Die Kraft gelebter Gegenwart
das Öl steht für die Summe der unbehaglichen physischen, mentalen und emotionalen Erfahrungen. Wenn wir reaktiv agierend in einer Opfer- oder Siegermentalität leben, ist das so, als ob wir das Glas ständig schütteln, um unsere Umstände zu verändern. Alles, was wir dadurch erreichen, ist, dass sich das Öl mit dem Wasser vermischt, sodass beide nicht zu trennen sind. Wir erzielen mit unserem endlosen »Handeln« und »Denken« nur eine trübe Mischung. Reaktives Agieren ist wie das Schütteln des Glases. Achtsames Reagieren ist, wenn wir das Glas zur Ruhe kommen lassen.
Bei The Presence Process geht es um das »Nicht-Handeln«. Dieser Prozess lehrt uns, das Glas mit unseren gegenwärtigen Erfahrungen abzusetzen und »sein« zu lassen. Damit kann das Öl ganz natürlich und mühelos an die Oberfläche steigen und sich vom Wasser trennen. Dieses aufsteigende Öl verkörpert unsere unbewussten Erinnerungen aus der Kindheit, die unser Bewusstsein als unbehagliche, stark aufgeladene Emotionen trüben.
The Presence Process führt uns nicht nur in das »Nicht-Handeln«, sondern zeigt uns auch, wie wir das Öl unserer stark aufgeladenen Emotionen behutsam von der Oberfläche unserer Erfahrung abschöpfen können. Wenn wir uns damit beschäftigen, nimmt die Menge des Öls im Glas ab. Gleichzeitig gewinnt das Wasser, das für das Bewusstsein unserer authentischen Natur steht, seine Klarheit zurück. Indem wir uns durch The Presence Process hindurchbewegen, wird uns bewusst, was wir bereits wirklich sind, und lassen uns nicht endlos von den Erfahrungen ablenken, die wir unbewusst als Reaktion auf unser inneres Unbehagen erschaffen.
Glücklicherweise müssen wir nicht alle Erfahrungen aus unserer Kindheit, die für die Prägung unseres emotionalen Körpers mit diesen unbehaglichen Emotionen verantwortlich waren, neu erfahren oder wiedererleben. Sie mental und im Detail erneut durchzugehen, hat keinen Wert. Viele dieser Erfahrungen treten einfach als gefühlte Empfindungen wieder in unser Bewusstsein ein und fließen dann heraus. Meist können wir sie nicht mit irgendetwas verknüpfen, woran wir uns erinnern, und auch nicht verstehen.
Wir werden uns der Details der verdrängten Erinnerungen nur dann mental bewusst, wenn wir daraus Weisheiten gewinnen sollen, wenn diese Weisheit aus der Erinnerung der Details dieser vergangenen Erfahrungen unsere gegenwärtige emotionale Entwicklung unterstützt.
Wenn diese verdrängten Emotionen eintreten, was tatsächlich alles ist, was passiert, wenn wir sie erneut erfahren, nehmen wir sie unter Umständen zunächst als Erfahrungen wahr, die wir das erste Mal durchleben. Mit zunehmendem Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick erkennen wir, dass dieses gefühlte Unbehagen alte emotionale Zustände sind, die wir unbewusst festgehalten haben, während wir uns gleichzeitig vor ihnen versteckt haben! Wir erfahren, wie wir unsere Aufmerksamkeit und Absicht einsetzen können, um deren Integration zu erleichtern.
Diese Emotionen bedingungslos zu fühlen, leitet ihre Integration ein.
Da diese verdrängten Erinnerungen und ihre emotionalen Signaturen so tief in unser Unterbewusstes eingegraben sind, dass sie sich uns, wenn überhaupt, häufig nur als namenlose, gefühlte Empfindungen darstellen, ist es uns weder möglich noch erforderlich, sie als Bilder des mentalen Körpers zu erinnern, wie wir das mit der Erinnerung an ein kürzlich geschehenes Ereignis tun. Dies ist also nicht die Art und Weise, wie sie in unserem Bewusstsein an die Oberfläche treten. Wenn wir beabsichtigen, dass sie in unserer Erfahrung auftauchen, damit wir sie bewusst integrieren können, tun sie dies als Spiegelungen und Projektionen .
Eine Spiegelung ist das Auftreten einer Erfahrung, die uns an etwas erinnert, während eine Projektion das Verhalten ist, das wir an den Tag legen, wenn wir reaktiv auf eine solche Erinnerung agieren.
Wenn uns beispielsweise jemand an unseren Vater oder unsere Mutter erinnert, ist dies eine Spiegelung. Wenn wir uns in Gegenwart dieser Person dann wie in der Gegenwart unseres Vaters oder unserer Mutter verhalten, ist dies eine Projektion. Die Spiegelung tritt zuerst ein, gefolgt von der Projektion.
Meistens geschieht dieser Prozess der Spiegelung und Projektion unbewusst. Im Rahmen von The Presence Process nennen wir dies »getriggert werden«, »gereizt werden«, »sich aufregen«, »der Hut geht einem hoch« usw. Wir sehen die Geister aus unserer Vergangenheit (eine Spiegelung)
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