Leute.«
    »Könntest du für mich herausfinden, wer sie ist?«
    Er stieß so etwas wie ein Stöhnen aus.
    »Klar, ich höre mich um. Wenn ich was in Erfahrung bringe, kann ich dich ja mal anrufen.«
    »Nein«, widersprach ich, »es ist wirklich sehr, sehr wichtig. Ich möchte, dass du alle deine Bekannten anrufst und nach dieser Miriam fragst. Anschließend rufst du sofort mich an oder bittest sie, mich anzurufen. Ich gebe dir meine Nummer. Fang gleich zu telefonieren an. Ich setze mich neben mein Telefon und erwarte von dir, dass du mich innerhalb von zehn Minuten zurückrufst. Glaub mir, ich lasse dir sonst keine Ruhe!«
    Wieder dieses genervte Stöhnen.

    »Ja, ja, schon gut, ich werde tun, was ich kann.«
    Ich setzte mich nicht einfach nur neben das Telefon, sondern nutzte die Zeit, indem ich mir etwas Schickeres anzog, eine gestreifte Hose und ein hellblaues Hemd. Etwas Seriöses. Ich fand auch noch eine Jacke, die dazu passte, und verstaute meine Geldbörse, eine Sonnenbrille und meinen Schlüsselbund in den Taschen. Als ich gerade überlegte, ob ich sonst noch etwas brauchte, klingelte das Telefon. Die Stimme fragte mich nach meinem Namen.
    »Mit wem spreche ich denn?«
    »Mein Name ist Ross. Sie kennen mich nicht. Nat hat mich angerufen. Er hat gesagt, Sie wollen etwas über Miriam Sylvester wissen.«
    »O ja, super. Danke, dass Sie anrufen.«
    »Also, was wollen Sie wissen?«
    »Nur, wie ich sie erreichen kann.«
    »Verstehe. Haben Sie was zum Schreiben da?«
    So einfach ging das.
     
    Während der ganzen Fahrt nach Sheffield starrte ich aus dem Fenster. Meine Rückfahrkarte hatte mich einige Scheinchen gekostet. Ich fragte mich, ob ich soeben eine Dummheit beging. Hätte ich das Ganze einfach telefonisch erledigen sollen? Nein, wenn überhaupt, dann musste ich schon persönlich mit ihr reden.
    Als ich das letzte Mal in einem Zug aus London hinausgefahren war, hatte Hayden neben mir gesessen. Wir hatten ganz spontan beschlossen, einen

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