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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Aufruhr. Die Taufe der Tochter des Chinesenkommissars Schrameier ist Gesprächsthema Nummer eins. Das ist der Mann, der auch die gesamte Land- und Bauordnung für das Schutzgebiet entwickelt hat, ein kluger Kopf, der aber auch seine Neider hat. Er ist mit einer wunderschönen Frau namens Klara verheiratet. Ich glaube, ich habe Dir schon von ihr erzählt.
    Es gibt Gerüchte, Prinz Adalbert habe sich in die schöne Klara verguckt. Seine Hoheit ist jedenfalls sehr oft Gast im Hause Schrameier. Die beiden wurden außerdem mehr als einmal bei gemeinsamen Spaziergängen beobachtet oder wie der Prinz ihr galant die Hand küsste. Vielleicht steckt nichts dahinter als Höflichkeit. Manche der Damen sind allerdings anderer Meinung und zerreißen sich die Mäuler. Die Gerüchte um eine – nun sagen wir einmal – ungewöhnlich enge Freundschaft bekamen zusätzliche Nahrung, als bekannt wurde, dass die Kleine den Namen Adalberta tragen wird. Der Sohn des Kaisers soll darum gebeten haben, Taufpate sein zu dürfen. Das ist zumindest die offizielle Version. Ich glaube, wenn es nicht rein rechnerisch unmöglich wäre, manche der Klatschbasen hätten noch verbreitet, das Kind sei die Tochter des Prinzen. Ich frage mich, wie Schrameier mit der Situation zurechtkommt. Er lässt sich nichts anmerken und geht nach wie vor seinen vielfältigen Aufgaben nach. Der Mann zeigt Haltung. Das imponiert mir.
    Auch sonst gibt es viel zu berichten. Die Gleise der Schantung-Eisenbahn haben in der Zwischenzeit Tsinanfu, die Hauptstadt der Provinz Schantung, erreicht. Das vereinfacht das Reisen sehr. Die Gebrüder Hildebrandt, die für den Eisenbahnbau zuständig waren und viele Schwierigkeiten mit den chinesischen Einwohnern hatten, sind wahrscheinlich froh, dass die Arbeiten dem Ende zugehen.
    Der erste Zug der Schantung-Eisenbahn ist übrigens bereits am 23. Februar in Tsinanfu eingefahren, gezogen von der Lokomotive Rosendahl. Das ist der Name eines früheren Gouverneurs. Die Kapelle des III. Seebataillons war auch mit von der Partie, als die Strecke Tsingtau-Tsinanfu Ost im März dann mit großem Bahnhof ihrer Bestimmung übergeben worden ist. In einigen Monaten soll dann alles fertig sein, inklusive der Zweiglinie ins Boshan-Tal: immerhin 435 Kilometer.
    Am 6. März war die offizielle Übergabe einer Seite der ersten Hafenmole des Großen Hafens in Tsingtau. Selbst Zhou Fu, der chinesische Gouverneur der Provinz Schantung, ist zur Einweihung gekommen. Er hat sich besonders für die beiden chinesischen Dampfer interessiert, die voll beladen mit Reis an der Mole lagen. Der Reis wurde anschließend umgeladen und auf mehreren hundert Eisenbahnwagen nach Tsinanfu befördert. Ein besseres Symbol der deutsch-chinesischen Freundschaft gebe es kaum, meinte Zhou Fu – chinesischer Reis, der auf deutschen Schienen ins Hinterland gebracht werde und so den Menschen Leben spende. Naja, so in etwa. Er bekam viel Applaus und natürlich einen Tusch der Kapelle. Später spielten wir für ihn noch die «Wacht am Rhein».
    Baudirektor Julius Rollmann hat eine bewegende Festansprache gehalten. Dabei erinnerte er auch an die Iltis, jenes Kanonenboot, das einst vom Sturm an die Klippen Schantungs geschleudert und zerschmettert worden ist. Die Leute sagen, die Männer seien heldenhaft unter Absingen des Flaggenliedes und drei Hurra für den Kaiser untergegangen. Rollmann hat aber auch das Nachfolgerschiff, die Iltis II, nicht vergessen, die wegen der Tapferkeit der Besatzung im Boxeraufstand sogar mit dem Orden pour le mérite geschmückt worden ist. Er hatte für diese Rückblenden einen guten Grund: Schließlich ist der 6. März 1904 auch der Tag, an dem das deutsche Schutzgebiet sechs Jahre alt wurde.
    «Wasser und Land sind nun verbunden», rief Rollmann aus, durchschnitt die Leine, die den Hafeneingang gesperrt hatte, und die erste Lokomotive der Schantung-Eisenbahn fuhr auf die Mole, bis an den Dampfer Jaeschke – der erste, der für Tsingtau gebaut worden war und der just in diesem Moment anlegte. Du hättest dabei sein müssen, es war ein beeindruckender Anblick: das weite Hafenbecken, die Seezeichen, die geschmückten Dampfer und Arbeitsfahrzeuge, die Gebäude und Werkshütten am Ufer, die Dämme und Bauten der Schantung-Eisenbahn! Auf der neuen Mole steht ein Lagerschuppen am anderen. Wo einst Meer war, wurde «    Im April wird dann auch unser deutsches Postamt in

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