Die Konkubine des Erzbischofs
wärmt, wenn es auch am wundesten und kältesten ist, finde ich in keinem anderen Bekenntnisse als dem unsrigen. Der Verstand kann sich da nur wundern und demütig folgen.«
»Das hast du schön gesagt«, zitierte ich El Arab. Die hohe Herrin schaute mich an und strich mir zärtlich über mein goldenes Haar. Die Natur schreckte mich nicht mehr so stark wie auf dem Hinweg. Langsam begann ich, sie zu lieben. In der Nacht achtete die hohe Herrin darauf, dass Ibrahim ein wenig abseits schlief, und am Morgen setzten wir unseren Ritt fort.
Etwa um die Vesper waren wir zurück und befanden uns vor den Stadttoren von Köln, wo sich Ibrahim von uns verabschiedete. Denn es war ja ausgemacht, dass der Sultan Magdalena erst holen werde, wenn er seinen Kriegszug siegreich beendet habe.
In der Stadt angekommen, erfuhren wir aber, dass Wilbert mit Unterstützung des kleinen Bonaventura den Kopf von Magdalena fordere.
»Er sagt«, schluchzte Paulina, als sie uns an der Pforte des weißen Hauses in Empfang nahm, »dass Ihr eine Ketzerin seid. Weil Ihr bestreitet, dass die Kirche notwendig sei, um die Gnade zu erlangen. Denn Ihr habt ja die unglückliche Maria getröstet, deren Kind vor der Taufe starb. Sie sagen, Ihr würdet die Kirche angreifen, um Euch selbst auf den Thron des Herrn zu setzen. Man beschimpft Euch, dass Ihr mit Eurem Tun die Macht des Erzbischofs der Kontrolle der Kirche und der Bürger entziehen wolltet, um ihn selbst zum Gott auszurufen. Sie sagen, außerhalb der Kirche gäbe es keine Gnade, und wer etwas anderes behaupte, müsse ein Ketzer sein. Ein ungetauftes Kind sei nichts als Kot und korruptes Fleisch, und nichts sei ihm aus Gerechtigkeit geschuldet. Wer etwas anderes behaupte, greife die Gerechtigkeit Gottes selbst an. Außerdem sagen sie, die heiligen Wunder und Visionen von Euch seien in Wahrheit Teufelswerk. Ihr habet zuerst Konrad und dann Pater Bueno verhext und in Eure Gewalt gebracht. Es wird auch erzählt, Ihr hättet sogar versucht, den Gildemeister selbst zu verhexen, aber das sei Euch natürlich nicht gelungen. Man erzählt sich, er habe das Kreuzzeichen gemacht, und Ihr wäret daraufhin zurückgewichen. Das erzählt man sich, und wir sind machtlos.«
Paulina hielt inne und schaute Magdalena erwartungsvoll an. Magdalena aber erstarrte, schien unverletzlich zu sein und sagte nichts.
Also fragte Paulina: »Was sollen wir nun tun, damit sie ablassen von Euch? Wie können wir ihnen bezeugen, dass Ihr eine gute Christin seid, barmherzig in Eurem Tun, demütig in Eurer Seele, bereit, Euch von Gott unterwerfen zu lassen, mildtätig den Kranken, Waisen und Verfolgten gegenüber, reuig vor Gott, von Gott wegen Eurer Vorzüge mit der Heilkraft und der Sehkraft ausgestattet? Sie wollen es nicht mehr glauben, die Bürger von Köln. Sie sagen, unkeusch sei Euer Leben mit Konrad gewesen, aber man hätte Nachsicht mit Euch gezeigt, weil es das Recht des Fürsten der Stadt sei, eine Konkubine zu haben, wenn auch nicht das Recht des hohen kirchlichen Amtes, vielmehr seine Schande. Weiter aber sagt man, was unkeusch war mit Konrad, sei im höchsten Maße verabscheuungswürdig, was den Araber betrifft, der den Unfrieden in unsere Stadt gebracht habe. Der Rabbi selbst hat gegen Euch ausgesagt vor Konrad und den Araber als mohammedanischen Lügner bezeichnet, dessen Sinnen und Trachten darauf gerichtet war, der Stadt zu schaden, um sie seinen Glaubensbrüdern zum Fraße vorzuwerfen –«
»Der Rabbi? Das hat er gesagt? Wahrlich, bezeugt, dass dies eine Lüge ist!«, unterbrach Magdalena, nun doch betroffen.
»Es wird gesagt – gesagt von Leuten, denen zu misstrauen ich keinen Grund habe. Die ganze Stadt hat sich erhoben gegen Euch!«, rief Paulina.
»Und ihr, was sagt ihr? Was sagst du, Paulina? Was du, Angela? Was sagt Maria? Was Martin? Und du, Teresa, was sagst du?«, fragte Magdalena.
»Wir haben Euch die Treue geschworen und werden sie halten bis an unser seliges Ende«, antworteten wir. Wir alle, eine nach der anderen.
Paulina aber fuhr fort: »Doch wir haben Angst. Angst um Euch und Angst um uns. Man sagt auch, Rignaldo habe wohl recht daran getan, Euch anzuklagen, des Hufschmiedes Tod verursacht zu haben. Und da Ihr geschwiegen hättet, als Konrad Rignaldo richten ließ, um Euch zu schützen, wäret Ihr auch an seinem Tode schuldig. Man behauptet sogar, dass dies von Konrad selbst gesagt worden sei. Wir sind Eure hilflosen Kinder und wünschen, dass Ihr zu uns sprecht, um uns Mut zu machen und zu
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