Die Korallentaucherin
dort.« Sie wies auf einen kleinen Korb, der auf dem Boden stand. »Frische Muffins, eine Thermoskanne Kaffee, Obst. Suchen wir uns ein stilles Plätzchen am Strand.«
»Prima.«
Sie ließen sich unter einer Schraubenpalme nieder. Das Meer schimmerte blau, die Luft war mild. Beide trugen Hüte und hatten Sonnenschutz aufgetragen.
»Heute Morgen habe ich Blair mit diesem englischen Jungen gesehen. Mich wundert, dass er so lange durchhält. Er hat Beziehungen zu den Besitzern der Ferienanlage, nicht wahr?«
Rosie verdrehte die Augen. »Er verschwindet immer mal wieder für einige Zeit. Aber er hat sich vor Blair zu verantworten. Und Blair hat ihn befördert, damit er mit Susie zusammen Sooty Isle managt. Sie alle halten sich häufig dort auf. Anscheinend interessiert Gordon sich für Schiffe.«
Der Hinweis auf Susie und Blair auf Sooty traf Jennifer, doch sie überging ihn. »Sind die Schleimer überhaupt schon zurück?«, fragte sie. »Wie es aussieht, haben die es sich recht gemütlich gemacht. Glaubst du, dass sie ihre Super-Sportclub-Idee wirklich durchsetzen können?«
»Was interessiert es dich? Damit hast du nichts mehr zu schaffen.«
»Nein. Aber es täte mir leid, wenn Blair in finanzielle Schwierigkeiten geriete. Das betrifft dann auch mich und das Baby.«
»Du bist zu weich. Und nach der Vorstandskonferenz in London werden wir erfahren, was sie im Schilde führen. Blair fährt hin, zusammen mit Gordon, der Daddy und Mummy besuchen will.«
»Wieso Blair und nicht du? Er sitzt doch gar nicht im Vorstand! Ich habe im Grunde nicht geglaubt, dass er hinfährt.«
»Blair will einen Job in Europa. Über Gordon und die Schleimer hat er einen Anhörungstermin beim Vorstand ergattert. Ich wünsche ihm Glück. Ich selbst bin glücklich in Australien. Die Arbeit in Übersee habe ich hinter mir. Offen gestanden, Beverly und ich wollen gar nicht fort aus Queensland. Sie liebt ihre Arbeit im Krankenhaus, und ich gehe so bald wie möglich in Frührente und fange an zu töpfern«, sagte Rosie.
»Es wird schwer für Blair, das Kind regelmäßig zu sehen, wenn er in Übersee arbeitet«, sagte Jennifer nachdenklich.
»Bekommst du genug Geld, um ihn zweimal im Jahr besuchen zu können?«, fragte Rosie.
»Es fällt mir schwer, über so etwas nachzudenken, während das Baby noch nicht einmal auf der Welt ist!«
»So, wie du aussiehst, dauert es nicht mehr lange.« Rosie lachte. »Wie lange noch? Zwei Monate oder so?«
»Nächste Woche habe ich wieder einen Arzttermin. Ich muss jetzt häufiger zur Untersuchung. Die Fahrt auf dem Katamaran stört mich nicht weiter. Ich kann mit Mum zu Mittag essen und um vier Uhr zurückfahren. Das ist dann ein netter Urlaubstag.«
»Ich weiß noch, wie dir vor der Fahrt mit dem Katamaran gegraut hat, als du hier ankamst.« Rosie lächelte.
»Ich war furchtbar zimperlich. Isobel und du, die ganze Insel, ihr habt mein Leben verändert.«
»Du bist auf die Füße gekommen, hast ein Ziel und hilfreiche Freunde gefunden. Was willst du mehr?«
»Im Augenblick reicht es. Aber ich muss an die Zukunft denken, langfristig. Bleibe ich eine überforderte Alleinerziehende? Finde ich die große Liebe meines Lebens?« Jennifer warf in einer scherzhaften Geste die Arme hoch, doch diese Fragen stellten sich ihr wirklich immer wieder.
»Du weißt, was man sagt: Wenn du aufhörst zu suchen, fällt sie dir in den Schoß.«
»Ich suche gar nicht. In meinem Zustand könnte ich eine Beziehung überhaupt nicht bewältigen! Und wer will mich schon? Egal, ich wünsche mir ein gesundes glückliches Kind und einen Studienabschluss erster Klasse. Das reicht mir im Augenblick.«
»Das will ich meinen«, pflichtete Rosie ihr bei. Sie goss den Rest Kaffee in ihre Becher. »Wie gut kennst du Tony? Ich habe großen Respekt vor ihm als Journalist. Persönlich kommt man nicht so recht an ihn heran, aber du bist ja viel häufiger mit ihm zusammen. Würdest du ihm vertrauen?«
»Gott, ja! Unbedingt«, sagte Jennifer, ohne zu zögern. »Wieso?«
»Ich glaube, hier ist etwas im Busch. Zunächst einmal mache ich mir Sorgen um Patch.«
»Wo steckt der alte Knabe? Ich habe ihn lange nicht gesehen«, sagte Jennifer. »Ich weiß, dass er mit Tony geredet hat. Ich habe nichts mit ihm zu tun, finde ihn ein bisschen … schräg«, sagte sie, nicht sicher, wie sie ihre Vorbehalte dem alten Mann gegenüber in Worte fassen sollte.
»Er ist ein komischer alter Kauz«, bestätigte Rosie, »aber keine Angst, er hat durchaus
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