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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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Haus meiner hohen Herrin begeben hatte. Wie hatte er so schnell nicht nur von dem Mord erfahren, sondern auch den Mörder ausfindig machen können? Also musste der Erzbischof mehr Kenntnisse besitzen, als er eingestand. Dies kam mir überaus verdächtig vor. Ich raffte mich auf, den langsamen Gisbert zu bitten, seinen Vetter Goswin, der am Hahnentore Wachdienst versah, zu seinem vor dem Gericht dargetanen Fund des Beutels mit Siegelring und Büchern zu befragen.
    Nachdem ich schon die hohe Herrin gebettet und mich in meine Kammer zurückgezogen hatte, suchte mich El Arab auf und sprach mich an.
    »Alle sind nun von der Schuld deines Bruders überzeugt, bis auf einen, was sehr merkwürdig ist – es ist nämlich seine Unwürden höchstpersönlich …«
    »Ich habe diese verachtende Bezeichnung aufgegeben«, warf ich ein. »Denn ich habe mir das, was Ihr mir einst sagtet, zu Herzen genommen und langte zu dem Schlusse, dass seine Sünde kaum schwerer wiegt als die meine.«
    »Nimm sie wieder an, sie steht ihm zu, dem Abergläubischen. Er nämlich hat nach dem Gericht, als du deinen Bruder im Gefängnisse aufgesucht hast, zu seiner Leman gesagt, und ich war Zeuge: Um deinetwillen habe ich einen Unschuldigen zum Tode verurteilt. Verstehst du, was gemeint ist?«
    »Nein, ich will zwar nicht an die Schuld meines Bruders glauben; wer aber der Mörder ist, das weiß ich auch nicht. Was meint Ihr?«
    »Der Erzbischof scheint überzeugt«, sagte El Arab ausweichend, »dass seine Leman in den Mord verstrickt ist. Nur so lässt sich verstehen, was er gesagt hat.«
    »Mein Bruder hat mir bestätigt, dass er Magdalena im Hause des Hufschmiedes gesehen habe. Aber kann sie das Schwert führen? Er meinte überdies, dass noch jemand anwesend war, von dem er nur einen Schatten mit ungewöhnlich großen, hässlich abstehenden Ohren gesehen habe. Ich frage mich übrigens auch, warum Pater Bueno so bereitwillig dem Erzbischof als Zeuge gedient hat.«
    »Darüber habe auch ich schon nachgesonnen. Meine Vermutung ist, dass der Erzbischof ihn am Arsche gekriegt hat, wie man es hier ausdrückt: Er hat ihm wohl gedroht, ihn andernfalls selbst unter Anklage zu stellen.«
    »Mein Bruder Peppino, der mich für die Verurteilung unseres älteren Bruders verantwortlich macht, hat mir gesagt, ich solle auf Pater Bueno hören und die Juden meiden. Was hat es damit auf sich?«
    »Durch seine Aussage vor dem Gerichte aufseiten des Erzbischofes hat Bueno viel von seiner Huld unter den Gildebrüdern verloren. Jetzt predigt er dem Pöbel und hetzt gegen die Juden, die unter dem Schutze des Erzbischofs stehen. So nämlich rächt er sich meines Erachtens für die Schmach, die ihm Konrad zufügte, als er ihn zur Aussage gezwungen hat.«
    »Könnte der Pater vielleicht tatsächlich als Mörder in Frage kommen? Obgleich es ihm, da er Greis ist, kaum zuzutrauen wäre?« El Arab war es gelungen, mich aus meiner Mattheit zu rütteln, und ich schöpfte Hoffnung, das Rätsel mit seiner Hilfe zu lösen und meinen Bruder doch noch zu retten. »Es gab nach den Zeugen drei oder vier Personen am Orte des Geschehens: meinen Bruder, die hohe Herrin und Pater Bueno sowie, nach dem Gefühl meines Bruders, eine weitere Person, die er aber nicht erkannt hat. Mein Bruder war wahrscheinlich nicht der Mörder, meinem Empfinden und dem Zeugnisse des Erzbischofes nach. Meine Herrin wollen wir nicht als Mörderin verdächtigen – bliebe nur noch der greise Bueno oder die geheimnisvolle vierte Person. Mein Bruder meinte, es sei ein Gehilfe von Magdalena gewesen. Aber ebenso könnte es sich um einen Gehilfen von Pater Bueno gehandelt haben. Ich frage mich: Was hat Pater Bueno bei dem Hufschmied gewollt? Welchen Grund könnte er gehabt haben, ihn zu erschlagen oder erschlagen zu lassen? Und dann, was hätte ihn dazu bringen können, die grausige Aufstellung vor dem Hause der Herrin vorzunehmen?«
    »Der Hufschmied handelte mit Büchern«, erläuterte El Arab, der anscheinend nicht anders als der Vater meines Sohnes mehr wusste, als er mir sagte. »Mit gestohlenen Büchern, genauer gesagt. Es waren darunter mitunter auch solche, von denen manche wollen, dass sie nicht gelesen werden. Studenten der Universität haben zum Teil viel Geld geboten für Abschriften der philosophischen Werke des Arabers Avicenna oder des Juden Maimonides.«
    »Wie ergibt sich daraus ein Grund, den, der mit diesen Büchern handelt, zu töten?«
    »Pater Bueno will verhindern, dass diese Gedanken sich in der

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