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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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Vierteln und Herbergen der Armen um das Hospital St. Andreas erzählten sich, meine Herrin habe den abgeschlagenen Kopf hochgehoben und sich wie eine Krone aufs Haupt gesetzt, während das Blut auf den Schnee getropft sei. Weiter sagte man, sie habe einen wilden Tanz vollführt; doch als Pater Bueno dem heidnischen Treiben ein Ende setzen wollte, sei der abergläubische Erzbischof dazwischengegangen und habe ihn verjagt. Was auch, so flüsterten sie, habe man wohl von einem Geldfälscher zu erwarten?
    Schließlich dem törichten Geschwätz entronnen, fand ich meinen zärtlichen Bruder Peppino in heller Aufregung, sein dichter, langer Blondschopf zerrauft, sein Hemd zerrissen. Das Herdfeuer war ausgegangen, so dass es bitterkalt war, während er, die Kälte nicht spürend, rastlos auf und ab ging wie ein frisch gefangenes Raubtier. Die Trauer um den Verlust des Freundes allein war nicht der Grund. So eröffnete Peppino mir, die Schergen des Erzbischofs hätten meinen erstgeborenen Bruder Rignaldo peinlich zum Tode des Hufschmiedes befragt und mitgenommen.
    Als das Entsetzen mich übermannen wollte, merkte ich, dass ich es nicht zeigen durfte, um meinen ohnehin in Verwirrung begriffenen Bruder Peppino nicht noch tiefer in die Dunkelheit zu stürzen. So sagte ich äußerlich ruhig:
    »Rignaldo, der älteste von uns, war der beste Freund des Hufschmiedes, zärtlichster Bruder. Was wollen sie ihm vorwerfen?« Gleichzeitig jedoch dachte ich, dass seine Unwürden den Befehl, Rignaldo zu holen, gegeben haben musste, bevor er seinen Palast verlassen hatte, um zu meiner hohen Herrin zu kommen und den abgeschlagenen Kopf selbst in Augenschein zu nehmen. Da es ja wohl nicht das dreibeinige Küken gewesen war, welches ihm geflüstert, dass diese Tat stattgefunden hatte, musste der Erzbischof über eine geheime Quelle für sein Wissen verfügen.
    Peppino stotterte mehr, als dass er sprach, und so dauerte es eine Weile, bis ich die Geschichte erfasste, die er mir berichtete:
    »Streit … es hat Streit gegeben … Das Geld hat er zurückverlangt … der Hufschmied … Du weißt: Das hatte er uns einst geborgt. Du erinnerst dich? Damit wir das Handwerk weiterführen konnten, als unser seliger Vater starb. … Ich gebe es zu … Ja, wir waren säumig … ich gebe es zu, Gott vergib uns unsere Nachlässigkeit. Der Hufschmied … er wandte sich an den Schied der Gilden … hinterrücks … ohne uns vorher etwas davon zu sagen … Aber ich schwöre! Ich schwöre es bei meiner Seele: In guter erzbischöflicher Münze … ja, das haben wir: zurückgezahlt haben wir sein dreckiges Geld. Üble Nachrede! Das war es … hundsgemeine Verleumdung, als der Hufschmied uns bezichtigte … uns dennoch Betrug vorwarf … hundsgemein … obwohl wir es zurückgezahlt haben. In erzbischöflicher Münze! Trotzdem beleidigte er uns darob gar heftig …«
    »Habt ihr gerauft?«, fragte ich bang.
    »Nein. Und, Gott ist mein Zeuge, Rignaldo ist nicht der Mörder des Hufschmiedes. Er gleicht keinem Feigling und sucht nicht die Nacht, um seine Angelegenheiten zu regeln. Er hätte übrigens auch nicht sein Schwert hingegeben für diesen Teufel.«
    »Hüte deine Zunge, du sprichst von einer toten Seele und einem Freunde dazu.« Als Kind hatte ich den Hufschmied gehasst, da er die Aufmerksamkeit meiner Brüder beanspruchte, während mich nach ihrer Gesellschaft verlangte. Nun aber, weiser, fand ich mich nicht bereit, den Stab über ihm zu brechen. Denn mein Hass war durch und durch närrisch, als ob nicht Freundschaft das höchste Gut der Menschen sei. Dies zu erkennen, hatten mich die Huldigungen der antiken Autoren an die Freundschaft gelehrt, die wir in der Klosterschule lasen.
    »Freundschaft nenne ich das nicht«, wütete Peppino. »Er hat uns getäuscht. Ein falscher Freund war er, jawohl! Doch mit seinem Tode hat keiner von uns etwas zu schaffen. Der Erzbischof will sich nur rächen an uns!«
    »Welchen Grund dazu hätte er?« Ich versuchte, um Peppino vor dem Wahnsinn, an dessen Schwelle er offensichtlich stand, zu bewahren, gefasst zu bleiben und die Ereignisse klar im Auge zu behalten.
    »Es ist ein Grund, den wir dir verheimlichen müssen, weil du nun im Dienste seiner Hure stehst.« Die Stimme meines einstmals so zärtlichen Bruders überschlug sich, während er nun vor Kälte nur so schlotterte. »Aber, liebe Schwester, das versichere ich dir, unser Gewissen ist rein, reiner als das deinige.«
    Konnte es sein, dass er mich, die Schwester, nämlich

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