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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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weg, gestohlen. Mein Bruder hatte ein paar ungewöhnlich gefärbte Papageien und Wellensittiche gezüchtet. Die Polizei sagt, da waren Profis am Werk«, schloss sie.
    »Aus einem Garten in einem Vorort? Waren sie wertvoll? Dass er seine Vögel liebte, das weiß ich«, sagte Jennifer.
    Mac stellte das Tablett auf den Tisch und verteilte die Möhrentortenstücke. »Das ist nicht ungewöhnlich. Es ist leichter, Vögel zu stehlen, die in Gefangenschaft gezüchtet wurden, als sie in freier Wildbahn zu fangen.«
    »Sie haben sämtliche Zooläden abgeklappert, um zu sehen, ob irgendwer sie zum Verkauf anbietet. Nichts«, sagte Christina.
    »Sie dürften inzwischen längst außer Landes sein. Dafür gibt es gutes Geld. Ein schwarzer Kakadu kann in Amerika mehrere tausend Dollar einbringen. Honigfresser und Wallabys sind Hunderte von Dollar wert.«
    »Du liebe Zeit. Ist das denn legal?«, fragte Christina.
    »Meistens nicht. Wenn die Tiere schließlich bei seriösen Händlern, in Läden oder bei konzessionierten Verkäufern angelangt sind, lässt sich unmöglich zurückverfolgen, woher sie stammen.«
    »Und denk nur ans Internet. Ich möchte wetten, die meisten Tiere werden über Seiten verkauft, die nicht zu orten sind«, fügte Lloyd hinzu.
    »Man stelle sich vor. Wer hätte gedacht, dass irgendwer sich für Dons Hobby interessieren könnte?«, bemerkte Christina.
    »Er ist bestimmt schrecklich traurig, ganz zu schweigen von dem finanziellen Verlust«, sagte Jennifer. Sie sah zu, wie Christina ihre Möhrentorte verspeiste. Sie spreizte den kleinen Finger ab und hielt die Kuchengabel, als bestünde sie aus zerbrechlichem Kristall, während sie sich winzige Häppchen zwischen die gespitzten Lippen schob.
    »Die Schwester hat gesagt, wir können Rudi heute am Spätnachmittag noch einmal besuchen«, sagte Mac, um das Schweigen zu brechen, das sich über den Tisch gesenkt hatte.
    »Und was fehlt Ihrem Freund?«, fragte Christina, die Gabel erhoben und den kleinen Finger abgespreizt.
    »Das wissen wir nicht. Rudi arbeitete in seinem Labor an einem Experiment und ist umgekippt …« Mac unterbrach sich auf einen Blick von Jennifer hin. »Wer weiß, was dahintersteckt.«
    »Und jemand hat versucht, seine Ergebnisse zu stehlen. Der fand sie wohl sehr interessant«, ergänzte Lloyd.
    »Das alles klingt höchst unappetitlich«, bemerkte Christina spitz. »Rudi, ist das ein russischer Name? Du liebe Zeit, das hört sich ja an wie ein Agentenroman. Ich hoffe, du hältst dich von diesen offenbar gefährlichen Experimenten fern, Jennifer.«
    Jennifer lachte. »Aber, Mum, komm jetzt nicht mit irgendwelchen Verschwörungstheorien. Schmeckt dir der Kuchen? Du scheinst … nur darin herumzustochern.« Jennifer konnte sich die Frage nicht verkneifen und wollte außerdem das Thema wechseln. Christina sollte nicht noch mehr Argumente finden, um ihr die Insel auszureden.
    Christina legte die Gabel ab und tupfte sich geziert mit der Serviette über die Lippen. »Nun, wenn du mich schon in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückst, will ich es dir sagen. Seit ich mit Senioren arbeite, ist mir aufgefallen, dass Menschen, je älter sie werden, immer mehr ihre Manieren vergessen. Deshalb will ich immer gut auf mein Benehmen achten.«
    Alle lachten. »Mum, du bist noch jung! Mach dir keine Sorgen. Wenn du anfängst zu sabbern, mache ich dich darauf aufmerksam.«
    »Mein Gott, Jennifer, so etwas sagt man doch nicht. Auch nicht, wenn ich bald Großmutter werde«, fügte Christina steif hinzu.
    Mac trank seinen Kaffee aus. »Gut, wenn wir in den Norden wollen, sollten wir möglichst bald aufbrechen. Kommen Sie mit, Christina?«
    »Wir können dich vorher nach Hause fahren, damit du dich umziehen kannst«, sagte Jennifer.
    »Schön. Ein kleiner Ausflug wäre nett. Ich komme ja nicht viel herum.« Sie seufzte.
    Lloyd und Mac fingen Jennifers Blick auf und sagten nichts.
    Im Auto war Christina dann wie ausgewechselt. Mac und Jennifer saßen im Fond, Lloyd steuerte, und Christina neben ihm erzählte amüsante Geschichten über Leute im Krankenhaus. Lloyd lachte, und Mac gab ein paar trockene Bemerkungen von sich, die Christina entweder nicht hörte oder einfach überging.
    Lloyds Vater, Heath, lag unter einem Boot auf dem Holzschlitten. Er war eine ältere, wettergegerbte Ausgabe von Lloyd und wirkte trotz seiner mit Farbe bekleckerten Jeans, dem alten Hemd, der Segeltuchschuhe und dem Baumwollhut entspannt und selbstsicher. Jennifer vermutete, dass er

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