Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation
innerer Wahrnehmung teilen wir unsere Gedanken und Gefühle mit. Selbst dabei gibt es Dutzende von Verständigungsweisen. Es gibt verbale und nonverbale Äußerungen. Es gibt die Sprache der Gefühle und die Sprache abstrakten Argumentierens. Es gibt Körper- und Zeichensprache. Und dann sind da die Sprachen der Kunst: Musik, Dichtung, Malerei, Tanz, Bildhauerei, Gesang und so weiter. Auch diese gelten als einzigartige Sprachsysteme des Gehirns und müssen einzeln durch Bildung und Training entwickelt werden. 1
Mit Hilfe der bildgebenden Verfahren in der Hirnforschung sehen wir jetzt allmählich, wie diese Systeme miteinander zusammenarbeiten. Manchmal kann man sogar erkennen, wo ein einzelnes Wort oder Bild gespeichert ist. So konnten Forscher etwa einzelne Neuronen ausmachen, die genug Informationen enthalten, um ein Bild des Eiffelturms, Bill Clintons oder Ihrer Großmutter zu erkennen. 2
Wo fängt Sprache an?
Man kann durchaus sagen, dass die Sprache bereits im Augenblick der Empfängnis beginnt, wobei zwei DNA-Stränge in Wechselwirkung treten. Wenn die embryonalen Zellen sich teilen, dann geben sie ihre genetischen Sprachcodes an andere Zellen weiter. Sie schließen sich zu spezialisierten Gruppierungen zusammen und bedienen sich ihrer eigenen Sprachsysteme, um ihre Aktivitäten zu koordinieren. Mit fortschreitender Entwicklung des immer komplexeren Organismus entstehen auch komplexere Kommunikationssysteme, und verschiedene Zellgemeinschaften übernehmen unterschiedliche Rollen.
Wie in einer gut organisierten Firma übernehmen einige Gruppen eine Managementposition, andere eine Rolle in der Produktion, und wieder andere sorgen für strukturelle Veränderungen, die den Organismus effizienter machen. Einige Zellgruppen werden erfinderisch, andere agieren als Regulatoren, und einige sitzen nur herum und sorgen sich wegen potenzieller Bedrohungen. Das Gehirn wird im Wesentlichen zu einer großen Gemeinschaft unterschiedlicher Kulturen, die in sehr verschiedener Weise miteinander kommunizieren, um die Gesundheit des Gesamtsystems zu gewährleisten. Aber wenn die Kommunikation auch nur partiell unterbrochen wird – durch Krankheiten oder genetische Abnormität –, kann das den gesamten Organismus gefährden.
Gleichzeitig mit der Steuerung seiner eigenen inneren Kommunikation muss das Gehirn auch lernen, mit anderen Gehirnen, die in anderen Umgebungen aufgewachsen sind, effektiv zu kommunizieren. Die nächste Ebene des Trainings erfordert also, dass wir uns auf eine gemeinsame Sprache verständigen, die wir sprechen und schreiben können. Neue neuronale Prozesse sind zu entwickeln. Wir müssen lernen, unsere Stimmbänder und Mimik zu kontrollieren, um deutlich zu sprechen. Und wir müssen außerdem ausgefeilte Hörfähigkeiten ausbilden, um die riesige Bandbreite an Klängen zu identifizieren, die unsere Ohren ununterbrochen bombardieren. Sich diese Sprachfähigkeiten anzueignen dauert Jahrzehnte, und deshalb haben Kinder und junge Erwachsene so große Schwierigkeiten bei der effektiven Kommunikation.
Die Entwicklung der Sprache
Die gesprochene Sprache ist einer der fortgeschrittensten undkompliziertesten Kommunikationsprozesse. Zuerst muss man die Physiologie haben, um Klänge und Gesten hervorbringen zu können. Gesten werden von den altertümlichsten Strukturen im Gehirn kontrolliert, weshalb sie auch eine verbreitete Form der Kommunikation im Tierreich sind.
Die Sprache erfordert ein komplexeres Gehirn, und die Strukturen, in denen sie gebildet wird, sitzen im Neocortex, was wörtlich »neues Gehirn« bedeutet. Diese dünne äußerste Oberflächenschicht umhüllt das ältere emotionale Gehirn und enthält viele der Steuerungsfunktionen, die zum Spracherwerb, zur Kontrolle der Stimme und für verschiedene Interpretationsmechanismen erforderlich sind, mit denen wir Klänge in bedeutungstragende Ausdrücke verwandeln können, die von anderen Menschen verstanden werden. Ohne diese hoch entwickelten Sprachzentren könnten wir weder ein Konzept unseres Ichs bilden noch unsere Kreativität einsetzen, um unser Leben bewusst zu ändern.
Unsere Sprachzentren haben noch eine andere Fähigkeit, die sich bei anderen Tieren nicht findet: Die Neuronen des Neocortex können Axone bilden – also der Kommunikation dienende fadenförmige Fortsätze –, die sich bis hinunter ins Kleinhirn und in andere Teile des Gehirns erstrecken, von denen die Körperbewegungen kontrolliert werden. 3 Das verleiht uns ein
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