Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation
Übungen des Trainingsprogramms in Mitfühlender Kommunikation, denn es ist entscheidend, dass Sie lernen, die Mimik Ihres Gegenübers beim Gespräch genau zu verfolgen. Normalerweise stellen wir Paare zusammen, die sich nicht gut kennen, und lassen sie eine Minute lang einander in die Augen schauen. Dann werden die Paare neu gemischt, und die Übung wird wiederholt. Jedes Mal fällt es den Teilnehmern leichter, aber gewöhnlich braucht man drei oder vier Durchgänge, bei denen man verschiedenen Menschen in die Augen schaut, bis alle Teilnehmer sich dabei wohlfühlen.
Um dabei Erfolg zu haben, muss man die Muskeln um die Augen herum entspannen, sonst wirkt ihr Blick wie ein kaltes Starren. Diese Art des Anschauens verursacht Stress und wird vom Gegenüber als Bedrohung wahrgenommen. 17 Der Gesprächspartner wird daraufhin seinen Blick abwenden und damit signalisieren, dass er sich unwohl fühlt und sein Vertrauen schwindet.
Es gibt noch eine andere Art des Anschauens, eine, die sofort ein tiefes Gefühl des Vertrauens und der Vertrautheit im Gehirn des Gegenübers erzeugt. Dieser Blick kann nicht bewusst imitiert werden, denn er wird von der unwillkürlichen Muskulatur erzeugt. Die Augen bekommen einen weichen Ausdruck und spiegeln ein Gefühl innerer Zufriedenheit und inneren Friedens wider, aber zu diesem Ausdruck gehört auch ein spezifisches Lächeln, also schauen wir uns erst einmal die Sprache des Mundes an. Dann, am Ende dieses Kapitels, zeigen wir Ihnen, wie man einen Gesichtsausdruck erzeugt, der Ihre inneren Gefühle von Kooperation und Kommunikation reflektiert, einen Ausdruck, der bei fast jedem, der Ihnen ins Gesicht schaut, tiefes Vertrauen auslösen wird.
Die Sprache der Lippen
Wenn es um die Entwicklung empathischen Vertrauens geht, spielen nicht nur die Augen eine Rolle. Ebenso wichtig für die Mimik ist der Mund, denn auch wenn Sie einen sanften Blick haben, kann schon ein leicht verzogener Mund ein Gefühl der Traurigkeit oder Verachtung vermitteln, wie das linke Bild auf der nächsten Seite zeigt. Angst wird hauptsächlich über die Augenmuskulatur kommuniziert, 18 aber schon das leichteste Lächeln kann neurologisch ein Gefühl der Friedlichkeit, Zufriedenheit und Befriedigung vermitteln, wie das rechte Bild demonstriert.
Wenn wir einem anderen Menschen ins Gesicht schauen, identifiziert das Gehirn eine Reihe möglicher Emotionen in den Augen und ebenso durch die Stellung des Mundes. Ekman hat dokumentiert, dass ein einzelner Mensch über 10 000 Gesichtsausdrücke erzeugen kann, und viele davon führen im Gehirn des Betrachters zu einer spezifischen neurologischen Reaktion. Bei so vielen Möglichkeiten greift das Gehirn zu begründeten Vermutungen, um festzulegen, was das Gegenüber fühlt.
Das Gehirn sucht auch nach Widersprüchen. Wenn ein Mensch lügt oder verwirrt ist, kann die Mimik von Augen und Mund ihre Übereinstimmung verlieren. Im linken der beiden ersten Bilder könnte der Mund Ärger, Traurigkeit oder Abscheu ausdrücken. Kombinieren wir ihn dagegen mit den Augen im linken der nächsten Bilder, wird der Ausdruck klar und vermittelt jetzt Strenge.
Sie benötigen noch weitere Signale wie etwa den Tonfall, um festzustellen, ob der Sprecher verärgert, abgestoßen oder nur sehr konzentriert ist, aber Sie sehen, wie das Gehirn sehr schnell eine Ansicht erzeugt, sei sie nun richtig oder falsch, was Ihr Gegenüber wohl fühlt oder denkt.
Die Sprache der Traurigkeit
Wenn es um die Erzeugung neuronaler Resonanz zwischen zwei Menschen geht, so fand Ekman heraus, ist Traurigkeit der wirkungsvollste Gesichtsausdruck. Je mehr die Mimik auf Leiden oder Schmerz hindeutet, desto stärker werden die Mitgefühl-Schaltkreise im Gehirn eines Betrachters stimuliert. Einem anderen seine Traurigkeit zu zeigen macht einen jedoch subjektiv verwundbar, also schützen die meisten Menschen sich, indem sie einen verärgerten Gesichtsausdruck annehmen. Das ist eine schlechte Strategie, denn wie wir belegt haben, führt Ärger zu größerer Reizbarkeit und verstärkt den Konflikt. Es ist also immer in unserem eigenen Interesse, dass wir auch zeigen, wenn wir traurig und verletzt sind, und dass wir unseren Schutztrieb unterdrücken, ärgerlich zu werden.
Achten Sie auf die Gefühle, die das nächste Bild bei Ihnen auslöst. Es sollte viele tiefe Gefühle hervorrufen, aber Ärger gehört wahrscheinlich nicht dazu. Interessanterweise neigt das Gehirn zu einer stärkeren Reaktion des Mitgefühls, wenn es
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