Die Kraft gelebter Gegenwart
spüren wir, was die Medikamente und Drogen wirklich mit uns machen. Es ist nichts Angenehmes daran, toxische Substanzen in sich aufzunehmen, deren Nebenwirkungen die Einnahme weiterer toxischer Substanzen erforderlich machen. Dieses Verhalten erscheint uns nur deshalb vorteilhaft, weil wir dieses ständige Unbehagen in unserem emotionalen Körper spüren.
An dieser Stelle will ich betonen, dass ich, wenn ich den Begriff »erforderlich« verwende, solches Verhalten nicht legitimiere. Wir erkennen lediglich an, dass wir diese Verhaltensweisen zeigen, weil wir leiden und noch keine Lösung gefunden haben. Durch die Integration der stark aufgeladenen Emotionen, die die Triebkraft unseres Ungleichgewichts sind, reißen wir das Fundament nieder, auf dem diese Verhaltensweisen entstehen.
Wenn wir schon seit langer Zeit Selbstmedikation betreiben oder verschreibungspflichtige Medikamente einnehmen, ist es empfehlenswert, diesen Prozess mit der Absicht zu beginnen, dass wir die Ursache unserer unbehaglichen Erfahrung integrieren, ohne uns an den Auswirkungen festzubeißen. Als Suchtkranke spüren wir unter Umständen Scham und Schuldgefühle. Dies ist natürlich, aber nicht notwendig. Wir haben zur Selbstmedikation gegriffen, weil die Gesundheitssysteme unserer Gesellschaft physisch nicht präsent genug, mental nicht klar genug oder emotional nicht reif genug sind, um uns zu lehren, wie wir unsere prägenden Faktoren integrieren können. Dies ist jedoch kein Grund, der Gesellschaft die Schuld für unseren Zustand zu geben. Wir sind für unsere missliche Lage verantwortlich. Abhängigkeit ist eine Erfahrung der Selbstmedikation, die wir machen. Unsere Erfahrungen können sich ändern. Indem wir die Verantwortung für unsere Erfahrungen übernehmen, nehmen wir unsere Fähigkeit wahr, sie zu ändern.
Es wird ebenfalls empfohlen, dass Sie während der Durchführung des Prozesses bei langfristiger Abhängigkeit einen ausreichend langen Zeitraum einräumen, damit die Integration stattfinden kann. Suchtprogramme bläuen uns in der Regel ein, dass wir immer abhängig sein werden. Sie versichern uns, dass wir in unser Suchtverhalten zurückfallen werden, wenn wir nicht für immer und ewig regelmäßig an den Gruppensitzungen teilnehmen. Da Selbsthilfegruppen bei Abhängigkeiten nicht in der Lage sind, bei der Integration der Ursache zu helfen, wird der Glaube, dass wir zu einer Existenz in Verzweiflung verdammt sind, zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Aber dies ist nicht wahr. Wenn wir eine solche Wahrnehmung als Wahrheit annehmen, übertragen wir unbewusst unsere Abhängigkeit vom Missbrauch der Substanzen auf die Treffen der Selbsthilfegruppe. Wir werden von der Gruppe abhängig, die uns gegen die Abhängigkeit helfen soll. Unser Stützen auf unsere Gruppe wird zu unserem Leiden.
The Presence Process lädt uns ein, gegen dieses selbstzerstörerische Überzeugungs system und diese dann unvermeidliche, selbst gewählte Gefangenschaft in der Opferhaltung anzugehen, die durch endlose Gruppensitzungen gestützt und verewigt werden. Er lädt die, die an diesen Sitzungen teilnehmen, zur Beobachtung ein, wie Suchtkranke, die sich angeblich in Enthaltung üben und gesund werden, das Suchtverhalten auf andere Aspekte ihrer Erfahrung übertragen. So ist zum Beispiel festzustellen, dass genesende Alkoholiker mehr Zigaretten rauchen, genesende Raucher mehr essen und genesende Heroinkonsumenten sich Schmerzmitteln zuwenden. Alle diese Übertragungen decken die Ursache zu , statt zu helfen, die Ursache aufzudecken .
Genesung im Sinn einer Lebensweise, die stark aufgeladene Emotionen ständig zudeckt, führt zu einem Leben in stiller Verzweiflung. Das Aufdecken, das bewusste Annehmen unserer stark aufgeladenen Emotionen durch gefühlte Wahrnehmung, das Nutzen als Rohmaterial für emotionales Wachstum, führt zu Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick und Präsenz. Wie die Notwendigkeit für Medikamente schwindet auch die Notwendigkeit, an endlosen Sitzungen der Selbsthilfegruppe teilzunehmen, in dem Maß, in dem die stark aufgeladenen Emotionen integriert werden, bis sie schließlich ganz verschwindet. Abhängigkeit ist keine lebenslängliche Strafe, sondern eine Erfahrung – und Erfahrungen ändern sich.
The Presence Process lädt uns ein, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass wir am Rand einer Weiterentwicklung des Gesundheitssystems stehen. Statt andere Personen aufzusuchen, um Einsichten in unser eigenes Befinden zu
Weitere Kostenlose Bücher