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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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leichte Kost zu reichen, auf dass sich der Körper in Ruhe erholen könne. Wenn es ihr dann besser ginge, solle sie in ihr Haus kommen, um sich noch einmal untersuchen zu lassen.
    Pater Bueno fiel erneut vor meiner hohen Herrin auf die Knie und sagte: »Ich weiß nicht, edle Frau, wie ich Euch das danken kann.«
    »Verheirate Teresa schon bald an einen guten Mann, den sie sich selbst aussucht«, sagte sie schroff . (wohl weil sie meinte, dass diese Art der Erkrankung und die damit verbundenen Leiden vermeidbar wären, wenn die Franziskaner mehr echtes Verständnis für Gottes Natur aufbringen würden). »Achtet in ihr das Geschöpf Gottes«, setzte sie darum hinzu.
    Ohne ein weiteres Wort an die Verwandten zu richten und ohne einen Gruß oder andere Worte des Abschieds verließ sie das Haus, um zurückzukehren in ihr eigenes Heim, wo El Arab uns schon erwartete.
    El Arab amüsierte sich darüber, dass die hohe Herrin Pater Bueno »erledigt« habe, »diesen alten Franziskaner«; auch den Erzbischof würde das freuen.
    Die hohe Herrin aber entgegnete: »Geschätzter Averom, du denkst an die Gemeinschaft der Menschen, ich dagegen denke als Dienerin des Herrn. Ich hoffe also, mein über alles geliebter Pater Bueno mache weiter, so wie er es meint, von Gott befohlen bekommen zu haben, selbst wenn es mir schadet. Denn ich darf aus der Gabe Gottes, heilen zu können, keinen Vorteil ziehen.«

Die Non an diesem kalten, wiewohl sonnig-klaren Wintertage war weit überschritten und die hohe Herrin entließ mich für diesen Abend, trug mir aber auf, mich um eine gewisse Paulina zu kümmern, ein gefallenes Mädchen, das nach der Verhaftung meines Bruders Rignaldo in Not geraten sei. Sie gab mir ein paar Münzen mit, die ich ihr überbringen sollte. Wie es sich gehörte, ließ ich mir nichts anmerken, aber mein Herz beunruhigte sich, weil ich wiederum feststellen musste, dass ich nicht im Bilde war – nicht einmal über den Lebenswandel meines Bruders. Andererseits konnte ich die freie Zeit nutzen, um zu versuchen, etwas in Erfahrung zu bringen, damit ich Rignaldo vielleicht noch vor dem Henker rettete. Es war also nicht eitel, dass meine Herrin mir den Namen der Dirne nannte, die Rignaldo besucht haben sollte. Vielleicht wusste sie etwas, das ich für meine Zwecke nutzen konnte.
    Bevor ich mich aber, meinen geliebten Sohn in einem um die Hüften geschlungenen Tuche mit mir tragend, auf den Weg machen konnte, stellte sich mir der langsame Gisbert in den Weg und tat geheimnisvoll. In einem abgeschiedenen Winkel des Hauses übergab er mir einen Beutel und eine Nachricht des Erzbischofes. Der Beutel enthielt einiges an Goldmünzen, alte ehrliche Goldmünzen aus der Zeit vor der Neuprägung.
    Das Pergament sagte: »Dir, unserer zarten Knospe der Klosterschule, lassen wir diese Münzen überbringen, die aus dem Besitze deines unglücklichen Bruders Rignaldo stammen. Es handelt sich um die Münzen, die er erst dem Hufschmiede zurückgezahlt und dann, nach dem Morde, wieder an sich genommen hat. Nicht nur wirst du unseres Erachtens die rechtmäßige Erbin sein, sondern dir und deinem Kinde gebührt auch diese Unterstützung. Konrad, Sohn des Lothar, aus dem Geschlechte derer zu Are. Erzbischof und Fürst von Köln.«
    Wenn dies die Münzen waren, die Rignaldo dem Hufschmiede zurückgezahlt hatte, schoss es mir durch den Kopf, dann hatte Rignaldo ihn nicht betrogen, sondern mit gutem Gelde seine Schuld beglichen. Mein Bruder war kein Schuft! Der Hufschmied hatte ihn falsch beschuldigt!
    Freudig überrascht umarmte ich den langsamen Gisbert herzlich. Was ich von El Arab nicht erhielt, gab er mir – einen lang ersehnten Beweis für die Ehrenhaftigkeit meines Bruders.
    Der langsame Gisbert aber hatte noch weitere gute Neuigkeiten für mich.
    »Du hattest mich beauftragt«, sagte er, »bei meinem Vetter Goswin nachzufragen, was er über den Mord am Hufschmiede weiß. Er hält eine Botschaft für dich bereit, besteht aber darauf, sie dir nur persönlich zu übermitteln.«
    So lud er mich ein, ihm aus dem Hause zu folgen, und führte mich erstaunlich behänd über die Schildergasse, vorbei am Hofe Merzenich, und dann zum Marsilstein, dem »Grab des Aristoteles«, wie man sagt, weil die künftigen Studenten vor ihrer Aufnahme in die Universität hier Kerzen zu opfern pflegen, bis wir zum Hahnentor gelangten, wo sein Vetter Goswin den Wachdienst versah. Nachdem er mich dorthin gebracht hatte, beeilte er sich dann allerdings

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