Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation

den Leuten das Video. Jeden Morgen vor Arbeitsbeginn führten sie die Innere-Werte-Übung durch:
    Wir machten eine lustige Angewohnheit daraus. Wir imitierten Mark in dem Video: Wir gähnten, atmeten tief durch, streckten uns, rollten die Schultern und schüttelten unsere Hände aus. Wir schlossen die Augen und fragten uns, was unser größter Wert sei. Im Geiste unserer Leichtherzigkeit teilten wir dann unsere Worte miteinander. Das Ergebnis? Zehn Menschen, die einander eine Woche zuvor noch völlig fremd gewesen waren, schufen ein Bündnis der Erkenntnis und Vertrautheit. Und das wäre ohne diesen Drei-Minuten-Katalysator nicht möglich gewesen. Wir hätten auch ohne die Übung gut gearbeitet – etwa mit sechs von zehn Punkten –, aber mit unseren geteilten Werten erreichten Energie und Harmonie der Gruppe einen Wert von neun. PS: Ich habe vergessen zu sagen, dass wir bei besonders intensivem Arbeitsdruck beim Dreh immer »Gähnen!« riefen, und schon wurden alle entspannter und fröhlicher.
    Übungen wie diese dringen langsam in die Geschäftswelt und die medizinische Praxis vor. Psychologen der Missouri State University haben herausgefunden, dass die Schmerztoleranz von Patienten mit chronischen Schmerzen anstieg, wenn im Therapieplan eine Persönliche-Werte-Übung eingebaut wurde. 3 Wenn wir bewusst in Kontakt mit dem Wichtigsten für unser Leben sind, lenken uns die Alltagsprobleme weniger ab.
    Bewegen wir uns auf einewerteorientierte Gesellschaft zu?
    In den fünfziger und sechziger Jahren waren innere Werte ein beliebter Diskussionsgegenstand. Bücher wie … trotzdem Ja zum Leben sagen von Viktor E. Frankl oder Abraham Maslows Religion, Values, and Peak-Experiences waren damals Bestseller. In den letzten zwanzig Jahren allerdings war die werteorientierte Forschung fast zum Erliegen gekommen.
    In neuerer Zeit hat sich das Bild aber wieder geändert. Seit dem Zusammenbruch der Finanzinstitutionen in der Krise vor einigen Jahren rufen Zeitschriften wie die Bloomberg Businessweek regelmäßig nach der Durchsetzung von Firmen- und Führungswerten. Und die Geschäftswelt reagiert darauf.
    Rosabeth Moss Kanter, BWL-Professorin an der Harvard University und von vielen für eine der mächtigsten Frauen der Welt gehalten, betonte kürzlich, wie wichtig es ist, dass Vorstandssitzungen sich auch mit Werten befassen: »In Unternehmen, die ich ›Supercorps‹ nenne – Firmen, die innovativ, profitabel und verantwortungsvoll sind –, verstärkt ein breiter Dialog über die Auffassung und Anwendung von Werten die Verantwortlichkeit, Kooperation und Initiative.« 4
    Unsere eigenen Forschungsergebnisse untermauern das. Obwohl alle Menschen ihre eigenen Werte haben, die aus dem ganzen Spektrum von sehr idealistischen Prinzipien wie Wahrheit, Aufrichtigkeit und Wachstum bis zu beziehungsorientierten wie Liebe, Familie und Freundschaft reichen können, kommen sie einander doch näher und drücken gegenseitige Unterstützung aus, wenn sie ihre Werte offen miteinander teilen.
    Wir führten einmal mit einem ganzen Kirchensaal voller religiös Gläubiger und Nichtgläubiger, Liberaler und Konservativer, Millionäre und Sozialhilfeempfänger die Innere-Werte-Übung durch, und als wir die Teilnehmer danach baten, ihre Werte laut miteinander zu teilen, bekamen alle (soweit wir es mitkriegten) großen Respekt voreinander. Und als der Vorsitzende der größten US-Atheistenvereinigung vor der Gruppe sagte, sein innerer Wert sei es, den Menschen zu helfen, persönlich und beruflich tiefen Frieden zu finden, applaudierte der ganze Saal.
    Kanter sieht denselben Trend im Geschäftsleben. Wenn die Beteiligten ihre tiefsten Werte offenbaren und miteinander besprechen, stärkt das die Motivation der ganzen Gruppe. Die persönlichen Werte der Angestellten werden in die Grundsätze des Unternehmens integriert, und das hilft bei der Umsetzung ethischer Prinzipien in der Firmenpolitik. Durch offene Diskussion der Geschäftsethik, so Kanter, wird es unnötig, unpersönliche Regeln zu erzwingen.
    Nach Kanters Erfahrungen hilft eine Wertediskussion auch bei der Entschärfung zwischenmenschlicher Konflikte. Die Kooperation nimmt zu, alle fühlen sich als Teil des Teams, und die Profitabilität steigt für alle:
    Die Organisation wird eine Gemeinschaft, die von einem gemeinsamen Ziel geeint wird, wodurch Teamwork und Kooperation gefördert werden. Man kann sich eher darauf verlassen, dass die Kollegen das Richtige tun und wiederum ihre Kollegen dazu