Die Kraft gelebter Gegenwart
Suche nach bestimmten, sich wiederholenden emotionalen Signaturen ist die Erkenntnis, dass sich zentrale, stark aufgeladene Emotionen etwa alle sieben Jahre wiederholen. Wenn wir Schwierigkeiten haben, den Pfad der emotionalen Reaktionen zurückzuverfolgen, kann es hilfreich sein, ab dem jüngsten Auftreten etwa sieben Jahre zurückzudenken und sich zu fragen, wie sich die Emotionen in dieser Zeit bemerkbar gemacht haben. Wenn wir diese Technik anwenden, können wir zu einem Punkt zurückkehren, der nahe an oder mitten in der Erfahrung aus der Kindheit liegt.
Es ist normal, wenn wir uns etwas bemühen müssen, um auf das erste, ursächliche Ereignis zuzugreifen, weil es sehr wahrscheinlich eingetreten ist, bevor wir die mentale Fähigkeit entwickelt hatten, mit der wir ein Konzept der Erfahrung hätten bilden können. Das zentrale Ereignis kann bei unserer Geburt oder im ersten oder zweiten Jahr unseres Lebens geschehen sein, zu einer Zeit also, in der unsere Interaktionen mit der Welt vorrangig über gefühlte Wahrnehmung vonstatten gingen. Damit ist das Ereignis als gefühlte Resonanz ohne zugehöriges mentales Konzept verzeichnet.
Bis zu einem gewissen Grad lebt jeder in fortgesetztem reaktivem Agieren. Solange wir »in der Zeit leben«, finden die Ereignisse dieser Welt als unbewusste Dramatik statt, wobei unsere Vergangenheit und die Projektion unserer Zukunft das Drehbuch für unsere laufende Erfahrung schreiben. The Presence Process ist eine Chance, aus diesem festgelegten Drama aufzuwachen.
Der erste Schritt zum Erwachen ist zu lernen, einen Hinweis für unser Verhalten daraus zu ziehen, was sich jetzt entfaltet, nicht reaktiv daraus, was in der Vergangenheit geschehen ist oder was wir glauben, dass in der Zukunft geschehen könnte.
In der Lage zu sein, die Resonanz der Gegenwart von den Geistern der Vergangenheit und den Phantomen der Zukunft zu unterscheiden, erfordert die Fähigkeit, Spiegelungen und Projektionen von authentischen Begebenheiten zu differenzieren. Darum schulen wir uns jetzt selbst darin, uns von der Auseinandersetzung mit den »Boten« zu distanzieren, und lenken unsere Konzentration stattdessen auf die »Botschaften«, die sie bringen.
Indem wir uns innerlich die drei Fragen unten stellen, wenn wir emotional getriggert sind, und nicht unsere Aufmerksamkeit nach außen projizieren, gewinnen wir tiefgründige Einsichten in die Quelle unseres sich wiederholenden, emotionalen Verhaltens.
1. »Welche Wirkung hat das auslösende Ereignis auf der Ebene der gefühlten Wahrnehmung auf mich?« Wir beantworten diese Frage, indem wir das aufsteigende Unbehagen durch gefühlte Wahrnehmung annehmen.
2. »Wann habe ich genau diese unbehagliche, gefühlte Resonanz vor diesem gegenwärtigen Ereignis schon einmal erlebt?«
3. »Wann habe ich genau diese unbehagliche, gefühlte Resonanz vor diesem vergangenen Ereignis schon einmal erlebt?« Wir stellen uns diese Frage immer wieder, bis wir uns nach unseren besten Möglichkeiten der Ursache nähern.
In The Presence Process wird der Zugriff auf die Informationen des Boten durch die obigen Fragen »verstehen« genannt. Wir können dies auch so sehen, dass wir uns dem Empfangen der Einsichten öffnen. Indem wir uns entscheiden, unsere Aufmerksamkeit von dem physischen Ereignis abzuziehen, das uns aufregt und das die Spiegelung unserer stark aufgeladenen Emotionen in Form des Boten ist, und sie stattdessen auf die gefühlte Resonanz der emotionalen Reaktion richten, die wir erfahren, verstehen wir und machen dabei einen Sprung in unserer Wahrnehmung weg von einer Opfer- oder Siegermentalität.
Unsere Entscheidung, achtsam zu reagieren statt reaktiv zu agieren, neutralisiert mit der Zeit unseren unbewussten, automatischen Impuls, reaktiv agieren zu wollen. Außerdem werden die Ereignisse, von denen wir anfangs dachten, dass sie willkürlich und chaotisch auftreten, zu Juwelen der Einsicht in unsere Verhaltensmuster. Diese Einsichten sind der Rohstoff unserer emotionalen Entwicklung.
Indem wir diese Technik mit den Fragen anwenden, wird uns mehr und mehr bewusst, dass das physische, mentale und emotionale Unbehagen in unserer derzeitigen Erfahrung überhaupt nicht willkürlich ist. Indem wir »verstehen«, können wir die Einsicht empfangen, dass alles, was uns emotional aufrührt und unangenehm berührt, Teil eines wiederkehrenden Musters ist, das in der Vergangenheit verankert ist und unbewusst durch die nicht integrierten, stark aufgeladenen
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