Die Kraft gelebter Gegenwart
jedes Lüftchen, das uns in die Haare fährt, ist sich unserer Präsenz bewusst.
Anfangs ist dies schwierig zu akzeptieren und noch schwieriger zu verstehen, weil wir aufgrund unserer uralten Prägung davon ausgehen, dass die Natur nicht wissend und nicht bewusst ist. Wenn etwas nicht sprechen kann, halten wir es für minderwertig. Wenn etwas nicht gehen kann, verhalten wir uns, als sei es tot. Wir benehmen uns meistens, als sei die Natur unbelebt. Wir glauben, dass Vögel singen, einfach nur um Geräusche zu machen. Aber die Natur ist lebendig, unendlich intelligent und bewusst. Wie andere Menschen ist die Natur für uns ein Spiegel. Je präsenter wir sind, umso verbundener fühlen wir uns mit der Natur.
Nur ein Mensch, der nicht präsent ist, schadet der Natur. Nur ein Mensch, der »in der Zeit lebt«, tötet zum Spaß. »In der Zeit« ist unser Herzzentrum geschlossen, und wir können die Auswirkungen unserer Handlungen auf die Lebensformen um uns herum nicht fühlen. Je mehr Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick wir haben, umso stärker sind wir uns bewusst, welche Auswirkungen wir auf unsere natürliche Umgebung haben und wie eng wir damit verbunden sind. Wenn wir Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick haben, gehen wir behutsam durch diese Welt. Und dann geht die natürliche Welt behutsam an unserer Seite. Wir sind eins mit ihr.
WIR WERDEN ZU EINEM TEIL DER NATÜRLICHEN KREISLÄUFE. Je präsenter wir sind, umso bewusster sind wir uns der energetischen Zyklen, die im einheitlichen Feld ablaufen. Man könnte sogar sagen, dass das gesamte einheitliche Feld ein energetischer Zyklus ist.
Wenn wir »in der Zeit leben«, führen wir Rituale und Zeremonien durch, weil es Vollmond ist oder weil gerade die Wintersonnenwende oder die Sommersonnenwende stattfindet. Im Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick handhaben wir dies jedoch anders. Wir haben nicht mehr das Gefühl, dass wir diese Zeremonien beachten müssen, und trotzdem achten wir die Zyklen der Natur. So beschließen wir zum Beispiel spontan, ein Nachtpicknick zu veranstalten. Wenn wir dann unsere Picknickdecke unter den Sternen ausbreiten, sehen wir nach vorn und stellen fest, dass der Vollmond gerade hinter dem Horizont hervorkommt. Oder wir entscheiden aus dem Bauch heraus, Frühjahrsputz zu machen. Nach Abschluss unserer Aktivitäten erzählt uns dann jemand, dass es nach dem Stand der Planeten gerade ein guter Zeitpunkt ist, »durchzuputzen«.
Diese synchronistischen Begebenheiten treten auf, weil wir durch unsere Verankerung in der Gegenwart die natürlichen Zyklen in unserem einheitlichen Feld anerkennen, ohne darum viel Aufhebens zu machen. Weil diese Zyklen zu einem Teil unserer normalen Erfahrung werden, müssen wir keine besonderen, zusätzlichen oder ungewöhnlichen Dinge tun. Wir erkennen sie als einen normalen Teil unserer Erfahrung an, weil wir im gegenwärtigen Augenblick präsent sind. Wir fühlen sie und reagieren entsprechend. Wir werden zu den Zyklen und agieren nicht mehr als getrennte Einheiten, die Handlungen ausführen müssen, um sie anzuerkennen. Wir werden dazu und müssen sie deshalb nicht mehr »beachten«.
WIR NEHMEN DIE AUGENWISCHEREI DER WELT WAHR. Eine der vielen Folgen von The Presence Process ist, dass Anmaßung und Protz keinen Bestand mehr haben. Wir müssen keine besondere Kleidung tragen, um zu erkennen, wie besonders wir sind. Wir müssen nicht auf uns aufmerksam machen, damit die Menschen erfahren, dass es uns gibt. Wir müssen kein Schild an die Tür hängen, das verkündet: »Wir sind dabei!«
Wenn wir in das Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick eingetreten sind, müssen wir nicht einmal mehr unser Handwerk bekannt geben. Wir streben danach, es zu sein , und die Präsenz bringt uns die, die unsere Dienste brauchen. Wir lassen die Menschen um uns herum wissen, was wir tun, indem wir es sind – nicht, indem wir darüber reden. Diese Herangehensweise gilt nicht nur für die metaphysischen Berufe, sondern für alle. Auch dies ist eine Lehre des Medizin-Buddha.
Wir entdecken auch, dass wir nicht mehr nach denen suchen müssen, deren Dienste wir brauchen, weil sie in dem Augenblick in unser Leben treten, in dem wir für sie bereit sind.
Viele von uns leben bereits so. Wir machen keine Reklame, weil wir wissen, dass die Präsenz allgegenwärtig ist. Wir versuchen nicht, bei anderen einen Profit zu erzielen, indem wir uns selbst verkaufen. Wir versuchen nicht, andere klug zu manipulieren, damit sie unsere
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