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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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mir den arabischen Namen Ibrahim und wurde mir zum zweiten Vater, da ich kaum sechs Jahre zählte. Er aber verdiente sein Geld mit der hochherrlichen Tätigkeit des Arztes und studierte, wenn er Zeit dazu fand.«
    »Und Ihr, Ibrahim, habt Ihr mit ihm studiert?«, wunderte ich mich, weil ich mich an die Antwort erinnerte, die er auf die Frage nach dem Inhalte des Buches von Abaelard gegeben hatte. Nein, Ibrahim war mir nicht unsympathisch; seine Art zu sprechen ließ ihn aber als üblen Tagedieb erscheinen.
    »Nein, ich übte mich in der verdammten Kunst des Krieges«, lachte Ibrahim. »Das beschissene Denken ist nichts für mich einfältigen Menschen. Und einer von uns musste ja, verflucht noch mal, im Kampfe den Mann stehen.«
    »Wir haben selbst gesehen«, empörte ich mich gegen die Unterstellung, El Arab sei ein Weichling, »wie tapfer der Sultan kämpft.«
    »Ja, ja.« Ibrahim lachte wieder. »Die harte Schule des jammernswerten Lebens hat ihn schließlich gelehrt, dass man kämpfen muss in diesem unseligen Dasein.«
    »Ist der Sultan wirklich zum Christentum übergetreten?« Ich setzte das Gespräch fort, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich die Antworten, die ich bekam, wirklich ernst nehmen konnte. Ibrahim war, das stand für mich fest, ein Halunke, der redete, was ihm gerade in den Kopf kam.
    »Es gibt Zeiten, da werden wir selbst dann verfolgt, wenn wir uns nicht zu unserem elenden Glauben bekennen. Und als dies uns widerfuhr, zogen wir ins verfluchte Spanien und wurden dort gottverdammte Christen. Aber sein reines Herz hängt am Propheten, während ich nie aufgehört habe, Jude zu sein. Wir träumten also von einem hochherrlichen Königreich, in welchem jeder fromme Mensch, gleich welchen verfluchten Bekenntnisses, zu seinem Gotte beten kann, ohne dafür gestraft zu werden.«
    »Und wo wolltet ihr es finden, dieses Land?«
    »Überall und nirgends«, antwortete Ibrahim und lachte. »Wir träumten einen gottverdammten Traum. Dabei trafen wir auch andere Elende, die heimatlos in ihrer verfluchten Heimat waren und bereit, mit uns zu träumen. So kam der Sultan auf die hochherrliche Idee, dem Traume ein wenig verdammte Wahrheit verleihen zu wollen. Und dies ist das tapfere, sonnengleiche Heer der Befreiung, das Ihr wohl gesehen habt.«
    »Ihr sagtet, der Sultan sei im Herzen Mohammedaner, aber das Buch, das er so verehrt und Ihr mit ihm, ist ein christliches.« Hinter seiner lästerlichen Sprache schien Ibrahim nicht nur ein großes Herz, sondern, allem Anschein zum Trotze, doch auch einiges an vernünftiger Überlegung zu verbergen.
    »Ja, verflucht, Herz und Verstand«, lachte Ibrahim nur, wie um meine aufkeimende Hochachtung für ihn lügen zu strafen.
    Ich gab noch nicht auf. »Wisst Ihr, warum der Sultan zum Mohammedanismus übergetreten ist? Wäre es nur, um der Gewalt zu entkommen, warum hat dann dieses Bekenntnis sein Herz erobert?«
    »Er sah, verflucht, dass Allah, der Allbarmherzige, sehr betrübt darüber ist, was seine verdammten Jünger auf dieser verdammten Erde in seinem gottverdammten Namen tun.«
    »Der Sultan«, wechselte ich den Gegenstand, nicht um abzulenken, sondern weil mich so viele Fragen beschäftigten, »hat von den Ismailias , den Jüngern der Vernunft, gesprochen, zu denen sein Vater angeblich gehört habe, die von den Lehren eines großen mongolischen Weisen namens Buddha geprägt seien.«
    »Soweit ich weiß«, antwortete Ibrahim nun erstaunlich ernst, »sind diese gottlosen Ismailias vor Hunderten von Jahren, zur Zeit des hochherrlichen Ibn Sina, besiegt worden, und der Einfluss der verfluchten Mongolen ist völlig aus dem dreckigen Arabien verbannt worden.«
    »Ihr seid viel herumgekommen«, sagte ich beharrlich. »Ist das Königreich Granada so großartig, wie man erzählt? So, wie Eure Heimstatt werden soll?«
    »Pah.« Ibrahim spuckte aus. »Ein Dreckloch. Nichts weiter. Kein Wort mehr darüber.«
    Er schien von schlechten Erinnerungen überwältigt zu werden und wortlos ritten wir weiter.
    »Herz und Verstand«, wandte ich mich schließlich an Magdalena. »Würdet Ihr es, hohe Herrin, auch so sehen, dass das Herz für die Mohammedaner und die Vernunft für das Christentum spricht?«
    »Mein Herz«, antwortete sie und brachte ihr Pferd nahe neben meines, »gehört Jesus allein. Dieses Geheimnis des Glaubens: Gott ist Mensch geworden, sündiges Fleisch, das leidet, und ist für uns gestorben, für unsere Sünden, damit wir leben – dieses heilige Geheimnis, das das Herz

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