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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Jambalaya. »Darf ich euch noch zwei Bier bringen?«
    Carson sagte: »Warum zum Teufel eigentlich nicht?«
    »Wir feiern nämlich heute«, erklärte Michael der Kellnerin.
    »Haben Sie Geburtstag?«
    »Nein«, sagte er, »aber man könnte es fast meinen, wenn man bedenkt, wie lieb sie zu mir ist.«
    »Ihr beide seid ein goldiges Paar«, sagte die Kellnerin und ging, um das Bier zu holen.
    »Goldig?« , knurrte Carson.
    »Du brauchst sie deshalb nicht gleich zu erschießen«, setzte sich Michael für die Kellnerin ein. »Wahrscheinlich hat sie drei Kinder und eine schwerkranke Mutter, die sie unterstützen muss.«
    »Dann sollte sie sich genauer überlegen, was sie sagt«, murrte Carson.
    Wieder trat ein längeres Schweigen ein, während sie Jambalaya aßen und Bier tranken, bis Michael schließlich sagte: »Wahrscheinlich sind alle leitenden Posten in der Stadtverwaltung mit Victors Leuten besetzt.«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Und der unseres eigenen geliebten Chefs.«
    »Der ist wahrscheinlich schon seit Jahren ein Replikant.«

    »Und vielleicht die Hälfte aller Bullen.«
    »Vielleicht mehr als die Hälfte.«
    »Die hiesige Niederlassung des FBI.«
    »Alles seine«, prophezeite sie.
    »Die Zeitungsleute und die bei den Regionalsendern?«
    »Seine.«
    »Jetzt mal davon abgesehen, ob das alles seine Leute sind oder nicht: Wann hast du das letzte Mal einem Reporter getraut? «
    »Die haben doch keinen Schimmer«, stimmte sie ihm zu. »Sie wollen alle die Welt retten, aber letzten Endes helfen sie nur mit, das Weidenkörbchen zu flechten.«
    Carson sah auf ihre Hände hinunter. Sie wusste, dass ihre Hände kräftig waren und zupacken konnten; sie hatten sie noch nie im Stich gelassen. Und doch wirkten sie in diesem Moment zart, fast schon zerbrechlich.
    Sie hatte einen beträchtlichen Teil ihres Lebens einem Feldzug gewidmet, der dazu dienen sollte, den Ruf ihres Vaters wiederherzustellen. Auch er war Bulle gewesen und von einem Rauschgifthändler abgeknallt worden. Sie behaupteten, ihr Dad sei korrupt gewesen und hätte tief im Drogengeschäft gesteckt, und er sei von der Konkurrenz erschossen worden oder weil ein Deal aufgeflogen war. Ihre Mutter hatten sie auch gleich umgelegt.
    Sie hatte immer gewusst, dass diese offizielle Version der Geschichte eine Lüge sein musste. Ihr Dad war auf etwas gestoßen, was einflussreiche Leute geheim halten wollten. Jetzt fragte sie sich, ob es sich vielleicht nur um eine einzige mächtige Person gehandelt hatte – Victor Helios.
    »Was können wir überhaupt noch tun?«, fragte Michael.
    »Darüber habe ich gerade nachgedacht.«
    »Das dachte ich mir schon«, sagte er.
    »Wir töten ihn, bevor er uns töten kann.«
    »Leichter gesagt als getan.«

    »Nicht, wenn man bereit ist, zu sterben, um ihn zu kriegen.«
    »Bereit bin ich«, sagte Michael, »aber scharf darauf bin ich nicht.«
    »Du bist doch nicht wegen der hohen Rentenbezüge Bulle geworden.«
    »Du hast vollkommen Recht. Ich wollte nur die Massen unterdrücken. «
    »Ihre bürgerlichen Rechte verletzen«, sagte sie.
    »Das macht mich immer an.«
    Sie sagte: »Wir werden Waffen brauchen.«
    »Wir haben Waffen.«
    »Wir werden schwerere Geschütze brauchen.«

10
    Erikas Ausbildung im Tank hatte sie nicht auf den Umgang mit einem Mann vorbereitet, der sich die Finger abbiss. Hätte sie ihr Studium an einer realen und nicht an einer virtuellen Universität absolviert, dann hätte sie vielleicht auf der Stelle gewusst, was in solchen Fällen zu tun war.
    William, der Butler, war einer der Angehörigen der Neuen Rasse, was hieß, dass sich seine Finger nicht so leicht abbeißen ließen. Er musste großen Fleiß darauf verwenden.
    Allerdings hatten auch seine Kiefer und seine Zähne ähnlich prachtvolle Verbesserungen erfahren wie die Finger mit der ungeheuren Knochendichte. Andernfalls wäre diese Aufgabe nämlich nicht nur schwierig, sondern unmöglich gewesen.
    Nachdem er bereits den kleinen Finger, den Ringfinger und den Mittelfinger seiner linken Hand amputiert hatte, war William jetzt mit dem Zeigefinger beschäftigt.
    Die drei abgetrennten Finger lagen auf dem Fußboden.
Einer war so gekrümmt, als würde er Erika näher locken wollen.
    Wie die meisten anderen von seiner Sorte konnte William durch einen reinen Willensakt jede Wahrnehmung von Schmerz unterdrücken. Das hatte er eindeutig getan, denn er schrie nicht und wimmerte nicht einmal.
    Beim Nagen murmelte er wortlos vor sich hin. Als es ihm gelungen

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