Die Korallentaucherin
verwaschene Hawaiihemd über einem T-Shirt mit Universitäts-Logo, die Cargohose aus Baumwolle und die Flechtsandalen musterte. »Professor Masters ist der Forschungsleiter der Uni-Station auf Branch Island. Und das hier ist Lloyd Dane, er steuert die Charterboote. Er hat uns hergefahren.«
»Ah, verstehe. Und was ist deinem Freund zugestoßen? Immerhin ist es schön, zu wissen, dass du auf schnellstem Weg herkommen kannst, wenn es sein muss.«
»Die Insel mag abgelegen wirken da draußen am Riff, Mrs.Campbell, aber mit dem Hubschrauber und einem schnellen Boot ist man flotter hier, als wenn man auf dem Festland im Verkehrsstau stecken bleibt«, sagte Mac.
»Mir gefällt deine Tracht, Mum. Was arbeitest du?«
»Wir sind die Sunshine Girls. Wir versorgen die Patienten gratis mit Zeitschriften, Büchern, Süßigkeiten – sofern sie dürfen – und allen möglichen kleinen Geschenken. Wir besuchen diejenigen, die niemanden haben, und fahren sie im Rollstuhl nach draußen an die frische Luft, zum Beispiel.«
»Sie bringen ein bisschen Sonnenschein ins Leben der Menschen, wie? Das gefällt mir«, bemerkte Mac.
Christina erwiderte sein Lächeln nicht. »Wir nehmen unsere Arbeit sehr ernst. Man hat mich sogar gebeten, auch in der Palliativstation unten an der Straße auszuhelfen.«
»Schön für dich, Mum. Und wie steht’s mit dem Tennisspielen?«
»Die Gruppe ist ganz nett. Aber vergiss nicht, ich habe so viel zu tun, dass ich kaum Zeit für Geselligkeiten habe«, sagte Christina, als sie vor dem Lift angelangt waren.
»Wir wollen unten einen Kaffee trinken. Kommen Sie mit?«, fragte Mac.
»Ich will dich deinen Freunden ja nicht vorenthalten. Aber hast du ein bisschen Zeit für mich, Jennifer? Oder musst du gleich zurück?«
»Wir sind wirklich ein bisschen überstürzt hierhergekommen.«
Wieso fällt es dir so leicht, mir Schuldgefühle einzureden?
»Schon gut, Jenny, wir müssen ja erst am Spätnachmittag zurück sein. Ich will wegen der Jacht, die wir leasen wollen, noch mit meinem Dad sprechen. Kommen Sie doch bitte mit, Mrs.Campbell. Kennen Sie die Gegend nördlich von Headland Bay?«, fragte Lloyd.
Christina blickte den gutaussehenden jungen Mann an, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Sie strahlte. »Hm, nein. Ich kann nicht Auto fahren. Wie weit ist es?«
Die Lifttüren öffneten sich, und sie gingen zu dem kleinen Café seitlich des Foyers. Mac und Jennifer folgten hinter Lloyd und Christina. Mac grinste Jennifer an. Ihm war klar, dass Christina ihn als Uni-Hippie abgetan hatte und es bedeutend netter fand, mit Lloyd zu plaudern.
Sie nahmen an einem der kleinen Tische Platz, und Mac ging zum Tresen und bestellte eine Kanne Tee, Kaffee und Möhrentorte.
»Und wie lange sind Sie schon drüben auf der Insel, oder leben Sie auf Schiffen?«, fragte Christina, an Lloyd gewandt.
»Ich bin mit Schiffen aufgewachsen; mein Vater baut Schiffe. Er hat eine alte Jacht restauriert, die wir für die Gäste der Ferienanlage chartern wollen.«
»Lloyd kennt auch Blair, versteht sich«, sagte Jennifer.
»Er ist mein Chef, neben Rosie. Aber wie Jennifer verbringe ich einen Großteil meiner Zeit in der Forschungsstation, wenn ich nicht gerade auf einem Schiff bin.«
»Tatsächlich? Und wie findet Blair das?« Christina sah Jennifer mit hochgezogenen Brauen an.
»Er ist äußerst verständnisvoll. Mac betreut diesen Kurs, den ich belegt habe«, erklärte Jennifer.
»Ich dachte, du schreibst irgendwas. Na ja, sobald das Baby auf der Welt ist, wirst du für Derartiges keine Zeit mehr haben. Übrigens, Lloyd, mein Bruder und seine Frau wollen hierherkommen. Könnten sie vielleicht mal segeln oder angeln gehen oder so?«
Jennifer war im Begriff, sich einzumischen und anzumerken, dass das ein teures Vergnügen wäre, doch Lloyd trat ihr unter dem Tisch auf den Fuß. »Das lässt sich bestimmt arrangieren.«
»Das wäre wunderbar. Die Armen, sie haben Schreckliches hinter sich. Weißt du schon, was passiert ist, Jennifer?«
Bevor Jennifer antworten konnte, verteidigte Christina ihren Platz im Rampenlicht und fuhr fort: »Einfach schrecklich. Mein Bruder züchtet schon seit Jahren Vögel. Und jetzt – sind sie alle weg. Sie waren wie Familienmitglieder für ihn. Er ist völlig fertig.«
»Was ist passiert?«, fragte Lloyd.
»Ach, es war grauenhaft. Don war zum Bowling, und Vi hatte den ganzen Tag in der Stadt zu tun. Als er nach Hause kam, fand er die Drahtkäfige aufgebrochen vor, und sämtliche Vögel waren
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