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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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dabei, so tief in Eurer Schuld zu stehen, was unser Leben betrifft. Denn wenn wir es genau bedenken, so wart ja wohl Ihr der Schuldige, der unser Leben zuallerförderst in Unordnung gebracht hat, noch bevor Ihr es wagtet, unsere Stadt zu betreten.«
    »Darum stehe ich, wie ich sehr wohl nicht vergessen kann, in Eurer und Eurer Königs Schuld, nicht Ihr in der meinigen. Dennoch möchte ich Euch um etwas bitten, womit Eure Schuld bei mir, wenn sie denn bestünde, abgegolten wäre: Bitte liefert mir den Diener Magdalenas aus, den man den langsamen Gisbert nennt. Er hat sich in Eure Obhut begeben, und ihr ließet Magdalena wissen, er befinde sich nunmehr in Eurem Dienste.«
    »Er ist unser Diener und wir vermögen es, über ihn zu bestimmen. Warum fordert Ihr, dass wir ihn Euch ausliefern?«
    »Er hat versucht, die unschuldige Magd von Magdalena, die Ihr wohl kennt, erst zu vergiften und dann zu erwürgen.«
    Konrad packte der Zorn und er rief: »Dazu hatte er wahrlich keinen Befehl von uns! Und wir können uns nicht denken, dass er sich eines derartigen Ungehorsams schuldig gemacht haben sollte!«
    »Und doch: Ich lade Euch ein, von dem giftigen Pulver zu kosten, das nur er ihr ins Essen gemischt haben kann, als sie mit harmlosem Fieber daniederlag und er vorgab, sich um sie zu kümmern. Als sie ihn später auf dem Neumarkt, während er meinte, dort unerkannt für Euch spähen zu können, entdeckte, hat er sie angegriffen und versucht, sie zu erwürgen, obwohl sie nicht drohte, ihn zu verraten.«
    »So vertrauen wir Eurem Zeugnisse. Dass es ein Verbrechen ist, uns den Gehorsam zu verweigern und eine Magd der Edelfrau Magdalena vergiften oder erwürgen zu wollen, steht außer Frage.« Ich spürte, dass Konrad von dem Treuebruche seines Dieners betroffen war. Schwer atmend fügte er allerdings hinzu. »Da der Besagte uns jedoch außerordentliche Dienste erwiesen hat, so liefern wir ihn Euch nur aus, wenn Ihr versprecht, sein Leben zu schonen, was immer Ihr sonst auch an Strafen für ihn vorgesehen habt.«
    »Ich trachte ihm nicht nach dem Leben. Er soll nach meinem Willen einen niederen Platz in meinem Heer der Befreiung einnehmen, an welchem er seine überaus verdammenswerte Schuld viel tausendfach wird zurückzahlen können.«
    »Dies hört sich für unsere Ohren gerecht genug an. Darum sei er Euer bis an das Ende seiner Tage. Diesen Befehl werden wir sofort geben.«

Dass El Arab mich zu Liudger auf diese Weise von meinem Peiniger, der mir jeden Tag zu einer Hölle aus Angst hatte werden lassen, befreite, erfüllte mich mit Dankbarkeit und schenkte mir innere Ruhe. Als ich nun über den langsamen Gisbert nachdachte, fielen mir allmählich Zwischenfälle ein, die mich zu wenig misstrauisch gemacht hatten: seine behänden Bewegungen, wenn er sich unbeobachtet fühlte, so als ob er seine geistige und körperliche Langsamkeit nur spiele. Seine übergroße Hilfsbereitschaft mir gegenüber. Die Tatsache, dass er mir nicht nur den Brief und das Geld des Erzbischofs überbracht, sondern mich auch zu seinem Vetter geführt hatte, der mir El Arabs »Schatz« verkaufte. Seine unerlaubte Abwesenheit in der Nacht, da El Arab Magdalena erkannte.
    Nun aber türmten sich neue Ungereimtheiten vor mir auf. Entlastet von der Angst konnte ich besser darüber grübeln. Der langsame Gisbert war wohl, nachdem sein Mordanschlag auf mich vereitelt worden war, geflohen. Das war verständlich, musste er doch befürchten, dass El Arab ihn entlarven und bestrafen würde. Allerdings war er zum Erzbischof geflohen und hatte dort Aufnahme gefunden. Dann hatte Konrad seine Empörung über die mörderischen Absichten des langsamen Gisberts also nur vorgespielt, diese mörderischen Absichten vielmehr gebilligt, denn sonst hätte er ihm ja gewiss keinen Unterschlupf gewährt und sogar durch die Nachricht an Magdalena, dass er ihn brauche, vor jedem Verdachte bewahrt. In diesem Falle allerdings wäre nicht einzusehen, warum Konrad den langsamen Gisbert so bereitwillig an genau diesen El Arab auslieferte, als dieser es forderte. Der langsame Gisbert konnte jedoch auch keinen anderen Grund haben, mich töten zu wollen, als das Geheimnis des Erzbischofs zu hüten. Jedenfalls fiel mir kein anderer Grund ein.
    Eine zusätzliche Schwierigkeit kam mir wieder in den Sinn: Warum hatte Goswin das Buch, den »Schatz« des El Arab, mir angedient? War Konrad der eigentliche Drahtzieher des Verkaufes von des Hufschmieds Buch, auf dass er sich die Hälfte dessen, was er

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