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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Victor auf die eine Waagschale und seinen Eigennutz auf die andere legte, fragte er sich, warum er überhaupt darauf angelegt war, ein absoluter Materialist zu sein, wenn man dann von ihm verlangte, sich noch um andere zu kümmern. Weshalb sollte er sich eigentlich für etwas anderes als seine eigenen Bedürfnisse interessieren – abgesehen davon, dass sein Schöpfer ihn ausschalten würde, wenn er ihm ungehorsam war? Weshalb sollte es für ihn eine Rolle spielen, ob die Neue Rasse sich emporschwang, wenn man bedachte, dass diese Welt keinen transzendenten Sinn hatte? Wozu sollte es gut sein, die Menschheit auszurotten und die Herrschaft über die gesamte Natur an sich zu reißen, wozu sollte es gut sein, anschließend zu den Sternen weiterzuziehen, wenn die gesamte Natur – von einem Ende zum anderen – ja doch nichts weiter war als eine blödsinnige Maschine, deren Entwurf keinen Sinn hatte? Wozu sollte man anstreben, der Herrscher über ein Nichts zu sein?
    Benny war als ein Mann der Tat erschaffen worden, ständig in Bewegung und stets aktiv, ein Mann, der tötete. Er war nicht dazu entworfen worden, sich allzu viele Gedanken über philosophische Fragen zu machen.
    »Tiefsinnige Gedanken solltest du den Alphas und den Betas überlassen«, sagte er.
    »Das tue ich doch«, sagte Cindi.
    »Ich habe nicht mit dir gesprochen. Ich rede mit mir selbst.«
    »Das habe ich bisher noch nie an dir erlebt.«
    »Ich fange ja auch gerade erst damit an.«
    Sie zog die Stirn in Falten. »Woher soll ich dann wissen, wann du mit mir sprichst und wann mit dir selbst?«

    »Ich werde nicht oft mit mir selbst reden. Vielleicht sogar nie wieder. Dazu finde ich mich nicht interessant genug.«
    »Wir wären beide interessanter, wenn wir ein Baby hätten.«
    Er seufzte. »Es wird so kommen, wie es kommen soll. Wir werden so lange alle ausschalten, die wir ausschalten sollen, bis unser Schöpfer uns ausschaltet. Alles Weitere entzieht sich unserem Einfluss.«
    »Ibos Einfluss entzieht es sich nicht«, sagte sie.
    »Er, der rot ist.«
    »Richtig. Möchtest du, dass ich dich mal mitnehme, damit du Zozo Deslisle kennen lernst und sie dir ein Gris-Gris gibt, das glücklich macht?«
    »Nein. Ich will nichts weiter, als diese Bullen fesseln und sie aufschneiden und hören, wie sie schreien, wenn ich ihnen die Eingeweide im Leib umdrehe.«
    » Du warst es doch, der zu mir gesagt hat, ich soll weiterfahren«, rief sie ihm in Erinnerung.
    »Ich habe mich geirrt. Lass uns sie schleunigst wieder finden. «

37
    Victor saß an seinem Schreibtisch im Zentrallabor und legte eine Plätzchenpause ein, als Annunciatas Gesicht mit all den grandiosen digitalen Details auf seinem Computerbildschirm erschien.
    »Mr Helios, Werner hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, dass er in Randals Zimmer ist und explodiert.«
    Obwohl Annunciata keine echte Person war, sondern nichts weiter als eine Manifestation komplizierter Software, sagte Victor gereizt: »Du baust schon wieder Mist.«

    »Wie bitte, Sir?«
    »Das kann er nicht zu dir gesagt haben. Sieh dir seine Nachricht noch einmal an und übermittele sie mir korrekt.«
    Werner hatte persönlich eine Durchsuchung von Randals Zimmer vorgenommen und sich die Mühe gemacht, alles durchzusehen, was Randal auf seinem Computer hatte.
    Annunciata meldete sich wieder zu Wort: »Mr Helios, ich bin von Werner gebeten worden, Ihnen auszurichten, dass er in Randals Zimmer ist und explodiert.«
    »Kontaktiere Werner und bitte ihn, seine Nachricht noch einmal zu wiederholen, und melde dich erst dann wieder bei mir, wenn du sie richtig verstanden hast.«
    »Ja, Mr Helios.«
    Er hatte die Hand mit dem letzten Bissen eines Erdnussbutterplätzchens an seine Lippen gehoben und zögerte jetzt, da er erwartete, dass sie Helios wiederholen würde, doch sie tat es nicht.
    Als Annunciatas Gesicht vom Bildschirm verschwand, aß Victor den letzten Happen und spülte ihn mit Kaffee hinunter.
    Annunciata kehrte auf den Monitor zurück. »Mr Helios, Werner wiederholt, dass er tatsächlich explodiert und die Dringlichkeit der Situation betonen möchte.«
    Victor sprang auf und warf seinen Kaffeebecher an die Wand, an der er mit wohltuendem Getöse zerschellte.
    Mit gepresster Stimme sagte er: »Annunciata, jetzt wollen wir doch mal sehen, ob du überhaupt noch zu etwas taugst. Verständige die Putzkolonne. Im Zentrallabor ist Kaffee verschüttet worden.«
    »Ja, Mr Helios.«
    Das Zimmer von Randal sechs lag im zweiten Stock, wo sich die

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