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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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unerklärlicherweise, fortzukommen, so dass ich von ihm nur noch den Schatten sah, den die blutrote, tiefstehende Sonne von ihm auf die Mauer warf.
    Der Wächter empfing mich mit seinem gemeinen Grinsen, so dass meine Hochstimmung einer schlechten Vorahnung wich. Er sagte, die Worte merkwürdig in die Länge ziehend: »Ich besitze einen Schatz, der dir vielleicht wichtig ist.«
    Ich aber entgegnete: »Ihr Vetter versprach mir eine Nachricht über den Tod des Hufschmieds, die meinen unglücklichen Bruder vor dem Henker bewahren kann. Ich bitte Euch, gebt mir um Christi willen diese ersehnte Auskunft!«
    Als habe er nicht vernommen, was ich gesagt hatte, fuhr Goswin fort: »Bisher habe ich es verheimlicht, aber nun, da du zu Reichtümern gekommen bist, möchte ich mir doch mein Wissen vergolden lassen.«
    »Wovon Ihr sprecht, weiß ich nicht.« Gleichwohl mich nun das ungute Gefühl beschlich, mit einem Abgesandten der Hölle zu sprechen, musste ich mich mit ihm abgeben, weil ich ja hoffte, von ihm etwas zu erfahren, das meinem Bruder helfen könnte.
    »Nach der Mordnacht sah ich den Araber hier am Hahnentor. Und dies hier«, er holte ein Buch unter einem Tuche hervor, »glaubt Vetter Gisbert, sei der Schatz, den der Araber suchte, aber nicht fand, weil ich ihn bereits an mich gebracht hatte.«
    »Habt Ihr also falsch ausgesagt vor dem Gericht des Erzbischofs? Ist darum mein Bruder verurteilt worden und wartet nun auf den Henker? Ihr habt, wie Ihr sagtet, Euch des Beutels mit dem Siegelring bemächtigt. Also müsst Ihr ihn dem Diebe entrissen haben. Ihr habt ihn gesehen! Ihr kennt seinen Namen! Gebt ihn mir preis, und alle Schätze, über die ich verfüge, sollen Euch gehören!«
    Er antwortete nicht, sondern sagte geistesabwesend mit dem stieren Blicke des Narren: »Es muss doch ein Schatz sein, aber mit dem Schatze kann ich nichts anfangen, ich finde den Schatz nicht darinnen. Wenn du das Buch besäßest, könntest du es als Beweismittel gegen den Araber verwenden, der bei euch wohnt und sein falsches Spiel treibt.«
    »Sagt mir den Namen des Mörders! Mein Bruder wird sterben, wenn Ihr mir nicht helft!«, flehte ich.
    »Wer kann es anderes sein als der Araber, der den Schatz vor dem Hahnentor verteidigt?«, ließ er unklar verlauten. »Ich rate dir, kaufe mir das Buch ab und frage den Araber, den morgenländischen Teufel, der vor den Toren Kölns seine Spießgesellen hat.«
    »Ihr redet wirr«, sagte ich matt, während ich allmählich die Vermutung hegte, dass El Arab tatsächlich, wie der Höllenhund sagte, ein falsches Spiel trieb. Hatte ich nicht immer schon Zweifel an El Arabs Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit gehabt? Ließ er nicht eine beklagenswerte Gleichgültigkeit bei der Aufklärung des Mordfalles obwalten? Doch bevor ich urteilen durfte über El Arab, musste ich das Buch an mich bringen, um hinter sein Geheimnis zu kommen. Wie sehr wünschte ich mir, dass es nicht so sein möge, wie es schien! Nur einen Lidschlag überlegte ich und fragte dann: »Wie viel verlangt Ihr?«
    »Ich bin kein böser Mensch, sondern ein guter Christ. Weil geschrieben steht, liebe deinen Nächsten wie dich selbst , also sage ich: Ich weiß, welchen Betrag du bekommen hast vom Erzbischofe. Nur die Hälfte davon übergib mir, und das Buch gehört dir.«
    Ich zögerte nun nicht mehr, sondern gab ihm, was er verlangte, und nahm das geheimnisvolle und vielleicht gefährliche Buch, eingeschlagen in ein Leinentuch, an mich. Goswin versetzte mich so in Angst, dass ich nichts mehr wollte, außer diesen schrecklichen Ort so schnell wie möglich zu verlassen.
    Dann lief ich eine Weile wie benommen, ohne recht zu wissen, wohin mich meine Füße brachten. Unter der großen alten Linde vor dem Butzenhofe setzte ich mich schließlich und schaute das Buch an. Glücklicherweise war der Schnee geschmolzen und die Blätter des Baumes schon fast trocken, so dass kein Nass auf das kostbare Buch tropfte.
    »Petrus Abaelardus, Dialogus inter Philosophum, Judaeum et Christianum«, las ich. Der Dialog zwischen einem Philosophen, einem Juden und einem Christen von Peter Abaelard. Sollte das der »Schatz« sein, hinter dem El Arab her war? Kann man für ein Buch morden?
    Eine Erinnerung schickte sich an, Gestalt anzunehmen. Sie schrie in meinem Kopfe und forderte unmissverständlich Gehör. Wäre es möglich, dass El Arab der hochgewachsene Unbekannte war, von dem der langsame Gisbert berichtete? Derjenige, der den Grafen von Dampierre misshandelt und dem

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