Die Konkubine
Major.»
«Und mir Bericht erstatten?»
Konrad salutierte. Er hatte richtig vermutet, er sollte den Truppel’schen Haushalt ausspionieren.
Frobel schien mit seiner Reaktion zufrieden. «Dann erwarte ich übermorgen Ihren Bericht von der letzten Woche. Abtreten, Gefreiter.»
Konrad trat ab. Und marschierte schnurstracks zu Fauth. Der saß gerade beim Abendessen.
«Gut gemacht, Gabriel», beschied er ihn, nachdem er die Geschichte erzählt hatte. «Vergessen Sie den Befehl von Frobel. Ich werde dafür sorgen, dass Sie deshalb keine Schwierigkeiten bekommen.»
Konrad war sich da nicht so sicher. Aber er hatte keine andere Wahl, als Fauth zu gehorchen, allerdings mit dem Gefühl, dass er da zwischen mehrere Stühle geraten war und dass es für ihn eng werden könnte. Egal, was er tat.
Kapitel 15
LIU CUANGSAN HATTE die wichtigsten Mitglieder der Gilden von Qingdao in die Räume der Zhili- und Shandong-Gilde gerufen. Aber auch andere wie Chen Wenlin, den Direktor der Telegrafenämter von Qingdao und Gaomi. In solchen Zeiten war es dienlich, zu allen gute Kontakte zu unterhalten, die an den Schlüsselpositionen saßen und kontrollieren konnten, welche Nachrichten nach draußen gingen und welche hereinkamen. Alle, die der Maiban hinzugebeten hatte, waren erschienen. Einer Einladung Lius verschloss man sich nicht. Außerdem war es höchste Zeit, etwas gegen das Piratenwesen zu unternehmen, das im Schutz der Wirren des russisch-japanischen Krieges überhandzunehmen drohte. Die Freibeuter wurden immer dreister. Die Gewässer des deutschen Pachtgebietes waren vergleichsweise sicher, aber wie lange noch? Die Schäden für die Kaufleute beliefen sich schon jetzt auf hohe Summen, von getöteten Menschen ganz zu schweigen.
Der Kaufmann Yang schilderte voller Entsetzen, was ihm die Freibeuter angetan hatten: Er war mit seiner Dschunke nach Qingdao unterwegs gewesen, um 2000 Sack Erdnüsse an einen Händler zu verkaufen. Plötzlich war sein Boot von Piraten angegriffen worden.
«Die ganze Besatzung hat auf uns geschossen», jammerte er. «Wir gaben aus unseren Wallbüchsen ebenfalls Feuer, konnten aber nicht verhindern, dass die Verbrecher dicht an unsere Dschunke herankamen. Es waren etwa 20, sie hatten alle Gewehre. Sie erschossen einen Mann meiner Besatzung und verletzten drei andere schwer. Die Männer sind später in das Krankenhaus der katholischen Mission gebracht worden. Wir haben uns nach Kräften gewehrt. Nur der Tapferkeit meiner Männer ist es zu verdanken, dass wir der Banditenbande schließlich entkamen, ohne dass etwas geraubt worden ist.
Kurz darauf sahen wir auch noch zwei weitere Räuberdschunken, die eine Handelsdschunke im Schlepp hatten.»
Im Raum erhob sich besorgtes Gemurmel. Gemessen an den Berichten über die Gräueltaten, die Piraten begingen, um von ihren Opfern Schutzgeld oder Lösegeld zu erpressen, war Yang glimpflich davongekommen. Liu Guangsan lächelte dem Händler anerkennend zu. «Herr Yang, Sie haben sich tapfer gewehrt.»
Eigentlich war dem Maiban nicht nach einem Lächeln zumute. Er fühlte sich schlecht. Mulan war verschwunden, ebenso ihre Amah. Dazu Wang Zhen, der den Deutschen als Chinesenpolizist diente, aber eigentlich zu seinen Agenten gehörte. Er war außerdem sein Verbindungsmann zu der Geheimgesellschaft der Cai-Li. Die Mitglieder trafen sich in einem Tempel in Taidongzhen. Manche nannten sie auch die Fuchsgeist-Leute. Viele Chinesenpolizisten und auch ein großer Teil der Armee von Yuan Shikai gehörten dazu. Die Mitglieder versprachen sich Erlösung durch Abstinenz. Sie lehnten Opium, Alkohol und Tabak ab. Es hieß, sie praktizierten geheime Riten und Zeremonien während ihrer Versammlungen und mussten Schwüre ablegen, die Geheimnisse zu wahren. Das alles interessierte ihn jedoch weniger. Die Cai-Li setzten sich ebenso wie die Konstitutionalisten für das neue China ein. Wang war ein weiteres Rädchen in diesem Kampf. Eines, das hoffentlich nicht zum Verräter geworden war. Das wäre tödlich für ihn. Für Mulan galt das ebenso. Wer sich mit Yuan Shikai verbündet hatte, konnte nicht mehr zurück.
Liu sagte sich zum wiederholten Mal, dass Mulan nur eine Frau war. Es gab andere, schönere. Er war doch immer gut zu ihr gewesen, dachte er voller Verbitterung.
Viel schlimmer als die persönliche Kränkung war jedoch, dass sie seinen Sohn mitgenommen hatte, den kleinen Tongren. Er hatte bereits Männer ausgesandt, um die Spur der Flüchtlinge aufzunehmen, und ihnen
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