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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Schreckliches an, aber damit war die Sache dann auch gegessen. Er trug einem nichts nach. Auf Hayden und das Kurzzeitgedächtnis!«
    »Das war auch kein besonders toller Trinkspruch«, meinte Nat.
    »Als ich euch beide das letzte Mal zusammen gesehen habe, wart ihr am Raufen«, stellte ich fest.

    Statt einer Antwort grunzte Nat nur.
    »Wie heißt es immer so schön: Das Einzige, was zählt, ist der Rock’n’Roll. Auf Hayden, der seinen Weg gegangen ist.«
    »Das stimmt doch gar nicht«, widersprach Jan. »Er hat bloß gottverdammte Reden geschwungen, aber seinen gottverdammten Weg ist er nicht gegangen.«
    »Trinken wir jetzt auf ihn oder nicht?«, fragte Nat.
    »Ich will bloß nicht irgendwelchen Scheiß über den Kerl hören.«
    »Schon gut, schon gut. Wie wär’s damit? Auf Hayden. Er ist jung gestorben. Zumindest einigermaßen jung. Er ist jung gestorben und hat uns eine schöne Leiche hinterlassen. Was meinst du, Bonnie? Würdest du das bestätigen? Hat er eine schöne Leiche hinterlassen?«
    Bis zu diesem Moment hatte ich mich seltsam unbeteiligt gefühlt und es fast als wohltuend empfunden, zur Abwechslung mal mit Leuten zusammen zu sein, die ich kaum kannte und die mir völlig egal waren. Das Wort »Leiche« aber traf mich wie ein Schlag, und plötzlich sah ich ihn wieder in dieser unnatürlichen Haltung in einer Blutlache auf dem Boden liegen. Fast kam es mir vor, als stiege mir auch wieder dieser ganz bestimmte Geruch in die Nase, den ich schon völlig vergessen zu haben glaubte. Ich zwang mich zu nicken.
    »Ja«, stieß ich mit krächzender Stimme hervor, »wahrscheinlich schon.«
    »Gut«, meinte Nat, »dann also auf Hayden!«
    Ich hob das Glas und kostete erst mal vorsichtig, doch dann kippte ich das brennende Zeug entschlossen hinunter. Ehe ich’s mich versah, stand ein weiterer Bourbon vor mir. In meiner Verzweiflung riss ich ein Päckchen Chips auf und stopfte mir ein paar in den Mund, empfand ihre süßsaure Würze aber als so eklig, dass ich mich zwingen musste, sie hinunterzuschlucken.
    »Warum ich?«, fragte ich. »Warum habt ihr ausgerechnet mich angerufen?«

    »Was wollte die Polizei denn von dir wissen?«, fragte Jan.
    »Als dein Anruf kam, hatte ich doch noch gar nicht mit der Polizei gesprochen.«
    »Aber es war klar, dass sie bei dir auftauchen würden, oder etwa nicht? Du warst mit ihm zusammen. Deswegen bist du natürlich die Erste, mit der sie reden.«
    »Ich war nicht mit ihm zusammen.«
    »Du hast ihn in deine Band aufgenommen«, argumentierte Nat, »und ihm eine Unterkunft besorgt.«
    »Ich habe ihm bloß einen Tipp gegeben«, widersprach ich, »weil zufällig gerade eine Freundin von mir jemanden brauchte, der auf ihre Wohnung aufpasst.«
    »Ich habe euch beide beobachtet«, insistierte Nat. »Allein schon die Art, wie er dich immer anschaute. Er hat sich ganz und gar auf dich verlassen.«
    »Er hat dich vergöttert«, warf Jan ein.
    »Die Polizei wollte nichts Besonderes von mir wissen. Sie ermitteln wegen Mordes. Ich vermute mal, sie haben mir nur die üblichen Routinefragen gestellt.«
    Jan griff nach seinem Glas und stellte es dann ganz sanft wieder ab, ohne daraus zu trinken.
    »Und die wären?«, hakte er nach.
    »Hatte er Feinde, hatte er besonders enge Freunde, hatte er Geldprobleme  – so in der Art.«
    »Hast du uns erwähnt?«
    »Hätte ich das nicht sollen?«
    »Das heißt also, du hast uns erwähnt?«
    »Wenn ihr es ganz genau wissen wollt, haben sie mich gefragt, was für ein Leben er geführt hat und was für Leute er kannte. Ich habe ihnen gesagt, dass ich darüber kaum etwas wisse, aber natürlich habe ich die Musiker erwähnt, mit denen er gespielt hat  – also euch. Ist das für euch ein Problem?«
    »Nein«, antwortete Nat, »kein Problem. Dann werden sie sich wohl bald bei uns melden.«

    »Ich habe ihnen keine Telefonnummern von euch gegeben, wenn ihr das meint, aber vermutlich finden sie euch auch so. Das ist schließlich ihr Job. Außerdem habe ich ihnen gesagt, dass sie auf eine lange Liste von Leuten stoßen werden, mit denen Hayden es sich verdorben hat. Sie wollten von mir wissen, wer unter Umständen sauer auf Hayden sein könnte.«
    »Nur die Leute, die ihn kannten«, meinte Jan.
    »So in etwa habe ich es auch ausgedrückt.«
    Wir schwiegen alle einen Moment. Verzweifelt starrte ich auf mein Glas hinunter. Ich konnte auf keinen Fall noch mehr von dem Zeug trinken. Am Nebentisch saß eine größere Gruppe von Leuten mit Tätowierungen,

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