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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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mit einer ganz eigenen Stimme an, auch wenn ich mich wahrscheinlich nicht trauen würde, das vor irgendjemandem laut auszusprechen. Anderen mochte das Banjo seicht und lächerlich erscheinen, aber zu mir sprach es von etwas Altem, Melancholischem und Vernachlässigtem. In den Wochen, nachdem ich es gekauft hatte, nahm ich es immer öfter aus seinem Koffer und versuchte es einigermaßen flüssig zum Reden zu bringen. Vor Publikum aber hatte ich es bisher noch nicht gespielt, kein einziges Mal. Als Danielle mich wegen der Hochzeit fragte, hatte ich tief in mir das Gefühl, von meinem Banjo zu einer Mutprobe herausgefordert zu werden.
     
    Ich hatte keine Ahnung, wo wir proben sollten. Meine Wohnung war zu klein, die Wände gefährlich dünn. Als ich das Problem Sally gegenüber erwähnte, meinte sie, wir sollten doch alle zu ihr kommen. Ich protestierte schwach, indem ich sie an ihr Kind und ihre Nachbarn erinnerte, den ganzen Stress und Lärm und natürlich an ihren Mann, aber sie bestand darauf.
    »Du tust mir damit sogar einen Gefallen«, erklärte sie, »denn allmählich fühle ich mich immer mehr von der Welt abgeschnitten. Ich fände es ganz wunderbar, endlich mal wieder Leute um mich zu haben.«
    Dass sie mich fast schon anflehte, in ihrem Haus eine Bandprobe abzuhalten, erschien mir ein bisschen besorgniserregend, aber ich war zu erleichtert, um mich darüber zu äußern.
Nachdem wir uns auf Sonntagnachmittag geeinigt hatten, gab ich den anderen Bescheid. Irgendwie lief das alles beängstigend glatt.
     
    Am Sonntag traf ich zehn Minuten zu früh in Sallys Haus in Stoke Newington ein, war jedoch nicht die Erste.
    »Hayden ist schon da«, informierte sie mich, als sie mir die Tür öffnete.
    »Oh, tut mir leid.«
    »Nein, das ist schon in Ordnung«, beruhigte sie mich, »er spielt gerade mit Lola.«
    Was nicht ganz den Tatsachen entsprach. In Wirklichkeit lag er im Wohnzimmer auf dem Sofa, während Lola auf ihm herumkletterte, als wäre er ein Gerät auf einem Abenteuerspielplatz. Ihr Fuß, der in einer schmuddeligen grünen Socke steckte, ruhte fest an seinem Hals. Gleichzeitig presste sie eine Hand flach auf seinen Magen. Er spielte den Schlafenden, doch als sie plötzlich seitlich wegkippte und es für einen Moment so aussah, als würde sie gleich mit dem Kopf voraus auf den blanken Kiefernboden knallen, rettete er sie, indem er rasch einen Arm ausstreckte. Lola quietschte vor Vergnügen.
    »Lola, lass den armen Mann in Ruhe!«, mahnte Sally, wirkte dabei aber sichtlich zufrieden. »Hayden, Bonnie ist eingetroffen.«
    »Ich weiß«, antwortete er. »Ihr müsst entschuldigen, wenn ich trotzdem nicht gleich aufstehe.« Einen Moment später stieß er ein gequältes Stöhnen aus. »Pass auf, wohin du dein Knie setzt, junge Dame!«
    Lola funkelte mich kurz an und fuhr dann fort, auf Hayden herumzutrampeln.
    »Kann ich dir irgendwas zu trinken bringen?«, fragte Sally. »Hayden hatte schon Kaffee und Kuchen und ein paar Kekse. Ich mache gerade Tee für ihn.«
    »Tee ist gut«, sagte ich, »wunderbar.« Ich ging wieder hinaus,
um erst mein Keyboard, dann meine Gitarre und schließlich das Banjo zu holen. Hayden hielt es nicht für nötig, mir seine Hilfe anzubieten, und redete auch sonst nicht mit mir. Er saß einfach nur da, Lola auf einem Knie, und nippte an dem Tee, den Sally ihm inzwischen gebracht hatte. Dabei beobachtete er mich mit seinen grauen Augen über den Rand der Teetasse hinweg, bis ich ganz verlegen wurde.
    »Ich habe ein Keyboard mitgebracht«, erklärte ich, »bin mir aber nicht sicher, ob wir es überhaupt brauchen. Ich hoffe, nicht. Unser heutiges Treffen ist ja sowieso nur als erstes Beschnuppern gedacht. Das wird alles ganz locker.«
    Er sagte noch immer nichts, sondern sah mich nur an, wobei ein eigenartiges Lächeln seine Lippen umspielte. Fast kam es mir vor, als würde er auf irgendeine seltsame Weise ein Urteil über mich fällen, was mich natürlich noch mehr plappern ließ.
    »Im Grunde«, fuhr ich fort, »solltest du das heute als Gelegenheit sehen, uns ein bisschen unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht kommst du ja zu dem Schluss, dass sich die Mühe für dich gar nicht lohnt. Sollte das der Fall sein, ist es natürlich völlig in Ordnung, wenn du…«
    In dem Moment läutete es Gott sei Dank an der Tür, woraufhin ich mit einer hilflosen Geste abzog, um aufzumachen. Es waren Joakim und Guy. Letzterer kämpfte gerade mit seinem Equipment.
    »Ich habe nicht das ganze Schlagzeug

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