Die Korallentaucherin
hinzugeben, komme, was wolle.«
»Das ist traurig«, sagte Jennifer. »Ich möchte wetten, Gideon hätte dazu etwas zu sagen.«
»Es ist nicht leicht, sich zu ändern, zu vertrauen, die Kontrolle aus der Hand zu geben.« Er lächelte sie an.
»Schau mich an. Es ist ganz einfach!« Sie hob beide Hände. »Ich habe das Paddel aus dem Wasser gezogen, lasse mein Kanu mit der Strömung treiben und hoffe, dass ich nicht einen Wasserfall hinunterstürze.«
»Gott, du wirkst so furchtlos. Isobel hat recht. Sie sagt, Frauen seien stärker als Männer, wenn es um Herzensangelegenheiten geht.«
»Mach dich nicht selbst fertig, Tony. Du hast mehr ertragen als die meisten von uns. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich damit fertig würde, wenn ein Kind, dass ich liebte und beschützen wollte, ums Leben kommt.«
Er zog sie an sich. »Danke, Jen.«
Das Baby schien etwas gegen den Druck der beiden Körper zu haben und machte einen kleinen Purzelbaum. Sie lachten, und Jennifer hob den Kopf, um zu sehen, was sie in den seegrünen Augen lesen konnte. Tonys Blick war auf das Hemd gerichtet, das sich über Jennifers gewölbtem Leib spannte. Jennifer nahm seine Hand und legte sie auf ihren Bauch, so dass er die Bewegungen des Kindes fühlen konnte.
»Das ist entweder ein Po oder ein Kopf oder ein kleiner Fußball.« Er grinste. »Unglaublich. Wie kannst du schlafen?«
Die Musik wurde lauter, und sie gingen weiter. »Es ist nicht einfach«, gab Jennifer zu. »Apropos, ich gehe jetzt zu Bett. Ich erkundige mich nur bei Mac nach dem Vorgehen und dem Protokoll für den großen Tag. Schließlich sind eine ganze Menge VIP s zugegen.«
»Ich bin dann bei Lloyd auf der Jacht und fotografiere. Könntest du ein paar Audioaufzeichnungen machen?«, bat Tony. »Sprich einfach mit den Leuten. Alle Anwesenden werden etwas Interessantes zu sagen haben, schätze ich. Das wäre sehr nützlich für meinen Artikel und das Buch.«
»Gern. Vermutlich sammeln sich die Leute in der Forschungsstation. Ich spreche dann nach dem Tauchgang mit ihnen.«
»Was diese Leute tun und in Erfahrung bringen, wird höchstwahrscheinlich globale Auswirkungen haben«, sagte Tony, als sie zurück zu Macs Haus gingen. »Denn das, was als die Suche nach Möglichkeiten zur Rettung unseres Barrier Reef begann, entwickelt sich zu bahnbrechender Forschung im großen Umfang im Bereich der Medizin, der Energiewirtschaft, des Umweltschutzes und der Umwelterhaltung.«
»Ich habe heute Abend mit einem Wissenschaftler gesprochen, nein, richtig muss es heißen: Ich habe einem Wissenschaftler zugehört, diesem Burschen aus Florida, der die Theorie der Vernetzung der Natur zu erklären versuchte«, sagte Jennifer kopfschüttelnd. »Wirklich verblüffend.«
»Ich ringe immer noch mit den Feinheiten des World Wide Web, ganz zu schweigen von den Mustern und Netzwerken, die Mutter Natur zwischen Pflanzen, Tieren und Menschen gewoben hat«, sagte Tony. »Es ist schon schwierig genug, zu anderen Menschen in Beziehung zu treten. Ich glaube, ich halte mich lieber an das geschriebene Wort.«
»Es war schön, mit dir zu tanzen. Und mit dir zu reden«, sagte Jennifer.
»Finde ich auch. Mit dir kann man sich gut unterhalten, Jen. Ich habe nie gern Persönliches preisgegeben. Und jetzt trinke ich erst mal ein Bier.«
»Wir sehen uns morgen Vormittag bei Gideon«, sagte Jennifer. »Ich bringe mein Notizbuch mit.«
Am nächsten Morgen staunte Jennifer über die Menschenmenge, die sich vor Gideons Haifischbar an der Lagune gesammelt hatte. Alle Mitglieder der Forschungsstation waren vertreten, dazu die Dokumentarfilmer, und bei einer der Barkassen der Ferienanlage standen Lloyd und Carmel mit Tony, der eine Kamera ausgepackt und mit einem langen Objektiv ausgerüstet hatte. Auch Doyley und Rosie waren als Zuschauer gekommen. Blair war, wie Jennifer gehört hatte, auf Sooty Isle. Zweifellos bei Susie. Rudi schloss sich Jennifer an.
»Das Videomaterial wird bestimmt sehr interessant«, bemerkte Rudi.
»Ich verstehe nicht, wie es funktioniert«, sagte Jennifer. »Und wer ist der japanische Wissenschaftler?«
»Mr.Ikigawa. Sie haben im Lauf der Jahre eine Menge Geld für Isobels Experimente bereitgestellt. Japan ist der Marktführer in Hinblick auf Tiefsee-Technologie.«
»Schön, dass sie mitarbeiten«, sagte Jennifer und kritzelte etwas in ihr Notizbuch.
Isobel hatte zu einer letzten Besprechung eine kleine Gruppe um sich versammelt. Jennifer sah zu, wie sie redete, wie ihre Hände
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