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Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
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großen Balken verriegelt. Er legte das Ohr an die Tür und
lauschte. Nichts. Der Gang vor seinem Zimmer schien leer zu sein.
    Trotzdem wollte er sichergehen.
Schon beim Schließen der Türe war ihm ein kleines Kläppchen aufgefallen, das
ein Guckloch verbarg. Er löste lautlos und unendlich vorsichtig den kleinen
Riegel und öffnete es dann geräuschlos. Als er hindurchblickte, erstarrte er.
Mehrere Augenpaare fixierten ihn im schwach erhellten Gang, als hätten sie
gewusst, dass er hinausschauen würde.
    Etwa fünf zerzauste Gestalten
standen einfach nur da und starrten auf das Guckloch. Mit einem Aufschrei stieß
er zurück. Dann beeilte er sich, das Kläppchen wieder zu schließen, und sprang
mit einem Satz zur gegenüberliegenden Wand. Er horchte, aber er hörte nichts.
Hastig blickte er sich um, ob er etwas finden konnte, mit dem es möglich war
sich zu schützen, und tatsächlich hing an der Wand ein großer hölzernen Prügel.
Die Wirtin wusste schon, wofür sie soviel Geld nahm. Dieses Zimmer war für jede
Situation ausgerüstet.
    Er glaubte, dass sein Herz so laut
pochte, dass die vor der Türe Stehenden es sogar hören mussten.
    Die halbe Nacht stand oder hockte
er so in seinem Zimmer, den Prügel in der Hand haltend, aber niemand versuchte
zu ihm einzudringen. Erst als er die ersten Vögel zwistschern hörte, schlief er
erschöpft ein. Als der Schlaf ihn umfing, sah er Ranja in ihrem Bett liegen.
Erst glaubte er, dass er tatsächlich in Urmitz im Haus der Ähnl wäre, dann
erkannte er, dass er träumte. Er trat an ihr Bett und schaute in ihr Gesicht.
Sie blickte ihn hilfesuchend an.
    >>Da bist du ja!<<,
hörte er sie sagen, obwohl sich ihre Lippen nicht bewegten.
    >>Bist du in Sicherheit?
Bist du aus dem Wald herausgekommen?<<, fragte sie ängstlich.
    >>Ja<<, log er und
fragte dann schnell: >>Wie geht es dir?<<
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen
und er hörte sie sagen: >>Liebster, Angst kriecht aus jeder Ritze dieses
Hauses in mich hinein.<<
    Sein Herz füllte sich mit Trauer,
aber er war schon froh, dass sie noch lebte, und dass er ihr sagen konnte, dass
er selbst noch am Leben war.
    Ein Vogelzwitschern unterbrach
ihre Gedanken und er merkte, wie Ranja ihre Aufmerksamkeit darauf richtete.
    >>Nein, Ranja
warte…<<, rief er, aber es war zu spät. Es war Morgen und Ranja erwachte
langsam von den Gesängen der Vögel vor ihrem Fenster. Sie entglitt ihm. Ihr
Bild wurde schwächer, verschwand dann vollends und er fiel in traumlosen
Schlaf.
     
     

21
     
    Irrgrim erwachte am Morgen völlig
erschöpft im taunassen Gras. Er hatte den Kampf mit Gryla überlebt und befand
sich nun außerhalb von ihrem Gebiet. Er hatte den Raunewald an einer ungeplanten
Stelle verlassen müssen. Genauer gesagt, waren er und Ursul im Eifer des
Gefechtes von Gryla immer weiter aus dem Wald gedrängt worden.
    Eigentlich hatte er vorgehabt,
schnurgerade durch den Raunewald hindurchzulaufen. Nun würde er ihn ein gutes Stück
umgehen müssen. Sein ganzer Körper schmerzte und in seinem Schädel hämmerte es.
Er versuchte sich aufzurichten, fiel dann aber stöhnend wieder ins Gras zurück.
Gryla hatte ihn zunächst im Geiste angegriffen. Er hatte stundenlang mit ihr
gerungen. Vielmehr war es Ursul gewesen, die mit Gryla gerungen hatte. Gryla
hatte es also mit einer weitaus größeren Gegenwehr zu tun bekommen, als sie
erwartet hatte, und war nicht zu dem Erfolg gelangt, den sie sich erhofft
hatte. Jeder Versuch, sie anfangs milde zu stimmen war gescheitert.
    Sie konnte anscheinend zu einer
rasenden Irren werden, wenn jemand in ihr Gebiet eindrang. Dass sie gut daran
getan hätte, die beiden passieren zu lassen, das ahnte sie in ihrer Einfalt
nicht. Als es Nacht geworden war, war sie in ihrer tatsächlichen Gestalt
erschienen, und es war ein Kampf entbrannt, dem Irrgrim nur noch hilflos
zusehen konnte, da Ursul die Kontrolle über seinen Körper vollkommen übernommen
hatte.
    Trotzdem war die
Auseinandersetzung nicht körperlicher Natur gewesen. Die beiden hatten sich wie
zwei angriffslustige Wölfe umschlichen. Sie schienen sich gegenseitig
abzustoßen, wie zwei grundverschiedene Energien, und immer wenn Gryla versucht
hatte, ihm näherzukommen, wurde er von einem Rückstoß niedergeworfen. Auch wenn
er und Ursul sich mit aller Macht auf Gryla zubewegt hatten, hatten sie sie zu
Boden schleudern können. Langsam hatte Gryla es jedoch geschafft, die beiden
aus dem Wald zu treiben. Und als sie den Waldrand erreichten und über

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