Die Korallentaucherin
geküsst?«
»Nein. Noch nie etwas gewagt, was ich schon lange wollte, wofür ich aber nie den Mut aufgebracht hatte. Du bist heute ins kalte Wasser gesprungen, ich jetzt wohl auch.«
Sie sahen einander an.
»Es bedeutet nur, dass ich dich für etwas Besonderes halte, Jennifer. Schau weiterhin nach vorn. Alles wird gut für dich, das weißt du doch.«
»Ich glaube schon. Und ich glaube, für dich auch.« Sie drehte sich um und stieg die Treppe hinauf.
»Es liegt an dieser Insel«, sagte Tony.
»Und an den Menschen. Schlaf gut.«
Sie trat in ihr Zimmer und atmete den Duft der Rosen ein. Auf der Seite zusammengerollt, den Arm um das Kind in ihrem Leib gelegt, schlief Jennifer tief und friedvoll.
Am nächsten Morgen gesellte sich Jennifer zu Mac und Lloyd auf der Motorjacht der Ferienanlage, um nach Headland zu fahren und Rudi zu besuchen. Rosie begleitete sie zum Anleger.
»Ich habe von dem Einbruch in Rudis Labor gehört. Wisst ihr, warum oder wer?«
»Keine Ahnung, Rosie. Es war jedenfalls ein Amateur, der Einbruch schien nicht gründlich geplant gewesen zu sein. Eher ein spontaner Entschluss.«
»Wieso meinst du das, Mac?«
»Der Kerl hatte keine eigenen Gerätschaften dabei, um das Zeug abzufüllen oder zu transportieren. Er hat einen Gepäckwagen aus eurer Anlage benutzt.«
»Glaubst du, es war jemand vom Personal? Wer könnte denn ein Interesse daran haben?«, fragte Rosie verblüfft. »Wer hätte von Rudis Projekt wissen können?«
»Die gesamte Belegschaft hat gesehen, wie Rudi im Hubschrauber rausgeflogen wurde«, sagte Jennifer. »Ihr wisst ja, wie gern sie klatschen. Vielleicht hat Blair einen Verdacht.«
»Ich spreche heute Nachmittag mit ihm, wenn sie zurückgekommen sind«, sagte Mac.
Sie quetschten sich in Lloyds alten Kombi, den er mit Veras Erlaubnis auf dem Parkplatz beim Anleger abstellen durfte, und Jennifer rief auf ihrem selten benutzten Handy ihre Mutter an.
»Sie meldet sich nicht. Vielleicht spielt sie Tennis. Oder sie arbeitet im Krankenhaus.«
An der Rezeption ließen sie sich den Weg zu der Station weisen, in der Rudi noch immer zur Beobachtung lag. Jennifer bat, nachzusehen, ob ihre Mutter sich im Krankenhaus aufhielt.
»Ich weiß wirklich nicht, welche von den Ehrenamtlichen gerade Dienst haben. Wie heißt sie?«
»Mrs.Christina Campbell.«
»Ach, Tina. Sie ist eine Marke, wie? Soll ich ihr etwas ausrichten, wenn sie vorbeikommt?«
»Sagen Sie ihr, dass ihre Tochter hier ist. Nur zu Besuch«, fügte sie rasch hinzu.
Nur einer von ihnen durfte die Vierbettenstation betreten, in der Patienten zur Beobachtung lagen. Mac ging hinein, während Lloyd und Jennifer draußen warteten. Eine Viertelstunde später kam er zurück, und Jennifer und Lloyd forschten in seinem Gesicht nach Hinweisen auf Rudis Zustand.
»Er wird wieder gesund«, sagte Mac.
»Puh. Was ist passiert?«, fragte Lloyd.
»Gehen wir Kaffee trinken. Dann sag ich euch, was ich weiß. Später am Tag wird Rudi in eine andere Station verlegt. Seine Mutter und sein Bruder kommen her.«
»Konnte er reden, sagen, was passiert ist?«, fragte Jennifer, als sie den breiten blauen Krankenhausflur entlanggingen. Sie bemerkte die tropischen Blumen auf den Schreibtischen der Schwestern, die bunten Bilder von Flora, Fauna und den Lieblingsorten in Queensland. Sie fühlte sich eher wie in einem Touristikzentrum als wie im Krankenhaus.
»Er kann reden, aber es bringt uns nicht weiter. Er sagt, er hat keine Ahnung. Vermutlich hatte er das Bewusstsein verloren.«
»Du liebe Zeit, Jennifer … Fehlt dir was?«
Hinter ihnen entstand ein Aufruhr; sie drehten sich um und sahen Christina in blau-weiß gestreifter Schwesterntracht auf sie zukommen.
Jennifer hob beide Hände. »Mir geht es gut, Mom, keine Panik!«
Christina fiel Jennifer um den Hals; ihr Blick streifte ihren gewölbten Leib. »Du hättest mir deinen Besuch ankündigen können.«
»Wir haben nur einen Freund besucht, der plötzlich krank geworden ist. Ich wollte dich anrufen und fragen, ob du zufällig zur selben Zeit im Krankenhaus sein würdest.«
Christina wandte sich Mac zu und starrte ihn unverhohlen an. Für Lloyd, der sich ein wenig abseits hielt, hatte sie nicht mal einen Blick übrig.
Mac streckte ihr lächelnd die Hand entgegen. »Ich bin Macdonald Masters. Wir sind ziemlich kurzentschlossen von der Insel herübergekommen. Zum Glück ist unser Freund auf dem Wege der Genesung.«
Jennifer bemerkte wohl, wie ihre Mutter Macs Pferdeschwanz, das
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