Die Kraft gelebter Gegenwart
Fehlfunktion der Wahrnehmung. Unter psychologischen Gesichtspunkten ist es Irrsinn.
Andererseits gibt es durchaus Situationen, in denen wir handeln müssen und in denen ein einfaches Entlassen des Boten nicht angemessen ist. Aber wir müssen unbedingt unseren gesunden Menschenverstand hinzuziehen, bevor wir zur Tat schreiten. Und wir müssen sicherstellen, dass wir nicht nur handeln, um uns besser zu fühlen. Sie erinnern sich: Bei dieser Arbeit geht es nicht darum, sich besser zu fühlen, sondern darum, besser im Fühlen zu werden.
Wenn wir unserer Absicht treu bleiben, achtsam auf unsere Erfahrungen zu reagieren, indem wir unsere bedingungslose Aufmerksamkeit auf den gefühlten Aspekt unserer Erlebnisse gerichtet halten, wird jede Handlung, die sich daraus ergibt, sehr wahrscheinlich ein achtsames Reagieren sein und kein reaktives Agieren. Es ist der Charakter dieser Arbeit, dass wir manchmal aufgerufen sind, »unsere Wahrheit auszusprechen« oder verbal »unsere Grenzlinie zu ziehen«. Manchmal sind wir aufgerufen, dies zu tun, damit wir wissen, dass wir es können und dass die Welt nicht zusammenbricht, wenn wir es tun. Es gibt keine Regeln, wann ein solches Verhalten angemessen ist und wann nicht.
Wenn wir zu unserer Erfahrung stehen, indem wir den gefühlten Aspekt jeder Begegnung respektieren, werden die Folgen jeder unserer Handlungen wahrscheinlich für alle Beteiligten nutzbringend sein. Schlussfolgerung: Wir nutzen unseren gesunden Menschenverstand, vertrauen auf unser inneres Wissen und stellen sicher, dass wir uns so verhalten, dass wir keinen Menschen absichtlich verletzen oder schädigen. Nur uns ist bekannt, was unsere authentische Absicht ist, wenn wir uns auf andere in der Welt einlassen.
In dieser dritten Woche gehen wir in dem Prozess noch einen Schritt weiter. Wenn wir den Boten entlassen haben, ist es nun entscheidend, die beabsichtigte Botschaft anzunehmen – die Einsicht .
Dies ist eventuell zunächst eine Herausforderung, weil wir bisher wahrscheinlich daran gewöhnt waren, immer reaktiv zu agieren, wenn wir emotional getriggert wurden. Da wir nun aber zweimal am Tag unsere Atmung bewusst verbinden und dadurch ständig Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick sammeln, nimmt unser Bewusstsein immer mehr zu. Das Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick ermöglicht es uns zu erkennen, dass alles in unserer Erfahrung, was uns emotional aufregt, ein Werkzeug der Präsenz ist, um uns unsere unbewussten, stark aufgeladenen Emotionen zu spiegeln.
Die Präsenz erreicht dies, indem sie unsere Erfahrung der Welt in einen Spiegeleffekt verwandelt, in dem sich unsere physisch manifestierten Schatten der zutiefst verdrängten, stark aufgeladenen Emotionen zeigen – dem Anschein nach außerhalb von uns. Das erfolgreiche Empfangen der Botschaft setzt voraus:
1. Wir müssen unsere Aufmerksamkeit vom Boten (von dem physischen Ereignis oder dem Verhalten der Person, das uns triggert) abziehen.
2. Wir müssen von der Geschichte zurücktreten, die uns in reaktives Agieren drängt. (Wir müssen uns also von dem mentalen Ereignis lösen.)
3. Wir müssen unsere Aufmerksamkeit darauf richten, wie wir uns als Folge des uns aufregenden Ereignisses fühlen (emotionales Ereignis).
Wir erreichen dies, indem wir uns jedes Mal, wenn wir emotional getriggert werden, folgende Frage stellen:
»Welche Wirkung hat das auslösende Ereignis auf der Ebene der gefühlten Wahrnehmung auf mich?«
Die Antwort auf diese Frage ist nicht eine mentale Beschreibung unseres wahrgenommenen emotionalen Zustands, sondern unsere gefühlte Erfahrung durch gefühlte Wahrnehmung. – Es geht also um einen emotionalen Zustand, den wir fühlen .
In anderen Worten ist die Antwort weder verbal noch mental, sondern eine Erfahrung der direkt gefühlten Wahrnehmung. Direkt gefühlte Wahrnehmung führt unsere Aufmerksamkeit nach innen auf die Ursache, während eine verbale Beschreibung unserer Erfahrung die Aufmerksamkeit nach außen, auf die Wirkung, richtet. Wenn wir diese Anwendung gefühlter Wahrnehmung erfassen, verstehen wir, wo und warum traditionelle, verbale Therapien bei der effizienten Einwirkung auf die Ursache versagen.
Wenn ein Therapeut seinen Klienten fragt: »Wie fühlen Sie sich damit?«, stellt der Therapeut die richtige Frage. Aber ab diesem Punkt machen viele Therapeuten den Fehler, die Aufmerksamkeit des Klienten von der Ursache weg und nach außen auf die mentale Ebene zu führen, indem sie sie ermutigen, die Frage
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