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Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
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eine
künstlerische Pause.
    >>Er verspottete sie,
trotzte ihnen und sagte, dass sie doch kommen mögen, um ihn zu holen, wenn sie
so stark seien wie sie täten. Er ging einige Zeit in diesen Wald in dem festen
Glauben, sie würden ihn dort nicht ausfindig machen können. Tatsächlich ist der
Syselwald sehr groß, und nicht wenige haben sich darin schon verlaufen und nie
wieder herausgefunden. Die Götter waren erzürnt über die Einfalt des Schamanen
und verfluchten ihn und den ganzen Wald dazu. Als er zurück kam zu seinem
Stamm, da waren 1000 Jahre vergangen, und in dem Moment als er dies erkannte,
zerfiel er zu Staub. <<
    >>Hm…<<, machte Aron.
Bei diesen alten Legenden wusste man nie, wie viel Wahrheit in Ihnen steckte
und wie viel über die Jahrhunderte hinzugesponnen worden war.
    Er wollte gerade eine weitere
Frage stellen, da wurde er von Sonnwin harsch unterbrochen, indem er einen
warnenden Laut von sich gab und Aron fest am Ärmel zog.
    Als Aron sich umdrehe erschrak er.
In der Ferne sah er einen Wanderer direkt auf sie zuhalten. Er hatte in seinem
bisherigen Leben zwar noch nicht viele Menschen kennen gelernt, nur die
Urmitzer, ein paar Kaufleute und Hagen, den Wirt. Aber seine Kenntnisse
reichten aus, um schon aus der Entfernung sehen zu können, dass dies ein
finsterer Geselle war. Er war in Lumpen gekleidet und kam schnellen Schrittes
hinter ihnen her gehumpelt. Sein Gesicht konnte Aron auf die Distanz nicht
erkennen. Aber es war etwas an seiner Körperhaltung und in seinen fahrigen
Bewegungen, das ihn alarmierte.
    Als er genauer hinschaute, sah er
den Mantel des Wegelagerers. Er schien verschmutzt, war jedoch mit goldenem
Stickereien versetzt, die hier und da in der Sonne aufblitzten. Sicherlich war
er gestohlen!
    Sie liefen schneller, wobei
Sonnwin Schwierigkeiten hatte, Arons Geschwindigkeit zu halten. Sofort
versuchte der Fremde, den Abstand zwischen ihnen wieder auszugleichen, indem er
ebenfalls schneller lief. Bald befanden sie sich in einer wilden Hetzjagd, in
der Aron Sonnwin hinter sich herzog, und der Abstand zwischen ihnen und ihrem
Verfolger immer kleiner wurde. Sonnwin drehte sich öfter um und konnte jetzt
das Gesicht des Verfolgers besser erkennen. Er bemerkte dessen leeren Ausdruck
und ein Messer in seiner rechten Hand.
    Grylas Arm reichte weit ins Land
hinein. Sie waren zu unvorsichtig gewesen. Sonnwin schalt sich für seine
Unaufmerksamkeit. Er hätte den finsteren Gesellen schon viel früher bemerken
können. Den ganzen Tag über war er wachsam gewesen, aber jetzt hatte er sich
langsam in Sicherheit gewogen. Ein Fehler. Wahrscheinlich konnte Gryla ihnen
zwar inzwischen keine Tiere mehr nachsenden, aber sie konnte noch zu dem
letzten Mittel greifen, das ihr geblieben war: eine dunkle Seele in Sonnwins
und Arons Umgebung aufspüren und befehligen.
    Sie mussten unbedingt den
Syselwald erreichen. Sonnwin ahnte, dass sie mit Übertreten der Grenze zum
Zeitwald endgültig von Gryla befreit waren. Der Seher hatte Sonnwin so etwas
erzählt. Er versuchte sich auf das Rennen zu konzentrieren und sich
gleichzeitig krampfhaft ins Gedächtnis zu rufen, was Alvis genau gesagt hatte.
In der Ferne erhoben sich die ersten gigantischen Urwaldbäume, und ein modriger
Geruch wehte ihnen entgegen. Sonnwin und Aron sahen es beide gleichzeitig.
    >>Wir müssen den Wald
erreichen, dann sind wir sicher <<, schrie Sonnwin.
    >>Ist er das? <<,
keuchte Aron und deutete nach vorne auf die Waldgrenze. Sonnwin war sich nicht
ganz sicher. Er hoffte es, wollte Aron aber nicht entmutigen, deswegen bejahte
er atemlos. Der Verfolger holte noch einmal auf, aber auch Aron rannte nun mit
neuer Hoffnung noch etwas schneller. Jetzt zog er den kleinen Mann so sehr
hinter sich her, dass dieser kaum noch mit den Füßen den Boden berührte. Eine
entwürdigende Sache, wie Sonnwin fand. Was musste er für ein lächerliches Bild
abgeben. Seine Angst war jedoch größer als seine Scham, und so blieb ihm nichts
anderes übrig, als alles so geschehen zu lassen.
    Fast hatten sie die riesigen,
schwarzen Baumstämme erreicht, die den Eingang des Waldes markierten. Sonnwin
konnte den schwarzen Boden erkennen und die Moosgrenze sehen, die – wie er sich
erinnerte – im Großen Lexikon der Oberwelt abgebildet war. Er wollte schon fast
seiner Erleichterung mit einem Freudenschrei Luft machen, da hörte er durch das
Rauschen der Bäume und Arons Keuchen hindurch die klagende Stimme einer alten
Frau, die seinen Namen rief. Ein eiskalter

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