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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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je zuvor in den vier Monaten, seit er dem Tank entstiegen ist.
    Seine Suche nach dem Geheimnis des Glücks hat ihn hierher geführt, aber zunächst einmal hat er etwas anderes gefunden: ein Zuhause .
    Hier fühlt er sich auf eine Weise zugehörig, die er in den Händen der Barmherzigkeit nie empfunden hat. Er fühlt sich so geborgen hier, dass er braune Nahrung zu sich nehmen kann. Vielleicht wird er sich später sogar über das rosa und gelb gemaserte Erdbeerbananeneis hermachen. Innerhalb dieser schützenden Wände erscheint ihm alles möglich, wenn es auch noch so gewagt sein mag.
    Als er die Kilopackung Schokoladeneis zur Hälfte verspeist
hat, weiß er, dass er nie mehr von hier fortgehen wird. Hier ist er zu Hause.
    Im Laufe der Geschichte sind die Männer der Alten Rasse immer wieder für ihr Zuhause gestorben – und haben für seinen Erhalt getötet. Randal sechs weiß ein bisschen was über Geschichte, die üblichen zwei Gigabytes, die der Download im Tank umfasst.
    Aus diesem Frieden herausgerissen und in die grelle, lärmende Welt hinausgeworfen zu werden käme fast dem Tod gleich. Daher sollte jeder Versuch, ihn zum Verlassen des Hauses zu zwingen, als Mordanschlag betrachtet werden, der eine schnelle, todbringende Reaktion rechtfertigt.
    Hier ist er zu Hause. Und sein Anrecht darauf wird er mit allen Mitteln verteidigen.
    Er hört Schritte die Treppe herunterkommen.

29
    Gunny Alecto, eine Gerümpelraupenfahrerin, kam in die Hütte, die als Büro des Verwalters diente, setzte sich auf die Kante von Nick Friggs Schreibtisch und sagte: »Ramsch Raster Raben Rassel Rappel.«
    Nick erwiderte nichts darauf. Sie hatte lediglich Anfangsschwierigkeiten; wenn er sich bemüht hätte, das Wort zu erraten, nach dem sie suchte, hätte er sie nur noch mehr verwirrt.
    »Raffen Raffzahn Rappen Rattan Ratten. Ratten! « Sie hatte das gewünschte Substantiv gefunden. »Ist dir das mit den Ratten schon aufgefallen?«
    »Was ist mit ihnen?«
    »Was ist womit?«

    »Mit den Ratten, Gunny.«
    »Ist es dir auch schon aufgefallen?«
    »Ist mir was aufgefallen?«
    »Die Ratten sind verschwunden«, sagte sie.
    »Wohin verschwunden?«
    »Wenn ich das wüsste, würde ich dich nicht fragen.«
    »Mich was fragen?«
    »Wo die Ratten sind.«
    »Wir haben immer Ratten gehabt«, sagte Nick.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht hier. Nicht jetzt. Nicht mehr.« Gunny sah aus wie ein Filmstar, wenn man davon absah, wie verdreckt sie war. Nick wusste nicht, warum Victor ihr dieses umwerfende Aussehen gegeben und sie dann der Mülldeponie zugeteilt hatte. Vielleicht belustigte ihn der Gegensatz zwischen ihrem Aussehen und ihrer Arbeit. Vielleicht hatte ihm eine Angehörige der Alten Rasse als Vorbild gedient, eine Frau, die ihn abgewiesen oder sich durch etwas anderes seinen Groll zugezogen hatte.
    »Warum gehst du nicht einfach raus und suchst nach Elefanten? «, schlug Gunny vor.
    »Wovon redest du – Elefanten?«
    »Die wirst du dort genauso wenig finden wie Ratten. Wenn ich den Müll platt walze, scheuche ich ständig ganze Rudel von den Viechern auf, und jetzt habe ich schon seit drei Tagen keine einzige Ratte mehr gesehen.«
    »Vielleicht graben sie sich immer tiefer ein, je höher wir die Grube füllen.«
    »Dann haben wir also fünf Stück?«, fragte Gunny.
    »Fünf Ratten?«
    »Ich habe gehört, heute seien fünf Angehörige der Alten Rasse tot abgeliefert worden.«
    »Ja. Plus drei tote Schiefgegangene«, sagte Nick.
    »Dann wird das ja ein lustiger Abend«, sagte sie. »Mann, ist das heiß heute.«

    »Was kann man von einem Sommer in Louisiana schon anderes erwarten?«
    »Ich beklage mich nicht darüber«, sagte sie. »Ich mag die Sonne. Ich wünschte, die Sonne würde auch nachts scheinen.«
    »Wenn die Sonne schiene, wäre es nicht Nacht.«
    »Genau darin liegt ja das Problem«, stimmte ihm Gunny zu.
    Die Verständigung mit Gunny Alecto konnte reichlich verzwickt sein. Sie sah toll aus, und als Gerümpelraupenfahrerin machte sie sich so gut wie alle anderen auch, aber ihre Gedankengänge entwickelten sich, wie man ihren Bemerkungen entnehmen konnte, nicht immer geradlinig.
    Sämtliche Angehörigen der Neuen Rasse fügten sich in eine Rangordnung. An der Spitze standen die Alphas, die herrschende Elite, gefolgt von Betas und Gammas.
    Als Verwalter der Mülldeponie war Nick ein Gamma. Seine Mannschaft bestand ausschließlich aus Epsilons.
    Epsilons waren für die groben Arbeiten bestimmt und entsprechend programmiert. Sie standen

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