Die Kraft gelebter Gegenwart
so viel zugemutet, wie wir verkraften können. Wir merken aber auch, dass es nicht weniger ist.
Damit schließen wir die erste Woche ab.
Woche 2
Unsere bewusste achtsame Reaktion der nächsten sieben Tage lautet:
»Ich erkenne meine Spiegelungen und Projektionen«
Erkennen der Boten
Wenn wir The Presence Process vollständig durchlaufen, ist eine der Veränderungen, die wir erleben, eine Entwicklung weg vom reaktiven Agieren hin zum achtsamen Reagieren. Allein diese Anpassung unserer Wahrnehmung der Welt und damit unserer Beziehung zur Welt wirkt sich positiv auf unsere gesamte Erfahrung aus. Wenn wir konsequent das achtsame Reagieren wählen und das reaktive Agieren ignorieren, hat das dauerhafte Folgen.
Wenn die Folgen unserer nicht integrierten, stark aufgeladenen Emotionen mit starker Zeitverzögerung eintreten, scheinen sie unabhängig von irgendwelchen Ursachen zu geschehen. Daher glauben wir, dass die Umstände, mit denen wir konfrontiert sind, uns widerfahren , und glauben nicht daran, dass sie wegen oder durch uns eintreten. Damit können wir uns eine Opfer- oder Siegermentalität bewahren.
Wenn wir uns als Opfer oder als Sieger verhalten, beklagen wir uns über unsere Erfahrungen mit anderen Menschen oder konkurrieren mit ihnen. Aufgrund des Zeitverzugs zwischen Ursache und Wirkung kommt uns nicht in den Sinn, dass wir uns über uns selbst und die Folgen unserer eigenen Handlungen beschweren. Wir erkennen auch nicht, dass wir in Form der Hindernisse, die wir uns selbst in den Weg legen, mit uns selbst ringen. Die Opfer- und Siegermentalität zu pflegen ist wie der Hund, der seinen eigenen Schwanz zu fangen versucht.
Reaktives Agieren beruht auf der Annahme, dass uns die Welt widerfährt . Also müssen wir uns entweder selbst verteidigen oder den Ereignissen unseren Willen aufdrücken. Diese Scharade erscheint angesichts der Umstände, die durch das »Leben in der Zeit« geschaffen werden, authentisch, eine Verfassung, in der unsere Aufmerksamkeit fast ausschließlich auf Spiegelungen der Vergangenheit und Projektionen für die Zukunft gerichtet ist. Die Kluft zwischen dem Reagieren, das aus den stark aufgeladenen Emotionen entsteht, und den physischen, mentalen und emotionalen Folgen dieses Verhaltens ist gerade groß genug, dass wir uns einreden können, dass wir nicht die Ursache unserer gegenwärtigen Umstände sind.
Während wir in der Zeit leben, können wir die energetische Verbindung zwischen Ursache und Wirkung nicht erkennen, denn die energetische Verbindung entfaltet sich in der Gegenwart. Wenn wir uns der Gegenwart nicht bewusst sind, wird sie zu einem blinden Fleck in unserer Wahrnehmung. Dieser blinde Fleck macht es uns unmöglich, die energetische Verbindung zwischen allem Leben wahrzunehmen. Wir können einfach nicht die Kontinuität in allem sehen.
Um in der Lage zu sein, die energetische Verbindung und die Kontinuität allen Lebens wahrzunehmen, ist ein erfahrungsbasiertes Bewusstsein der engen Beziehung zwischen Ursache und Wirkung vonnöten. Wenn wir diese Verbindung nicht erkennen können, erscheint uns unsere Erfahrung chaotisch, willkürlich und ohne Sinn.
Wenn wir in der Zeit leben, verbringen wir unsere Tage damit, den Sinn des Lebens zu ergründen . Wenn wir aber in der Präsenz sind, genießen wir ein Leben, das reich mit Sinn erfüllt ist.
Die Rahmenkonstruktion der Wahrnehmung, die wir »Zeit« nennen, ist eine Erfahrung, in der es scheinbar eine Verzögerung, eine Pause, einen leeren Raum zwischen einer Emotion, einem Gedanken, einem Wort oder einer Handlung und deren Folgen gibt. Durch diese offensichtliche Verzögerung erscheinen die beiden Ereignisse, eine Ursache und ihre Wirkung, ohne Verbindung zu sein. So echt uns diese Verzögerung erscheint, ist sie doch nur ein Trick der Wahrnehmung. Unser reaktives Agieren und seine Folgen sind energetisch verbunden und daher niemals voneinander getrennt.
Wenn wir zum Beispiel schlecht über eine andere Person denken, wird sich diese Person innerhalb weniger Tage uns gegenüber schlecht verhalten. Wenn wir in der Zeit leben, gehen wir automatisch davon aus, dass das schlechte Verhalten dieser Person uns gegenüber eine Bestätigung unserer Opfer- oder Siegermentalität ist. In Wirklichkeit ist es aber die Folge unseres eigenen schlechten Denkens über diese Person.
Was uns bei der Erkennung der energetischen Verbindung zwischen Ursache und Wirkung im Weg steht, ist die Tatsache, dass unsere Aufmerksamkeit physisch
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