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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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letzten noch lebenden Polypen aufsaugten. Dem periodisch auftretenden Befall mit diesen räuberischen Wesen wurde die Zerstörung des Great Barrier Reefs zur Last gelegt, doch Mac und die anderen Wissenschaftler glaubten, dass die Schuld in Wahrheit bei den Menschen auf dem Festland lag. Jennifer spürte und hörte, wie Mac tief durchatmete, als er die Szene sah.
    Das Sonnenlicht wurde schwächer, je tiefer das Haimobil sank, das Wasser wurde tintenblau. Es sah kalt aus. Der Videofilm vermittelte kein Gefühl für die Geschwindigkeit oder Bewegung in eine bestimmte Richtung, und Jennifer vermutete, dass die Insassen des Unterwasserfahrzeugs genauso empfanden. Die schattenhafte Form des Riffabhangs wellte sich in einiger Entfernung und verschwand im Nichts. Jennifer hielt vor Spannung den Atem an, aber nichts geschah. Der Bildschirm wurde dunkler und dunkler. Dann erschienen Lichtpünktchen. Blitzende, leuchtende Farben, die sich drehten und hin und her flitzten. Signale?
    Gideon schaltete den Suchscheinwerfer ein, und im ersten Moment war nichts zu sehen. Dann tauchte der hässlichste Fisch, den man sich vorstellen konnte, im Lichtstrahl auf. Ein mächtiger Kopf, ein riesiges Maul mit herabgezogenen Mundwinkeln und zackigen Zähnen, spitze Stöcke und Haken ragten wie Angeln aus seinem Kopf. Ein dürrer, knotiger Körper. Er sah prähistorisch aus und böse.
    Er war der Erste einer außergewöhnlichen Parade. Wunderschöne Kreaturen, von einem violetten fliegenden Trapezkünstler mit Fledermausflügeln über einen dicken glühend roten Fisch mit blitzenden Lichtern an den Seiten wie ein Partyboot bis zu einer schlüpfrigen silbernen Schlange mit tödlichen Kiefern und zinnstarren Augen. Das einzige vertraut aussehende Wesen war ein langsam, träge und doch wachsam vor sich hin treibender Hai. Jennifer erinnerte sich an einen von Mac graduierten Ichthyologen, der erklärte, dass Haie sich im Lauf ihrer vierhundert Millionen Jahre dauernden Evolution kaum verändert haben. Und dass Haie zusätzlich zu Geschmacks-, Tast-, Gehör-, Geruchssinn und der guten Sehkraft noch einen sechsten Sinn haben: die Fähigkeit, auch das winzigste elektromagnetische Feld wahrzunehmen, das ein Lebewesen generiert.
    Gideon schaltete das Licht aus, und obwohl das Haimobil sich fortbewegte und das Summen der Schubdüsen stetig hörbar war, wirkte die Dunkelheit sogar auf dem Bildschirm allgegenwärtig. Als Gideon das Licht wieder einschaltete, bewegte sich eine Schule Fische, Tausende von seltsam geformten, gestreiften Tierchen, in einer hektischen Wolke wellenförmig mit elektrisch pulsierenden, Angst ausstrahlenden Farben vorbei. Isobel sagte etwas zu Gideon, und das Fahrzeug erhob sich über den endlosen Strom von fliehenden Fischen.
    Und dann sah Jennifer die Spitze des ersten langen tastenden Fühlers. Unwillkürlich griff sie nach Macs Arm. Noch mehr bleiche, fleischige, aber größere Schlangenarme folgten, und als die Kamera durch den aufgeschreckten Fischschwarm hindurch hochfuhr, fing sie in ihrem Sucher ein ausdrucksloses knolliges Auge von der Größe eines Fußballs ein, die klaffende Höhlung an der Spitze eines Riesenkalmars, so mächtig, dass er das Haimobil in seinen gallertartigen, durchscheinenden Körper hätte einsaugen können.
    Die Kamera zeichnete den Aufstieg des kleinen Fahrzeugs auf, und als schließlich das erste der Riffplateaus in Sicht kam, kamen die Fundamente des uralten Kraters Jennifer vertraut vor. Die Rückkehr an die Oberfläche, ins Sonnenlicht, zu den Freunden, in eine bekannte Welt war ein sonderbarer Übergang. Das Licht ging an, und hie und da wurde applaudiert.
    Mac stieß Jennifer an. »Nun, was sagst du?«
    »Es ist wie ein Traum, wie ein Film! Einfach unfassbar.«
    »Sie waren sechshundert Meter tief. Ich bin begeistert von der Kamera innerhalb der Kuppel. Die haben sie auch für diese Delphin-Filme benutzt.«
    »Ich kann nicht glauben, dass Isobel nur mit einem Tauchgerät so tief hinuntergegangen ist. Sie kennt keine Angst«, sagte Jennifer.
    »Auf jeden Fall ist sie entschlossen«, pflichtete Mac ihr bei. »Ich vermute, Isobel hat vom Leben immer alles, was sie wollte, bekommen.«
    »Ich glaube nicht, dass wir alles bekommen sollten, was wir uns vom Leben wünschen. Sie hat mir geraten, in schwierigen Situationen den besten Kompromiss anzustreben«, sagte Jennifer und dachte an Blair.
    »Und Gideon rät uns, nach den Sternen zu greifen«, ergänzte Mac.
    »Und Gideon glaubt, die Sterne

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