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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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sein Sohn bin; die Mohammedaner hassen mich, weil ich ein Abtrünniger bin, und bestimmte Christen setzen mir bösartig zu, weil sie dem Wort des Herrn entgegen niemandem trauen, der nicht als Kind schon zum Christen getauft worden ist.
    Sie begreifen nicht, dass der Erlöser in die Welt gekommen ist, um jedes Gesetz aufzuheben, damit wir ausnahmslos der natürlichen Stimme in uns, dem Gewissen und der Vernunft, Folge leisten, weil es ja auch nur jene Stimme ist, die unmittelbar von Gott kommt.«
    An dieser Stelle griff seine Unwürden überheblich lächelnd ein: »Wenn wir keinem erlassenen Gesetze Gehorsam schulden, sondern um Christi willen nur dem natürlichen Gesetze in uns: Wer würde es mir verbieten können, das Gesetz zu erlassen, Herr über Leben und Tod für jedermann zu sein und gänzlich willkürlich zu herrschen ohne Rücksicht auf das Allgemeinwohl, wenn das meiner Natur entspricht? Denn zu jener Rücksicht verpflichtet mich das Gesetz, das ich durch den Treueschwur dem König gegenüber angenommen habe, um meine Natur zu zügeln. Also ist es ein äußeres Gesetz nach Eurer Schlussfolgerung, kein Gesetz, das ich natürlich in mir trage.«
    »Wenn hienieden jeder sein eigener Richter bleibt, weil nur der Herr über uns richtet, darf niemand zu des anderen Richter sich aufschwingen. Denn siehe, es steht geschrieben: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.« El Arab war, das wusste ich freilich bereits, im Disputieren wohl geübt.
    Nichtsdestoweniger blieb seine Unwürden siegesgewiss: »Vorausgesetzt, meine Vernunft wollte es einsehen, dass Ihr recht habt, Ihr Träumer, so spräche doch meine Stellung dagegen. Euch würde mein Platz mehr gebühren als mir, denn es ist, wie Caesarius von Heisterbach gepredigt hat, wahrlich nicht gut, wenn einer beiderlei Schwert führt, das geistliche wie das wirkliche. Es steht dem geistlichen Amte nicht an, zu richten über Leben und Tod und Kriege zu führen aus Treue gegen den König. Solche Geistlichen kümmern sich mehr um die Löhnung der Krieger als um das Heil der ihnen anvertrauten Seelen. Dies alles gebe ich Euch gerne zu. Aber es steht nicht geschrieben, dass ich den Nächsten mehr als mich selbst lieben solle. So liebe ich mich selbst, indem ich der Erzbischof bleibe, der ich bin, wiewohl ich eines geistlichen Amtes unwürdig genannt werden darf. Und ich liebe Euch, indem ich Euch Kraft meiner weltlichen Macht die Zuflucht biete, die Ihr so nötig habt, damit Euch Eure Feinde nicht verderben.«
    »Ich fürchte, Eure Kraft, die Ihr mir zur Verfügung stellt und für die ich Euch zutiefst zu ewiger Dankbarkeit verpflichtet bin, reicht nicht aus, um die Feinde abzuwehren, vor denen ich auf der Flucht bin. Sie sind schon in Köln und waren es bereits, bevor ich hier eingetroffen bin.«
    »Du meinst«, fragte meine hohe Herrin, »die ungeheuerliche Tat sei das Werk deiner Feinde? Was will man von dir, wenn man dich verschont und einen anderen an deiner statt enthauptet?«
    »Die Angst versetzt Euch in ein Fieber, Herr Averom«, bekräftigte der Erzbischof seine Auffassung, dass der Mord nichts mit El Arab zu tun habe: »Ein Fieber, das Euch Wahnbilder sehen lässt.«
    »Gleichwohl möchte ich wissen, wer diese Feinde sind, die Christi Namen missbrauchend ihn in solchen Schrecken versetzen, dass er nicht mehr klar zu denken vermag.« Die hohe Herrin war erfüllt von der Sorge um ihren Gast.
    Der Erzbischof blickte missbilligend vom sorgenvollen Gesichte Magdalenas hinüber zu El Arab, fasste sich aber und sagte mit gespieltem Gleichmut:
    »Herr Averom vertritt, meine Verehrte, Ansichten, die vor vielen Jahren ein gewisser Bruder Abaelardus, ein Verschnittener übrigens, formuliert hat, der, obgleich man ihn nicht als Ketzer strafte, als Ketzer gilt in einigen Punkten. Denn frech hat er beispielsweise gegen die Schrift behauptet, dass wir uns von Adam nicht die Schuld, sondern lediglich die Strafe zugezogen hätten –«
    »Aus der Schrift geht nicht hervor«, fiel El Arab ihm ungebührlich ins Wort, indem er Abaelard wiedergab, »dass alle gesündigt haben, denn das wäre sinnwidrig, weil sie nicht da waren; und wer also nicht da ist, sündigt nicht .«
    »Lassen wir das Disputieren!«, wehrte der Erzbischof ab, dem die Theologie so gar nicht lag.
    Den Grund dafür ahnte ich sehr wohl. Denn sein Vater Lothar I. von Hochstaden, der das stolze Geschlecht derer von Are vertrat, bestimmte seinen zweiten Sohn früh für eine kirchliche Laufbahn, die beste

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