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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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dieser meiner schwersten Stunde, der Lüge zeihen?«
    »Kann Pater Bueno der Mörder sein?«, lenkte ich von seiner Frage ab. »Er war jedenfalls dort und hat dich gesehen.« Nein, ich wollte nicht aufgeben und stemmte mich gegen die Erkenntnis, dass es Gottes Wille sein musste, Rignaldo von des Henkers Hand sterben zu lassen.
    »Das kann ich nicht bezeugen. Als er mich antraf, war der Hufschmied bereits enthauptet. Natürlich kann er zurückgekehrt sein zum Ort des Verbrechens.«
    »Hast du den Beutel mit dem Siegelring und den Büchern genommen oder hast du ihn wenigstens gesehen?«
    »Nein. Ich habe die Ecken durchsucht, um das Geld zu finden, Gott verzeih mir diese Sünde. Der besagte Beutel war nirgendwo.«
    »Gelänge es mir, ärmster Bruder, den wahren Mörder ausfindig zu machen, bevor man dich richtet, wärst du gerettet. Es haben sich drei Personen dort aufgehalten: meine hohe Herrin, Pater Bueno und du. Du hast, wenn ich dir so roh die Wahrheit sagen darf, zwei Gründe zum Mord gehabt, einen ehrenhaften und einen habgierigen. Ich gestehe dir aber nur zu gern zu, dass die Geschichte mit dem Briefe und Siegel keinen Sinn ergibt. Sie ergibt allerdings, soweit ich sehe, auch keinen Sinn, wenn man einen der beiden anderen Anwesenden zum Mörder siegelt. Welchen Grund sollte Pater Bueno gehabt haben, den Hufschmied zu töten? Welchen Grund könnte meine hohe Herrin für solch einen Mord gehabt haben? Vorausgesetzt, sie kann überhaupt das Schwert in dieser Weise führen.«
    »Ich meine, sie hatte einen männlichen Helfer. Ich vermute, dass eine weitere Person zugegen war, deren Namen ich allerdings nicht kenne. Was ich im fahlen Fackellichte gewahrte, war der Schatten eines Mannes mit ungewöhnlich großen, hässlich abstehenden Ohren.«
    »Es könnte auch ein Helfer von Pater Bueno gewesen sein, der für den Greis das Schwert führte. Gleichviel, das würde uns nur helfen, wenn wir wüssten, wer den Schatten geworfen hat. Um dich zu retten, gibt es darum nur den Weg, das Volk gegen Konrad aufzubringen. Dazu müsste ich wissen, was ihr ihm angetan habt, um das Volk davon zu überzeugen, dass nicht die Liebe zur Wahrheit, sondern niederträchtige Rache die Grundlage seines Urteils war.«
    »Da ich, liebe Schwester, des Todes bin, muss ich mich als der älteste von uns darum bekümmern, dass es dir, deinem Kinde und meinem jüngeren Bruder wohl ergeht. Ich schweige also und nehme dies Geheimnis mit ins Grab. Denn wenn du es wüsstest, könnte das, Gott behüte, auch deinen Tod heraufbeschwören.«
    »Warum verschweigt es Konrad hartnäckig?«
    »Du fragst mich, so dass ich mich verraten möge. Aber das gelingt dir nicht, dafür sorge ich um deinetwillen. Er verrät das Geheimnis nicht, weil er es sogar vor seinem Gotte zu verbergen sucht.«
    »Ich sehe, dass ich dich, wenn nicht Gott mit einem Wunder hilft, verloren habe, lieber Bruder. Meine Liebe aber und meine Dankbarkeit werden dich begleiten in alle Ewigkeit.«
    »Amen.«
    Als ich Rignaldo betrübt verließ, traf ich am Tor der Hacht Peppino, meinen ehemals zärtlichen Bruder, der sich wohl ebenfalls von dem Unglücklichen verabschieden wollte. Ich war erleichtert, ihn zu sehen, und setzte dazu an, ihn zu umarmen, weil ich hoffte, an seiner Brust Tröstung zu erfahren. Ich bemerkte Schwellungen auf seinem Gesicht, kam jedoch nicht dazu, ihn nach dem Grunde zu befragen. Barsch stieß er mich nämlich zurück, weil er mich ganz und gar für das Unglück unserer Familie verantwortlich machte. Er eröffnete mir, dass er die Stadt verlassen und erst zurückkehren und wieder mit mir sprechen werde, wenn ich den Dienst bei der Hure beendet haben würde, die bezeichnenderweise ja in dem Stadtviertel wohne, in welchem auch diejenigen verworfenen Menschen lebten, die unseren Herrn ans Kreuz genagelt hätten:
    »Höre du besser nur auf Pater Bueno«, sagte er, »und halte dich fern von den Juden.«
    Nichts weiter konnte ich ihn fragen, denn unvermittelt verließ er mich.

Die Angst um meinen Bruder Rignaldo, aber auch die Ungewissheit darüber, wer der Mörder des Hufschmiedes sei, schnürte mir die Kehle zu, als ich, überdies gekränkt durch die Zurückweisung meines Bruders Peppino, in das Haus der hohen Herrin zurückkehrte. Je länger ich über das, was ich wusste, nachdachte, desto größere Gewissheit erlangte ich, dass Rignaldo keine Schuld traf. Die Ergreifung von Rignaldo musste ja durch den Erzbischof verfügt worden sein, noch bevor er sich auf den Weg ins

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