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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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Angeklagten das Maul. Wir halten es nämlich für offensichtlich, dass er sich mit dem Tode abgefunden hat, weil er schuldig ist.«
    Niemandem erschien es notwendig, meine hohe Herrin zu befragen, da keiner annahm, dass eine Frau mit dem Schwert tötete, sondern mit Gift. Sie selbst machte auch keine Anstalten, zu der Anschuldigung Rignaldos Stellung zu nehmen.
    Da der Erzbischof in Person des Richters das geklärt hatte, was die Bürger an Einwänden hatten, war selbst sein ärgster Widersacher, der Gildemeister Wilbert, nicht mehr willens, für Rignaldo einzutreten. Er verabschiedete sich mit Tränen in den Augen von Rignaldo, indem er sagte:
    »Wenn du dennoch unschuldig bist, Bruder, wird dich Gott entschädigen. Die Menschen können nichts mehr für dich tun.«
    War Rignaldo wahrhaft der Mörder? Wieso hatte er meine hohe Herrin beschuldigt? Wenn sie die Mörderin wäre und ihn ungerecht sterben ließe, um selbst weiterleben zu können, müsste ich sie, die ich nicht weniger liebte als ihn, verlassen und zusammen mit meinem Sohn jämmerlich zugrunde gehen. Wann aber hätte sie einen Mord begehen können, ohne dass ich es gemerkt hätte, da ich doch so gut wie nie von ihrer Seite wich? Und wenn sie den Mord nicht begangen hatte, warum, um Himmels willen, richtete sich Rignaldo gegen sie? Ich wusste nun nicht, wem ich misstrauen sollte, meiner hohen Herrin oder meinem Bruder! Die hohe Herrin äußerte sich nicht über den Fall und ich wagte nicht, sie anzusprechen. So fasste ich den hoffnungsvollen Gedanken, um Erlaubnis zu bitten, meinem Bruder einen Besuch abstatten zu dürfen, damit ich ihn befragen konnte. Wenn er mir einen Hinweis auf den wahren Mörder geben könnte, würde ich versuchen, mit El Arabs Hilfe einen Gnadenerlass beim Erzbischof zu erwirken.

Also erhielt ich die ersehnte Zustimmung, meinen Bruder Rignaldo aufzusuchen. In der Hacht, dem Gefängnis im erzbischöflichen Palastbezirk, da Rignaldo gefangen gehalten ward, befand sich die ganze Kälte des Winters. Kaum ein Lichtstrahl drang durch das kleine vergitterte Fenster. Das Stroh, das meinem unglücklichen Rignaldo als Lager diente, war klamm. Auch ich hätte den Tod vorgezogen gegenüber einem Leben an diesem schrecklichen Orte, dem nur das Feuer fehlte, um es als Hölle sehen zu können.
    Mein Bruder hatte sich in der Tat mit dem Tod abgefunden und fragte mich mit traurigem Lächeln: »Du, geliebte Schwester, hast, wie ich gehört habe, einen gesunden Sohn zur Welt gebracht?«
    »Ja, teurer Bruder, es ist Johannes.«
    »Es tröstet mich, dass ich durch dich in ihm weiterleben werde. Es schmerzt mich aber, dass er aus dem Samen meines Mörders stammt.«
    »Lieber Bruder, meine Sünden sind an deinem Unglück schuld. So würde ich gern an deiner statt sterben, wenn ich nicht ein Kind hätte, das mich verpflichtet zu leben.«
    »Du könntest dies auch nicht. Ich sterbe für meine eigene Sünde, wenn auch nicht für diejenige, die die Menschen mir zur Last legen.«
    »Kannst du mir es nicht offenbaren, jetzt, wo die Stunde deines Todes naht?«
    »Nein, um unseres Bruders willen darf ich es nicht sagen. Es würde den Erzbischof zwingen, sofort seinen Tod zu veranlassen.«
    »Gott möge verhüten, dass ich auch meinen zärtlichsten Bruder verliere: Du weißt, dass er dem Tode nicht so tapfer wie du in die Augen würde blicken können.«
    »So gibt Gott jedem die Last, die er tragen kann. Und dies macht mich zuversichtlich: Wenn Gott mich ein schweres Schicksal ertragen lässt, zeigt das mir, dass er mich für stark genug hält.«
    »Bruder, ich brauche nun deine Stärke. Denn ich diene der Herrin, die du des Mordes an unserem Freund beschuldigt hast. Ich frage dich also um meinetwillen und der Ehre unserer Familie willen: Ist die edle Frau die Mörderin des Hufschmieds? Muss ich sie mit meinem geliebten neugeborenen Sohn um der Ehre unseres Freundes willen verlassen, um elend zugrunde zu gehen?«
    »Selbst wenn Magdalena die Mörderin des Hufschmiedes wäre, so riete ich dir, bei ihr zu bleiben. Der Hufschmied war ein falscher Freund, der den Tod verdient hat, das kann Gott allein bezeugen. Auch bin ich mir nicht sicher, dass sie den feigen Mord begangen hat. Denn ich war nicht Zeuge des Mordes. Wohl aber sei versichert, dass ich sie dort erblickt habe.«
    »Ich kann nicht glauben, es sei meiner Aufmerksamkeit entgangen, dass sie, obgleich ich beinahe nie von ihrer Seite weiche, das Haus in jener Nacht verlassen hat.«
    »Du willst mich, jetzt in

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