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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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schreckliches Sweatshirt für zwei Pfund, auf das der Slogan »Spalsboro Sports Club« und ein Adler aufgedruckt waren, sowie ein Paar Baumwollhandschuhe für zwei Pfund fünfzig. Anschließend kehrte ich mit den Sachen zurück in die Wohnung, schlüpfte hinein und betrachtete mich im Spiegel. Ich sah darin seltsam aus, irgendwie arm. Aber das spielte keine Rolle. Hauptsache, ich hatte das Bargeld und den Schlüssel.
    Ich fuhr mit dem Zug nach Stansted, umgeben von lauter Leuten mit Gepäck, die gerade in den Urlaub aufbrachen. Durchs Fenster starrte ich auf die Kanäle hinaus, die großen Bauprojekte, das mit Gestrüpp bewachsene Ödland, das für einen kurzen Moment in eine ländliche Gegend überging. Aus heiterem Himmel durchfuhr mich ein neuer Schreck. Der Parkschein. Was hatten wir damit gemacht? Eigentlich war ich mir fast sicher, ihn im Wagen gelassen zu haben. Ich spielte mit dem Gedanken, Sonia anzurufen, entschied mich dann aber dagegen. Wahrscheinlich musste ich ihr sowieso sagen, was ich getan hatte, doch das sparte ich mir lieber für später
auf. Befand sich der Schein im Auto? Was, wenn nicht? In diesem Fall würde ich den Wagen am Flughafen lassen, bei Plan A bleiben und mir deswegen den Rest meines Lebens Sorgen machen müssen.
    Als ich aus dem Terminalgebäude trat und in den Shuttlebus zum Parkplatz steigen wollte, wurde mir klar, dass ich vorher wissen musste, zu welchem Parkplatz ich wollte. Insgesamt gab es sechsundzwanzig, für jeden Buchstaben einen. Ich hatte schon öfter dort geparkt und mir den Buchstaben immer eingeprägt, indem ich ihn mit irgendetwas verknüpfte, das mir vertraut war: einem Namen, einem bestimmten Ort, einem Haustier. Diesmal aber hatte ich das nicht getan, weil ich ja nicht wiederkommen wollte. Im Geist ging ich das Alphabet durch. Keiner der Buchstaben löste irgendetwas in mir aus. A, B, C, D, E, F, G … Das war es. G für »Gott«. Allwissend, allmächtig und nicht existent. Zumindest hoffte ich das. Entschlossen bestieg ich den Bus.
    Als ich den Wagen erreichte, fand ich den Parkschein schon beim ersten Griff ins Handschuhfach. Alles ging ganz einfach. Zwar musste ich in ein Büro, um achtzig Pfund zwanzig zu zahlen, aber das Mädchen hinter dem Tresen schaute kaum hoch, und bei der Ausfahrt konnte ich an der Schranke keine Überwachungskamera entdecken. Sobald man den Flughafen verließ, interessierte sich niemand mehr für einen, vorausgesetzt, man hatte bezahlt.
    Wieder in London, bog ich in die Walthamstow ein und hielt nach der von mir notierten Adresse Ausschau. Zum Glück war alles genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Dort, wo jetzt der SupaShine Rund-um-die-Uhr-Autowasch-Service untergebracht war, hatte früher wohl einmal eine Tankstelle oder ein Autosalon gestanden. Als ich auf das Gelände einbog, sah ich eine große Schar von jungen Männern in Overalls, die mit Schläuchen und Schwämmen eine Reihe von Wagen bearbeiteten. Bevor ich ausstieg, streifte ich noch rasch meine Handschuhe
ab, weil ich damit wie eine Irre wirkte. Ein extrem fetter Mann mit einem Klemmbrett steuerte sofort auf mich zu.
    »Standardwäsche und Abledern?«
    »Was haben Sie denn sonst noch im Angebot?«
    Er deutete auf das Schild an der Wand.
    »Was gehört alles zu einer Innenreinigung?«
    Er schnaubte ungeduldig.
    »Saugen und Shampooreinigung sämtlicher Teppiche einschließlich des Kofferraumteppichs. Reinigung aller Oberflächen, Entfernung von Müll, Leerung der Aschenbecher.«
    Argwöhnisch betrachtete er den Wagen, der richtig verdreckt aussah.
    »Was ist mit außen?«, fragte er.
    Das war mir nicht so wichtig, aber natürlich wollte ich vermeiden, dass der Mann sich an mich erinnerte. Mit ziemlicher Sicherheit war ihm in seinem ganzen Leben noch niemand untergekommen, der einen Wagen nur von innen, nicht aber von außen gereinigt haben wollte.
    »Außen natürlich auch«, antwortete ich.
    Der Mann trat näher und nahm Haydens schäbigen alten Rover etwas genauer unter die Lupe. Ich sah, wie sein Blick an den Roststellen und den abgefahrenen Reifen hängen blieb.
    »Das volle Programm mit Innenreinigung wird sonst fast nur bei Firmenwagen gewünscht«, bemerkte er.
    »Ich habe mir das Auto ausgeliehen«, erklärte ich, »und versprochen, es gründlich reinigen zu lassen, bevor ich es zurückbringe.«
    »Das macht dann neunzig Pfund«, meinte er achselzuckend.
    »In Ordnung.« Ich zählte ihm das Geld in die Hand.
    »Es wird etwa eine halbe Stunde dauern«,

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