Die Kraft gelebter Gegenwart
eine Spiegelung einer Sache, an die wir uns nicht gerne erinnern möchten. Daher rührt unsere Verärgerung.
In The Presence Process nennen wir ein Ereignis, das uns aufregt oder triggert, den »Boten«. Während dieser erfahrungsbasierten Reise richtet es die Präsenz so ein, dass sie uns absichtlich »Boten« (Spiegelungen unserer Vergangenheit) schickt, die uns bei der Erinnerung an nicht integrierte Erlebnisse aus der Kindheit unterstützen, die wir schon vor langer Zeit aus unserem Bewusstsein verdrängt und verbannt haben.
Warum richtet die Präsenz das so ein? Weil der Einsatz von Spiegelungen (Boten) die einzige Möglichkeit ist, wie wir unsere tief verdrängte Vergangenheit auf eine Art und Weise »sehen« können, die uns befähigt, sie zu integrieren. Das wird so eingerichtet, denn wenn diese verdrängten Erinnerungen nicht an die Oberfläche kommen, damit wir sie bewusst integrieren können, werden sie sich weiterhin auf unsere gegenwärtigen Umstände auswirken. Diese Erfahrungen, mit denen wir konfrontiert werden, sind fast immer unangenehm. Aber sie treten in unser Leben, um uns zu befreien, nicht, um uns zu demütigen.
Wir begegnen diesen »Aufregern« bewusster, wenn wir diese Reise nicht mit der Absicht antreten, dass die Reise einfach ist oder sie uns gut fühlen lässt. Solche Absichten veranlassen uns, den Erfahrungen auszuweichen, die unsere emotionale Entwicklung voranbringen sollen. Diese Erfahrungen und unser bewusstes Fühlen dieser Erfahrungen entwickeln unsere Fähigkeit zur gefühlten Wahrnehmung. The Presence Process fordert uns daher auf, unsere Energie nicht darauf zu verwenden, »uns besser zu fühlen«, sondern darauf, »besser im Fühlen zu werden«.
Wie ist es der Präsenz möglich, uns »Boten« zu senden und damit Möglichkeiten zu schaffen, wie wir uns unserer verdrängten Vergangenheit bewusst werden können, damit wir die Chance bekommen, sie zu integrieren?
Das ist ganz einfach. In der ersten Woche dieses Prozesses wurden wir in die Merkmale der Präsenz eingeführt. Eines dieser Merkmale ist, dass die Präsenz, die wir authentisch sind, immer und eng mit der Präsenz verbunden ist, die in allen Formen des Lebens zu finden ist. Durch dieses Merkmal der Allgegenwart kann die Präsenz Menschen und Umstände in unserer Erfahrung aktivieren, sodass sie Verhalten und Situationen an den Tag legen, die uns an Interaktionen und Vorfälle erinnern, die wir längst verdrängt haben. Dadurch kann uns die Präsenz triggern, wann immer, wo immer, wie immer und mit wem auch immer sie es für sinnvoll hält. Jeder Vorfall, der uns aufregt, tritt nur ein, weil er notwendig ist, um unsere emotionale Entwicklung zu erleichtern.
Die unbewusste Aktivierung von Erinnerungen durch Boten ist ein wesentlicher Bestandteil in The Presence Process. Damit können wir Dinge erreichen, die uns durch konventionelle physische und verbale Therapieverfahren unmöglich sind. Wenn wir an den Punkt kommen, an dem wir diese erfahrungsbasierte Reise abgeschlossen haben, haben wir genug Erfahrung mit solchen Situationen gesammelt, dass wir keine Zweifel mehr hegen, dass dieses »Triggern« absichtlich geschieht. Am Ende der zehn Wochen haben wir genügend eigene Erfahrung gesammelt und wissen, dass wir bei jedem emotionalen »Aufreger« absichtlich herausgefordert werden, um uns unserer stark aufgeladenen Emotionen bewusst zu werden.
Dies zu wissen, macht es nicht einfacher, die »Aufreger« zu erfahren. Leider steht uns der humorvolle Aspekt dieser »Aufreger« normalerweise erst im Rückblick zur Verfügung.
Wenn wir uns aufregen, ist es authentisch, diese Aufregung zu fühlen. Dieses Gefühl ist erforderlich, damit wir unsere Fähigkeit zur gefühlten Wahrnehmung entwickeln können. Unser Bewusstsein des absichtsvollen Einsatzes der Boten befähigt uns allerdings, immer öfter das achtsame Reagieren zu wählen und nicht mehr reaktiv zu agieren.
Die Erkenntnis, dass die Präsenz durch alles und jeden handelt, um emotionales Bewusstsein zu ermöglichen, mag uns etwas erschrecken, weil damit klar wird, dass diese beeindruckende Allgegenwart in jedem einzelnen Augenblick sehr genau ein Auge auf uns persönlich hat. Wir finden diese Erkenntnis jedoch dann tröstlich, wenn uns deutlich wird, dass wir niemals allein, verloren oder ohne Unterstützung sind – oder gewesen sind.
Wenn wir uns der Präsenz nicht bewusst sind, ist das ein Symptom, dass wir schlafen und uns im Traum der »Zeit« bewegen. Solange
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