Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation
Zuhören
Der ehemaligen Vorsitzenden der American Society for Training and Development Lisa J. Downs zufolge fallen in diese Kategorie folgende Verhaltensweisen, während man jemandem zuhört: Tagträume (Gedanken an nicht gesprächsbezogene Themen), Debatten (innere Streitigkeiten über das Gesagte), Abqualifizieren (Beeinflussung durch negative Ansichten), Problemlösen (der Wunsch, unerbetene Ratschläge zu erteilen), Pseudozuhören (wenn man nur so tut, als sei man ein guter Zuhörer), Einüben (wenn man schon vorausplant, was man gleich selbst sagen möchte), die Bühne in Beschlag nehmen (das Gespräch so dirigieren, dass es den eigenen Zielen dient), auf der
Lauer liegen (um Informationen zu sammeln, die man gegen den Gesprächspartner einsetzen kann), selektives Zuhören (nur auf diejenigen Äußerungen eingehen, die einen interessieren), abwehrendes Zuhören (alles Gesagte persönlich nehmen) und ausweichendes Zuhören (alles überhören, was einem nicht gefällt).
Die Kraft der Intuition
Das sind sie also – die zwölf Schritte und Strategien, die jedes Gespräch zu einem bemerkenswerten Ereignis machen können, wenn man Vertrauen, Empathie und Kooperation schafft, und zwar durch den Prozess, den wir »neuronale Resonanz« nennen. Stellen Sie sich aber darauf ein, dass Sie zunächst viel üben müssen, um Ihre gewohnten Gesprächsmuster zu durchbrechen.
Effektive Kommunikation erfordert eine bewusste gemeinsame Anstrengung, um nicht in alte Verhaltensweisen zurückzufallen. Wir bitten Sie also, diese Strategien bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu üben und Sie Ihrer Familie, Ihren Freunden und Ihren Arbeitskollegen nahezubringen. Sprechen Sie über die zwölf Schritte und einigen Sie sich darauf, welche davon für Sie sinnvoll sind. Wenn Sie etwas an den vorgeschlagenen Verfahren ändern möchten, haben Sie keine Hemmungen. Mitfühlende Kommunikation ist kein abgeschlossenes Verfahren, sondern ein »Open Source«-Experiment, zu dem Hunderte von Menschen beigetragen haben und sicher noch beitragen werden.
Und damit sind wir bei unserem letzten Ratschlag angekommen, der vielen Jahren der Forschung am menschlichen Bewusstsein und über die verborgenen Kräfte des Geistes entspringt: Vertrauen Sie Ihrer Intuition, und handeln Sie, wie es Ihnen jeweils angemessen erscheint.
Jeder Mensch ist einmalig, jede soziale Interaktion ist einmalig, und jedes Gespräch ist einmalig. Manche Strategien funktionieren bei manchen Menschen und zu bestimmten Zeiten, andere sind bei anderen Gelegenheiten angebracht. Wir müssen unserer Intuition folgen, die, so sehen wir es, ein großes Erkenntnisreservoir birgt, das in oberflächlichen Unterhaltungen kaum je ausgedrückt wird.
Irgendwo tief in uns allen – hinter dem betriebsamen Lärm des Alltagsbewusstseins – sitzt ein ruhiges, aufmerksames Selbst, das zu intelligenten Entscheidungen fähig ist. Wir können diese innere Stimme trainieren, indem wir die zwölf Strategien der Mitfühlenden Kommunikation befolgen und die Ratschläge der inneren Lebensweisheit beherzigen.
Kapitel 9
Mitfühlende Kommunikation –Die Umerziehung des sozialen Gehirns
In diesem Kapitel werden wir zwei spezifische Verfahren mit Ihnen durchgehen, die alte, gewohnheitsmäßige und ineffektive Kommunikationsweisen durch eine neue, effektivere Strategie ablösen sollen, mit der Sie soziale Beziehungen verbessern, Missverständnisse und Konflikte verringern und Kooperation und Produktivität für alle Beteiligten erhöhen können.
Wir haben das Verfahren in zwei Teile aufgeteilt. Den ersten können Sie allein durchgehen, bevor Sie ein Gespräch mit jemandem beginnen, und der zweite ist so aufgebaut, dass Sie Mitfühlende Kommunikation mit einem Partner üben können.
Wir empfehlen Ihnen, diese Übung, nachdem Sie das Kapitel gelesen haben, mit drei verschiedenen Menschen jeweils dreimal durchzugehen. Das sind insgesamt neun Sitzungen zu je zwanzig Minuten, insgesamt also nur drei Stunden, aber so bekommen Sie aus eigenem Erleben ein praktisches Gefühl für den Wert der Mitfühlenden Kommunikation und beginnen bereits mit dem Aufbau neuer neuronaler Netzwerke im Gehirn.
Die Übung zielt darauf ab, Sprechtempo und -rhythmus zu verändern, während Sie sich in einem entspannten Zustand erhöhten Gewahrseins befinden. Sie bezieht alle Strategien, die wir im vorigen Kapitel besprochen haben, für eine praxistaugliche Verwendung in realen Gesprächen mit anderen Menschen ein. Sie werden
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