Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation
und schreiben das einzelne Wort oder die kurze Formel nieder, die Ihren innersten Wert einfängt.
Wenn Ihnen nichts einfällt, schließen Sie abermals die Augen und konzentrieren sich wieder einige Minuten lang, bis Ihnen ein Wort in den Sinn kommt. Schreiben Sie es auf und wiederholen Sie die Frage abermals: Was ist mein tiefster, innerster Wert? Wenn Ihnen ein weiteres Wort einfällt – wie es oft der Fall ist –, schreiben Sie auch das auf. Wiederholen Sie diese Schritte mehrmals, um zu sehen, ob Ihnen noch weitere essenzielle Werte zu Bewusstsein kommen.
Jetzt sehen Sie sich die Liste an, die Sie geschrieben haben, und heben dasjenige Wort hervor, das Ihnen im Moment am wahrsten erscheint. Schließen Sie wieder die Augen und sagen Sie sich das Wort oder die Formel vor, zuerst innerlich, dann laut. Achten Sie darauf, wie es sich anfühlt, das Wort auszusprechen, und vergleichen Sie es mit den anderen, die Sie aufgeschrieben haben.
Was ist der Sinn dieser Übung? Forschern an der University of California in Los Angeles (UCLA) zufolge »kann das Nachsinnen über persönliche Werte die neuroendokrinen und psychischen Reaktionen auf Stress niedrig halten«. 1 Ist das nicht erstaunlich? Einfach indem Sie über Ihre innersten Werte nachdenken und sie sich ins Gedächtnis rufen, können Sie schon die Gesundheit Ihres Gehirns verbessern, sich gegen Burnout am Arbeitsplatz schützen, die Gefahr des Nachgrübelns über ein mögliches Versagen reduzieren und weniger gereizt und abwehrend reagieren, wenn Sie jemand mit einer unangenehmen Tatsache konfrontiert. 2
Das Zehn-Tage-Experiment
Versuchen Sie, diese »Innere Werte«-Übung zehn Tage lang täglich durchzuführen. Das ist die erste Hausaufgabe, die Mark seinen Studierenden im Executive-MBA-Studiengang gibt, den er an der Loyola Marymount University in Los Angeles unterrichtet, einer der höchstbewerteten Wirtschaftshochschulen der Welt. Dieser Fachstudiengang ist speziell auf voll berufstätige Manager, Firmenchefs und Geschäftsleute zugeschnitten, die ihre Skills in der Führung wachsender und erfolgreicher Unternehmen weiter ausbauen möchten.
Wir schlagen Ihnen Folgendes vor: Nehmen Sie sich jeden Morgen kurz nach dem Aufwachen einige Minuten Zeit, um sich zu strecken, tief durchzuatmen und zu entspannen. Dann fragen Sie sich selbst: Was ist mein tiefster, innerster Wert? Führen Sie Tagebuch über Ihre Antworten. Notieren Sie auch alle Gefühle oder Reaktionen auf diese Übung. Das machen Sie dann zehn Tage lang, und am elften Tag beantworten Sie bitte die folgenden sieben Fragen, und zwar auf höchstens einem Blatt Papier. Schreiben Sie spontan auf, was Ihnen einfällt. Denken Sie daran: Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten, die Fragen dienen nur zur Vertiefung der Selbstreflexion:
1. Wie haben Sie zuerst auf die Übung reagiert?
2. Fanden Sie die Übung angenehm, langweilig, interessant, lästig und so weiter?
3. Wie lange haben Sie pro Tag über Ihre inneren Werte nachgedacht?
4. Hat die Übung Ihren Alltag, Ihre Arbeit oder Ihr Leben beeinflusst?
5. Wie definieren Sie »Wert«?
6. Haben Sie etwas über sich selbst herausgefunden?
7. Hat die Übung Ihre Ansichten über Ihre Arbeits- und Geschäftsethik beeinflusst?
In Marks Seminaren war diese Hausaufgabe nicht verpflichtend. Er bat diejenigen Studierenden, die sie durchführten, ihre täglichen Protokolle sowie die Antworten auf die obigen Fragen anonymbei ihm einzureichen. Er wollte die Namen nicht wissen, weil esihm wirklich darauf ankam zu erfahren, ob die Übung einen kurz- oder langfristigen Wert für die bei ihm eingeschriebenen Manager hatte.
Am Ende fanden fast alle die Übung nützlich, erhellend und angenehm, jedoch nicht von Anfang an. Einige waren zuerst interessiert, andere gelangweilt, und einige ärgerten sich tatsächlich über die Aufgabe. Ein Student – COO eines mittelgroßen Unternehmens – schrieb geradeheraus: »Was zum Teufel hat das mit Budgetplanung zu tun?« Am Ende der zehn Tage schrieb er dann allerdings: »Ich finde, jeder MBA-Student in den USA sollte diese Übung durchführen.« Er war damit nicht allein, wie die folgenden Auszüge aus den schriftlichen Antworten auf die sieben Fragen zeigen:
Zuerst dachte ich: »Was soll die Zeitverschwendung?« Für mich hat der Tag nicht einmal genug Minuten, um meine Firma zu leiten, und die Arbeitsbelastung durch das MBA-Studium ist überwältigend. Aber diese wenigen Minuten jeden Morgen halfen mir, den Rest
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