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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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den Wasserhahn aufdrehen konnte. Ich kühlte Gesicht und Hals und trank anschließend zwei Gläser Wasser. Dann setzte ich mich an den Küchentisch, ließ den Kopf auf die Hände sinken und wartete.
     
    Becky Horton kam in Begleitung eines männlichen Kollegen, der vom ersten Moment an gelangweilt wirkte, als wollte er das Ganze möglichst schnell hinter sich bringen. Sofort fühlte ich mich besser. Beide lehnten ab, als ich ihnen Kaffee anbot.
    »Wir halten Sie nicht lange auf«, meinte Becky.

    »Ich bin mir sicher, dass kein Anlass zur Sorge besteht«, erklärte ich. »Bestimmt wird er bald in Newcastle, Cardiff oder sonst wo auftauchen. In irgendeinem schrägen Musikschuppen.«
    »Wie kommen Sie auf Newcastle?«, fragte Beckys Kollege, plötzlich interessiert.«
    »Das war doch nur ein Beispiel.«
    »Ein Beispiel?«
    »Ich habe auch Cardiff genannt.«
    Letztendlich erzählte ich ihnen nur, was ich schon am Vortag zusammen mit Sally gesagt hatte: dass ich Hayden zum letzten Mal vor etwa zehn Tagen gesehen hätte und in seiner Wohnung auf Anzeichen dafür gestoßen sei, dass er sich davongemacht habe, wobei ich keine Ahnung hätte, wohin, deswegen aber nicht ernstlich beunruhigt sei.
    »Wie gut kennen Sie Mr. Booth?«, fragte Becky.
    »Nicht besonders gut. Wir haben uns rein zufällig kennengelernt. Er hat dann eine Weile in unserer Band gespielt.«
    »Sie waren nicht mit ihm befreundet?«
    Ich überlegte einen Moment, weil ich mich nicht bei einer Lüge ertappen lassen wollte.
    »Nur so, wie man eben befreundet ist, wenn man zusammen in einer Band spielt.« Das konnte eine ganze Menge bedeuten.
    »Kennen Sie irgendwelche Freunde von ihm?«
    »Nein«, antwortete ich.

Davor
    Ich war nicht betrunken genug, oder die Jungs waren es zu sehr oder beides. Dinge, die sie zum Schreien komisch fanden, erschienen mir überhaupt nicht lustig  – insbesondere, als sie auf all die verschiedenen Orte zu sprechen kamen, die sie
während ihrer gemeinsamen Touren verwüstet hatten. Neben Nat und Ralph  – den beiden, die ich an dem Abend im Long Fiddler kennengelernt hatte  – waren noch ein paar andere da, mit denen Hayden in der Vergangenheit gespielt hatte und auf Tour gewesen war.
    »Weißt du noch, wie du den Mülleimer in Brand gesteckt hast?«, fragte Jan. Zumindest glaube ich, dass er Jan hieß  – ein großer, dünner, schlaksiger Typ mit strähnigem blondem Haar und blassblauen Augen. Er trug lehmverkrustete Stiefel, die gerade zwischen mehreren Alubehältern mit den Überresten eines Currygerichts auf Lizas schönem Tisch ruhten.
    »Und du versucht hast, das Feuer mit einer Flasche Whisky zu löschen?« Das war Mick, der dunkelrotes Haar und eine wellige Narbe an der Lippe hatte.
    Sie brüllten vor Lachen. Jan wollte seine Bierdose nehmen, griff jedoch daneben, so dass sie stattdessen auf dem Boden landete, wo sich ihr hellgelber Inhalt auf den Teppich ergoss, während Jan einfach nach einer anderen Dose griff.
    »Erinnert ihr euch an die Wohnung in Dublin?«, fragte Ralph und löste damit eine weitere Welle der Heiterkeit aus.
    »Oder die Kakerlaken, die uns aufs Gesicht gefallen sind, während wir schliefen?«
    Ich hob die Dose auf und stieß Jans Füße vom Tisch. Er schien es kaum zu bemerken. Wütend lief ich nach nebenan, um ein Handtuch zu holen. Erzählungen über Gekotztes, Glasscherben, Drogenexzesse und scharfe Frauen drangen zu mir herüber, während ich wie eine missmutige Ehefrau in der Küche stand und mir Sorgen machte  – nicht nur wegen der Flecken auf dem Teppich und der Abdrücke auf dem Tisch, sondern auch wegen der edlen schwarzen Glasvase auf dem Kaminsims und all der anderen kostbaren Kleinigkeiten, die bei Liza herumstanden.
    Als ich zurückkam, kicherte Hayden gerade wie ein Teenager. Seine Augen tränten, und seine Schultern bebten vor
Lachen. Ein so ansteckendes Kichern war mir noch bei keinem Mann untergekommen. Es klang fast wie ein Schluckauf. Mittlerweile hatte er schon ziemlich viel Whisky und Bier intus, und seine Bewegungen wurden langsam ein wenig schlaff.
    »Ich glaube, ich verschwinde jetzt«, erklärte ich, nachdem er sich wieder beruhigt hatte.
    Er packte mich am Arm.
    »Geh nicht!«
    »Doch, ich möchte wirklich nach Hause.«
    »Bitte. Du kannst jetzt nicht gehen. Die Jungs sind gleich weg.«
    »Ach ja?«, bemerkte Nat.
    »Bonnie?«
    »Erst lädst du uns ein, und dann wirfst du uns wieder raus, weil du plötzlich was Besseres zu tun hast.« Das kam von Jan. Ich

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