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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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Ibrahim und flüsterte ihm eine Frage zu: »Wisst Ihr, was in dem Buche steht?«
    Ibrahim lachte. Dann deutete er mit dem Finger auf seinen Kopf und sagte: »Ja, es steht geschrieben, dass wir alles, was wir brauchen, da oben schon drinnen haben.«
    Es wurde eine Schatulle in die Mitte gebracht, die mit Gold verziert und über und über mit wertvollen Steinen besetzt war. Sie funkelte und glitzerte in der Mittagssonne. Der Sultan legte das Buch in die Schatulle. Es schien ein Brauch zu sein, der schon lange ausgeführt wurde, allerdings ohne das Buch. Ehrfürchtig wurde die Schatulle entgegengenommen und weggebracht. Die Versammlung löste sich auf.
    Alsdann führte mich El Arab dorthin, wo der langsame Gisbert in Ketten gelegt war.
    »Nun werden wir die Wahrheit erfahren«, sagte er zu mir. Dann wandte er sich an den langsamen Gisbert, der ausdruckslos vor sich hin stierte: »Dein Leben gegen die Wahrheit.«
    »Mein Leben ist keinen Deut mehr wert«, antwortete der langsame Gisbert tonlos.
    El Arab ergriff ihn mit harter Hand. Der langsame Gisbert wand sich in Schmerzen.
    »So schlecht«, sagte El Arab, »dass man dem Schmerze nicht zu entkommen sucht, kann es einer Seele in einem Körper gar nicht gehen, solange der Körper noch einen Funken Leben in sich birgt.«
    »Gisbert,« fragte ich, »warum bloß hattet Ihr meinen Tod gewollt?«
    »Ihr wusstet etwas, Hadwig, was Ihr nicht wissen solltet«, antwortete er matt. »Ich dachte, ich tue dem Erzpfaffen einen Gefallen. Stattdessen werde ich ausgeliefert und bestraft. Der Teufel weiß, warum. Pah! Das nennt sich fürstliche Dankbarkeit!«
    »Du hattest dir das falsche Opfer ausgesucht«, sagte El Arab belustigt. »Dieses Mädchen, das du vergiften und erwürgen wolltest, ist, wie du nicht wissen kannst, ein weiteres nettes Geheimnis des Erzbischofs: Sie ist die Mutter seines Sohnes, der nach allem, was wir wissen, auch sein einziger bleiben wird. Verstehst du? Für sie würde er alles tun, du Narr!«
    »Ihr Narr!«, rief der langsame Gisbert. »Ihr habt ihm das Leben gerettet, während er Euch ausplündern wollte.«
    »Sagt, dass das nicht wahr ist!«, schrie El Arab. »Ich stand unter dem Schutze des Königs –«
    »Den er im Herzen verachtet«, jubelte der langsame Gisbert. »Um seine bekannten Geldnöte zu heilen, ließ er mich den Kopf des enthaupteten Hufschmieds vor dem Hause seiner Konkubine aufstellen, zusammen mit dem Pergament, das die erpresserischen Worte enthielt. Am Hahnentor sollte die Übergabe stattfinden: Gold gegen das, was Ihr Euren Schatz nennt. Denn dem Vernehmen nach erhieltet Ihr eine unermessliche Menge an Gold und Silber vom Pfaffenkönig als Lohn für die Übergabe des Grafen von Dampierre.«
    Ich wandte mich verwundert an El Arab: »Warum habt Ihr ihm nicht gegeben, was er wollte, da es sich doch um Euren Schatz handelte, für den Ihr alles geben würdet?«
    »Er hatte das geforderte Gold nicht. So sagte er jedenfalls«, erklärte der langsame Gisbert.
    »Ich habe nicht vermutet, dass der Erzbischof hinter der Sache steckt«, gab El Arab zu. »Die Tarnung von Goswin war gut genug. So dachte ich zunächst, es sei ein Räuber, mit dem ich, wenn ich seiner denn habhaft geworden wäre, schon fertig werden würde. Dann verdächtigte ich, verblendet durch meinen Hass auf die Barfüßer, Pater Bueno und die seinen.«
    »Und schließlich hat Goswin das Buch, den Schatz, mir verkauft für eine Summe, die doch sicherlich nicht annähernd so groß gewesen sein kann, wie das, was Konrad vorschwebte,« sagte ich zum langsamen Gisbert.
    »Das hat Vetter Goswin nicht im Auftrage des Erzbischofs getan. Dieser glaubte dem Araber sowieso nicht, dass er nicht auch über einen Schatz aus Gold und Silber verfüge, und er trug sich darob mit der Absicht, auf andere Weise sich in Besitz desselben zu bringen: Der Araber sollte von einer Meute, die Wachmann Arnold unterstellt war, entführt werden …«
    »Nein«, stöhnte El Arab erneut, »gestehe, dass das nicht wahr ist! Und das, nachdem ich ihm das Leben gerettet hatte!«
    »Ja«, nun war es am langsamen Gisbert, belustigt zu sein, »das ist, wie gesagt, die Dankbarkeit und Treue eines Erzpfaffen.«
    Zornrot brach El Arab das Verhör ab und begab sich mit Ibrahim und Magdalena zu einem Zelt. Einige weitere Männer folgten uns. Das Zelt bot leidlich Platz und diente offensichtlich als Unterkunft des Befehlshabers. Es hatte wohl schon bessere Zeiten gesehen, nun war es aber schlammig wie alles andere hier,

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