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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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ja nicht, ob sich hier draußen etwas oder jemand herumtrieb«, sagte Tony grinsend.
    »Das ist keine Entschuldigung! Du hast uns alle kurzerhand aus dem Bett geworfen«, sagte Lloyd.
    »Gehen wir wieder schlafen. Der Typ kommt nicht zurück. Ich warte bis morgen und sehe mich dann mal gründlich hier um. Fasst bitte nichts an«, sagte Mac, und alle machten sich auf den Heimweg.
    »Möchtest du trotzdem noch eine heiße Milch?«, fragte Tony, als sie vor ihren Unterkünften angelangt waren.
    »Ja, bitte. Jetzt dreht sich alles in meinem Kopf«, sagte Jennifer. Auf Tonys kleinem Sofa zog sie die Beine unter sich, während er Milch in einen Becher goss und diesen in die Mikrowelle stellte. »Warum will jemand Rudis Proben stehlen? Glaubst du, dass Rudi absichtlich außer Gefecht gesetzt wurde, dass es gar kein Unfall war?«
    »Keine angenehme Vorstellung. Er hat mir erzählt, dass er sich noch im Anfangsstadium der Trennung dieser Toxine und der Analysierung ihrer Wirkung befindet.«
    »Hat er gesagt, wofür sie genutzt werden können?«, wollte Jennifer wissen. »Seine Bemerkungen über biologische Kriegführung habe ich nie ganz ernst genommen. Hier draußen …«
    »Augenscheinlich wirken sie auf das Nervensystem und legen es für einen längeren Zeitraum lahm. Wie ein starkes Beruhigungsmittel. Wie Rudi es ausdrückte, trennt nur eine dünne Linie die vorübergehende Verzögerung der Körperfunktion von der völligen Stilllegung. Hier sind noch viel mehr Experimente vonnöten.« Er nahm die Milch aus der Mikrowelle, rührte ein wenig Honig hinein und reichte Jennifer den Becher. »Ich nehme einen kleinen Scotch pur.«
    »Glaubst du, dass Rudi Selbstversuche vorgenommen hat? Oder dass es ein Unfall war? Das Einatmen der Dämpfe reichte sicher schon aus. Der Geruch hat mich gleich umgehauen.«
    »Hoffen wir, dass Rudi uns morgen Genaueres sagen kann. Ich bezweifle, dass er das Zeug an sich selbst ausprobiert hat. Dazu befindet sich alles noch in einem viel zu frühen Entwicklungsstadium.«
    »Dort unten im Meer wird ja anscheinend heftig Krieg geführt, wenn Pflanzen und Tiere derartiges Zeug aufeinander abschießen«, sagte Jennifer und schlürfte ihre Milch. Sie war warm und süß und genau das, was sie brauchte.
    »Mit diesen Giften wird schon seit Jahren experimentiert. All dieser James-Bond-Kram. Ich glaube, mich zu erinnern, dass irgendein Spion durch einen Stoß mit einem Regenschirm getötet wurde. Sie wussten, dass die Spitze ein tödliches Gift enthielt, konnten es aber nicht identifizieren, oder aber es war dann plötzlich verschwunden.«
    »Himmel, kein Wunder, dass die Konkurrenz um die Finanzierung von wissenschaftlicher Forschung so groß ist. Aber Menschen wie Rudi suchen doch nicht gezielt nach tödlichen Giften. Er erforscht die Symbiose von Fischen und ihrer Umgebung.«
    Tony trank seinen Scotch. »Die Welt ist in vielerlei Hinsicht giftig. Wir alle kämpfen gegen unsere Umwelt, zähmen, erobern, zerstören sie. Rudis Entsprechung dieser Tatsache ist die Feststellung, dass Meeresbewohnern und -pflanzen, obwohl sie alle mit Verteidigungs- oder Angriffsmechanismen zum Überleben ausgestattet sind, doch gelungen ist, Millionen von Jahren Seite an Seite zu überleben. Das gesamte System fing an, einzubrechen und aus dem Gleichgewicht zu geraten, als der Mensch auf der Bildfläche erschien.
    »Wahrscheinlich hast du darüber nachgedacht, als du in diesen Kriegsgebieten warst«, sagte Jennifer leise.
    »Es ist schon erschreckend, zu sehen, wie dumm aus Ignoranz und den falschen Gründen angezettelte Kriege sind, die nicht gewonnen werden können.« Er stellte sein Glas ab. »Los jetzt, ab ins Bett. Wirst du jetzt schlafen können? Du hast doch keine Angst oder so?«
    Jennifer stand auf und reichte ihm ihren Becher. »Das war prima; ich fühle mich jetzt viel entspannter. Und, nein, ich habe keine Angst. Der Schwarze Mann holt dich zuerst.«
    Tony lächelte. »Betrachte mich als deinen Wachhund auf der Türschwelle.« Er öffnete die Tür. Jennifer ging an ihm vorbei und drehte sich noch einmal um.
    »Gute Nacht, Tony.« Sie gähnte.
    Er neigte den Kopf und gab ihr einen Kuss auf die Wange, dann auf den Mund, so sanft hingehaucht, dass sie überrascht war von der Zärtlichkeit.
    »Wofür war das?«, fragte sie mit einem weichen Lächeln.
    Er grinste. »Weiß nicht. Wahrscheinlich bin ich gerade dem Haifisch-Club beigetreten. So etwas habe ich noch nie getan.«
    »Du hast noch nie jemanden

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