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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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mitgebracht«, erklärte er, »weil ich nicht wusste, was genau gewünscht wird.«
    Keuchend schob er sich herein, gefolgt von Joakim, der verlegen die Schulter hochzog. Als ich mich umdrehte, um die Tür zu schließen, hätte ich sie beinahe Amos auf die Nase geknallt, der das gar nicht lustig fand.
    »Ich hab mir gedacht, ich spiele Gitarre«, verkündete er.
    »Das wird alles ganz locker«, antwortete ich.
    »Ganz egal, wie locker es wird, man muss trotzdem ein Instrument spielen.«

    Neal traf mit Bass und Verstärker ein, und als Letzte kam Sonia. Plötzlich war es wie auf einer Party. Sally wuselte herum, nahm Bestellungen auf und verteilte Tee, Kaffee und Tabletts mit Keksen, Kuchen und Sandwiches.
    »Wo ist Richard?«, fragte ich sie.
    »Der spielt am Sonntag immer Fußball.«
    »Er weiß doch Bescheid, oder?«, fragte ich, plötzlich misstrauisch.
    »Natürlich. Warum sollte er nicht Bescheid wissen?«
    Einen schrecklichen Moment lang hatte ich mich ins Teenageralter zurückversetzt gefühlt und mich daran erinnert, wie der Vater einer Freundin unerwartet zurückgekehrt war und uns bei irgendetwas Verbotenem erwischt hatte. Währenddessen deutete noch nichts darauf hin, das sich unsere Party demnächst in eine Bandprobe verwandeln würde. Lola rannte kreischend umher, was vorerst als Zeichen von Fröhlichkeit zu werten war, aber jeden Moment in einen ausgewachsenen Wutanfall umschlagen konnte. Hayden, der immer noch auf dem Sofa hockte, schien keinerlei Problem damit zu haben, dass er niemanden kannte. Er war wie ein Planet. Immer mal wieder gesellte sich jemand zu ihm und sagte irgendetwas. Was gesprochen wurde, konnte ich nicht hören. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sich alle im Raum seiner Anwesenheit extrem bewusst waren, selbst wenn sie ihm gerade den Rücken kehrten und mit jemand anderem sprachen.
    »Wer ist er?«, fragte mich Joakim ganz nahe an meinem Ohr.
    »Ich habe ihn durch einen Freund kennengelernt.«
    »Was spielt er?«
    »Nachdem er eine Gitarre dabei hat, schätze ich mal…«
    »Ist er gut?« Das kam von Amos.
    »Keine Ahnung.«
    Amos blickte sich misstrauisch um. »Für meinen Geschmack gibt es hier zu viele Gitarristen.«

    »Ich dachte mir, wir könnten ein bisschen durchwechseln. Das wird alles ganz locker.«
    »Ja, das sagtest du bereits«, erwiderte Amos, »aber wir werden trotzdem in der Öffentlichkeit spielen. Da wollen wir uns schließlich nicht zum Narren machen.«
    »Wir spielen bloß vor Danielles Freunden und Familie. Von ›zum Narren machen‹ kann da wohl nicht die Rede sein.«
    »Willst du nicht bald anfangen? Spätestens um fünf muss ich wieder weg.«
    »Das dürfte kein Problem sein.«
    »Als Leiterin des Ganzen solltest du dich von Beginn an durchsetzen«, belehrte er mich. »Los jetzt!« Mit diesen Worten begann er derart penetrant in die Hände zu klatschen, dass ich plötzlich richtig dankbar war, von ihm getrennt zu sein, und leicht verärgert über mich selbst, weil ich ihn in die Band aufgenommen hatte. Es gab hier tatsächlich zu viele Gitarristen. Was das betraf, hatte er recht gehabt.
    »Seid mal still«, rief er, »Bonnie möchte etwas sagen!«
    Eine beklemmende Stille senkte sich über den Raum. Ich hüstelte verlegen. Wie albern, dachte ich. Schließlich war ich es gewohnt, dreißig hormongesteuerte Teenager zu bändigen. Da würde ich diese Bandprobe wohl auch hinkriegen.
    »Ich freue mich, dass ihr alle gekommen seid«, begann ich, »und dass Sally uns hier spielen lässt.« Ich blickte mich suchend nach ihr um, aber sie war verschwunden. Das letzte Mal hatte ich sie gesehen, als sie hinter der Reißaus nehmenden Lola aus dem Raum gestürmt war. »Unser heutiges Treffen ist hauptsächlich als Gelegenheit gedacht, uns kennenzulernen oder auf den neuesten Stand zu bringen. Ich dachte mir, wir beginnen mit etwas Einfachem.«
    »Hast du Noten dabei?«, unterbrach mich Amos.
    »Wir müssen uns erst mal darüber unterhalten, was wir eigentlich spielen wollen. Vielleicht haben ein paar von euch konkrete Vorschläge. Aber meine erste Idee war, dass wir eine
ganz simple Melodie ausprobieren könnten. Ich meine eine wirklich einfache Grundmelodie, die ich vorab anstimme und die dann jeder mit seinem Instrument aufgreifen kann. Wenn das funktioniert, ist es eine lustige Geschichte zum Tanzen, die sich praktisch endlos weiterführen lässt.«
    Plötzlich herrschte im Raum rege Betriebsamkeit, weil alle begannen, ihre Instrumente auszupacken und zu stimmen.

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